Heilkraft der Bäume

Kategorie: Natur


Bäume können auf mannigfache Weise heilend wirken. Das geht weit über das «Waldbaden» hinaus. Lassen Sie sich ein auf Begegnungen der bäumigen Art.



Auch wenn es schon einige Jahre her ist, erinnere ich mich immer wieder an jene Begegnung im Park des Klosterhotels Kreuz in Mariastein in der Gemeinde Metzerlen-Mariastein SO. Im Rahmen eines Seminars beschäftigten wir uns mit der Ausstrahlung von Bäumen. Ich habe mir eine mächtige Hängebuche am Rande des Parks ausgesucht und liess mich auf sie ein. Ich näherte mich ihr mit langsamen Schritten unter ihrem schützenden Blätterdach der ausladenden Äste hindurch, die bis zum Boden reichten. Es ist schwer, dieses Gefühl, das in mir aufkam, in Worte zu fassen. Ich spürte eine zunehmende Wärme, Geborgenheit und starke Emotionalität, die sich in mir breitmachte. Ich fühlte mich umarmt von diesem Baum. Wie ein Kind im Bauch seiner Mutter. Was für eine Begegnung, die heute noch nachklingt!


Bäume als wundersame Seelenführer «Es gibt unzählige Geschichten von Männern und Frauen, die zum ersten Mal ganz bewusst die Kraft eines Baumes in ihrem eigenen Körper, ja in ihrem Herzen fühlen», schreibt Helena Koch, Autorin der Bücher «Stärke Deine Seele mit den 12 Baumenergien» und «Vom Lebensbaum zum Seelenstern». Koch leitet auch Seminare, bei denen die energetische Wirkung von Bäumen im Zentrum steht. Da war zum Beispiel eine Kursteilnehmerin mittleren Alters, die Probleme mit ihrem Rücken hatte. Im Rahmen einer Übung lehnte sie sich an eine Tanne. «Sie schilderte mir, wie sie plötzlich eine innere Stimme hörte», erzählt Helena Koch. «Daraufhin fühlte sie, wie sich ihr Rücken aufrichtete und sich Verspannungen langsam lösten.» Doch wie ist das möglich? «Die Frau blickte den Stamm entlang hin zur Krone und erkannte die klare Ausrichtung der Tanne. Dabei wurde ihr bewusst, dass diese klare Aufrichtung in ihrem eigenen Leben oft fehlte.» Doch was genau passierte bei dieser Begegnung? Wie kam es zu dieser Erkenntnis der Frau, als sie sich an der Tanne anlehnte? Bäume können ja schliesslich nicht sprechen, oder? Es finde allemal eine Kommunikation statt, meint Koch. Sie spricht von einer Reise zu sich selbst, zu der Bäume uns einladen: «Weil unsere Seele eng mit der Natur verbunden ist, sind die Bäume uns ausgezeichnete Seelenführer. Sie berühren uns im Innersten.»


Waldbaden schützt vor Herzinfarkt Viele Dichter und Denker richteten sich in den Kronen grosser Bäume eine luftige Laube ein, um dort ungestört neue Lebenskräfte zu tanken und mit ihren Bäumen zu «sprechen». Davon schreibt Manfred Himmel in seinem Buch «Bäume helfen heilen». Weiter erfährt man darin zum Beispiel, dass der Bayernkönig Ludwig II. (1864–1886) mehrere Bäume in seinen Bergen wie göttliche Wesen verehrt habe. Und Fürst Bismarck umarmte offenbar in seinem Sachsenwald öfter eine junge Birke, um neue Kraft zu empfangen. «Der Wald bringt uns zur Urquelle zurück», sagt Christian Kindlimann, Gesundheits- und Potenzialcoach aus Hägglingen AG. Manche seiner Coaching-Gespräche finden als Spaziergänge im Wald statt. «Im Wald braucht es nur halb so viel Aufwand, um zu sich selbst zu finden, Kraft zu tanken und in den Fluss zu kommen», sagt Kindlimann. Ein Waldspaziergang, das Eintauchen in die Welt aus frischem grünem Laub, in den Ