Blütezeit für Gärtner

Kategorie: Natur


Die Coronakrise hat die Welt verändert, bis in den Garten hinein. Was das bedeutet ? Frances und Remo Vetter machen sich Gedanken über den eigenen Gartenzaun hinaus.




Remo und ich sind überzeugt davon, dass die umweltverträgliche Zukunft für viele von uns auch die Produktion eigener Nahrungsmittel mit sich bringen wird. Wir können dies erreichen, indem wir derzeit unproduktive und brachliegende Flächen und Gebiete nutzen, wie dies zum Beispiel nach dem 2. Weltkrieg in vielen Ländern der Fall war, auch in der Schweiz («Anbauschlacht» Plan Wahlen: «Trutz der Not durch Schweizerbrot»). Erst vor Kurzem hat der Mensch in weiten Teilen der industriellen Welt aufgehört, sein Gemüse und seine Früchte selbst anzubauen und selbst oder im Austausch mit umliegenden Partnern und Freunden für Fleisch, Milch und Käse zu sorgen. An Stelle von Gemüsegärten wurden weltweit vielerorts Parks, Golfplätze, Rasenflächen und Vorgärten angelegt, die allmählich zu Statussymbolen wurden. Es war eine Art, dem Nachbarn zu sagen: «He, seht mal, wie wohlhabend wir sind! Wir müssen unser Land nicht nutzen, um unsere eigenen Lebensmittel anzubauen!» Und so gibt es heute in den USA circa 20 Millionen Hektaren ungenutzter Vorgärten und Parkflächen. Ein riesiges Potenzial! In den vergangenen Jahrzehnten haben wir uns mehr und mehr von der Produktion unserer Nahrungs- und Lebensmittel abgekoppelt und sind von Industriebetrieben abhängig geworden. Die industriell produzierte Nahrung ist oft angereichert mit Stabilisatoren und anderen problematischen Zusatzstoffen (E-Nummern) und verunreinigt mit Hormonen und Agrarchemikalien. Seit einigen Jahren halten auch genetisch veränderte Organismen Einzug in unser Essen, Organismen, die in Laboratorien aus «lebensmittelähnlichen» Substanzen hergestellt werden. Dieses System der Nahrungsmittelproduktion belastet, ja vergiftet nicht nur die Menschen, sondern auch die Nutztiere, das Land, das Wasser und die Luft. Im Laufe der Zeit hat dies zu einem allgemeinen Rückgang des körperlichen und emotionalen Wohlbefindens geführt – und zu einem dramatischen Verlust der Artenvielfalt. Ich denke, die weltweiten klimatischen Vorkommnisse und die Virus-Problematik der letzten Monate hat viele Menschen wachgerüttelt; und ich glaube, dass wir zu einem lokalen, nachhaltigen Leben zurückfinden werden – zum Beispiel, indem wir Gärten anlegen und wieder vermehrt unsere eigenen gesunden Lebensmittel kultivieren und mit unseren Ressourcen schonender und bewusster umgehen. So können wir auch Abhängigkeiten reduzieren, was gerade für Krisenfälle wichtig ist. Auf in den Garten! Der Sommer ist für Remo und mich die Zeit, in der die Arbeit draussen so richtig Spass und Freude macht. Das Gärtnern ist angenehm, denn die anstrengenden Tätigkeiten wie das Vorbereiten der Beete, Säen und Pflanzen sind abgeschlossen. Wichtig ist, dass die Routinearbeiten nicht vernachlässigt werden. Das heisst: immer wieder jäten, beziehungsweise mit der Pendelhacke die Beete durchkratzen, um den Boden unkrautfrei zu halten und die Schädlinge im Auge zu behalten. Die Gartenarbeit im Frühjahr hat sich gelohnt: Der Sommergarten überwältigt uns in diesen Tagen und Wochen mit Farben und Blüten, und wir geniessen die sonnigen Tage ausgiebig. Nachdem die gröbsten Pflanzarbeiten abgeschlossen sind, gilt es vor allem fleissig zu giessen, mässig zu düngen und ordentlich zu ernten: Das Obst wird reif, die Kräuter blühen und was der Gemüsegarten hergibt, füllt unseren Erntekorb Tag für Tag. So liefern uns Garten, Beete und Töpfe täglich eine bunte, vitaminreiche Auswahl Gaumenschmaus. Das richtige Bewässern Zu den wichtigsten Arbeiten an heissen Sommertagen gehört das Wässern der Pflanzen. Am besten giesst man frühmorgens, denn in der Mittags- und Nachmittagshitze verdunstet das Wasser sehr schnell; zudem können Wassertropfen auf den Blättern zu Verbrennungen führen, da sie Sonnenstrahlen wie ein Brennglas bündeln. Wir haben ausserdem festgestellt, dass es so auch zu weniger Schneckenbefall kommt, denn die Pflanzen haben den Tag über Gelegenheit abzutrocknen, bevor nach Sonnenuntergang die gefrässigen Plagegeister auftauchen, die von der Feuchtigkeit zusätzlich angezogen werden. Wer am Abend wässert, läuft also Gefahr, dass sich die Schnecken nachts hemmungslos über die Pflanzen hermachen. Das gilt besonders für Jungpflanzen, die man allenfalls mit einem Schneckenzaun oder einer übergestülpten Pet-Flasche (nur nachts!) schützen kann. Jungpflanzen müssen auch häufiger gegossen werden, da sie noch keine starken und tiefen Wurzeln ausgebildet haben. Prinzipiell sollte man nur die Erde um die Pflanzen herum giessen und nicht die ganze Pflanze mit Wasser benetzen, da sich sonst Pilze rasch auf den Blättern ausbreiten können. Die Vorteile des Mulchens Das Mulchen ist ein fester und unverzichtbarer Bestandteil im Biogarten. Es unterstützt den Garten und den Gärtner in vielerlei Hinsicht. So schützt eine zwei, drei Zentimeter dicke Mulchschicht die Bodenoberfläche vor Regen, Sonne, Schnee, Frost und Erosion; der Boden trocknet im Sommer weniger schnell aus, folglich muss weniger gewässert werden, was zum einen Arbeit spart und zum anderen auch ein auch im Wasserschloss Schweiz nicht zu unterschätzender ökologischer Aspekt ist. Ausserdem verhindert die Mulchschicht die Unkrautbildung, denn ohne Licht und Luft gedeihen auch Unkräuter nicht. Wir verwenden als Mulchschicht hauptsächlich Rasenschnitt, gehäckselten Strauchschnitt, Gartenabfälle und gehäckseltes Laub. Aber Achtung: Die Mulchschicht darf nicht zu dicht und hoch sein, da es sonst zu Fäulnisbildung kommen kann! //



Gartenarbeiten im Juli


Nutzgarten

● Regelmässig Unkraut jäten und die Erde mit der Pendelhacke auflockern.

● Beete und Rabatten mulchen.

● Starkzehrer benötigen eine flüssige Düngung, am besten mit Brennnessel- und Beinwell-Auszügen. Zu den Starkzehrern gehören Tomaten, Kürbisse, Melonen, Gurken, Sellerie, alle Kohlarten, Gemüsepaprika, Spargel und Rhabarber.


● Lauch anhäufeln, damit er schöne weisse Schäfte entwickelt.

● Gurken bei Hitze regelmässig giessen. Zu trockener Boden verursacht Wachstumsstörungen und bittere Früchte!

● Tomaten: Seitentriebe regelmässig ausgeizen, so hat die Pflanze mehr Energie zur Fruchtbildung.

● Aussaat von Spätgemüse wie Spinat, Feldsalat, Knollenfenchel, Karotten, Randen.

● Wurzelgemüse regelmässig ausdünnen.

● Regelmässiges Ernten von Gurken und Zucchini erhöht den Ertrag.

● Kräuter ernten und konservieren.

● Kräuter vermehren.

● Kräuter regelmässig nachsäen.

● Sommerschnitt der Obstgehölze.

● Erdbeeren für das nächste Jahr pflanzen.

● Kompost wässern: um den Verrottungsprozess am Laufen zu halten, gelegentlich giessen.

● Regelmässiges Lüften im Gewächshaus, denn Hitzestau schadet den Pflanzen. Für Beschattung sorgen (Netze, weisser Anstrich, Schilfmatten).

● Frühkartoffeln ernten. Nach den Frühkartoffeln ist der Boden ideal für Erdbeeren als Folgekultur.

● Bei Salaten kann man jetzt aus dem -Vollen schöpfen: Kopfsalat, Eissalat, Pflücksalat und Kräuter sind erntereif.

● Buschbohnen, Karotten, Rettiche, Frühlingszwiebeln, Schalotten, Perlzwiebeln, Gurken, Zucchini, Paprika, Neuseeländer Spinat und Mangold ernten.




Aussaaten

● In der ersten Juliwoche wird es Zeit für die letzte Aussaat von Buschbohnen.

● Karotten, Fenchel, Schnittsalat, Zuckerhutsalat, Winterrettich, Radieschen, Spinat und Randen für die Herbsternte säen.

● Ab Mitte Juli beginnt die Aussaat von Chinakohl und Pak Choi.

● Gegen Ende des Monats Frühlings-zwiebeln säen.

Pflanzen

● Eissalat, Endivien, späte Kohlrabi, -Grünkohl und Frühsorten von Wirsing und Blumenkohl.


Ziergarten

● Aussaat von zweijährigen Sommerblumen bis Ende des Monats.

● Narzissen teilen.

● Heckenschnitt.

● Stauden zurückschneiden und düngen.

● Rosen veredeln.

● Beete hacken und Unkraut entfernen.

● Sommerzwiebeln, Rosen und Pfingstrosen düngen.

● Verblühte Blüten von Sommerflieder entfernen.

● Herbstkrokusse pflanzen.

● Schwertlilien pflanzen.

● Dahlien stützen.

● Rasen nicht zu kurz schneiden (ca. 5 –7 cm), so braucht er nicht so viel Wasser.

● Rasen bei längerer Trockenheit giessen.

● Formschnitt der Hecken.

● Kletterpflanzen an Kletterhilfen binden.


Gartenarbeiten im August

Nutzgarten

● Bei den Tomaten laufend alle Geiztriebe entfernen. Auch die unteren Blätter, die meist als erste von der Krautfäule befallen werden, entfernen. Eine letzte Düngung tut den Pflanzen gut.

● Die nächste Folge Pflücksalat und Chinakohl ist in den ersten Augusttagen fällig. Chinakohl direkt aufs Beet säen und später auf circa 30 cm Abstand vereinzeln. So gedeiht er besser, als wenn er umgepflanzt wird.

● Bis Mitte August sollten auch die Frühlingszwiebeln gesät sein. Sie liefern im zeitigen Frühjahr das erste essbare Grün und im Frühsommer weisse, milde Zwiebeln. Sinnvoll ist es, die Frühlingszwiebeln in Mischkultur mit Feldsalat anzusäen: Abstand der Zwiebelreihen 30 cm, dazwischen zwei bis drei Reihen Feldsalat.

● Radieschen können ebenfalls noch gesät werden. Sie eignen sich gut als Zwischenkultur. Im späten Sommer verwenden wir die schnellwüchsigen Sorten. Radieschen brauchen viel Sonne und sollten nur circa 1 cm tief gesät werden. Das Beet mit Vliesabdeckungen schützen, damit die Gemüsefliege keine wurmigen Radieschen beschert.

● In der ersten Monatshälfte werden auch die schwarzen Winterrettiche oder der Münchner Bierrettich gesät.

● Ab Mitte August Feldsalat und Spinat säen. Auf unkrautfreien Beeten, den Feldsalat breitwürfig aussäen, sonst in Reihen (zum Beispiel zwischen die Frühlings-zwiebeln).

● Im August gesäte Petersilie keimt sehr zügig.

● Jetzt ist auch Zeit, die vorgezogenen Salate und Gemüse wie Endivien, Blumenkohl, Kohlrabi, Winterporree und Knollenfenchel ins Beet zu pflanzen.

● Gemüsebeet mulchen, um Feuchtigkeit im Boden zu halten.

● Auf freien Beeten, die wir nicht mehr bepflanzen Gründüngung aussäen z. B. Buchweizen, Senf, Lupine, Klee oder Phacelia.

● Kohlrabi regelmässig giessen. Bei zu langer Trockenheit und darauffolgenden Nassperioden durch Regen platzen die Knollen auf.


Ziergarten

● Ab der zweiten Monatshälfte frühjahrsblühende Blumenzwiebeln stecken.

● Abgeblühte Stauden zurückschneiden.

● Lavendel nach der Blüte abschneiden.

● Verblühte Rosen abschneiden.

● Blumensamen sammeln.

● Robuste Sommerblumen für das nächste Jahr direkt ins Beet säen.






Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.








Fotos: istockphoto.com | dave brüllmann, at verlag | www.at-verlag.ch

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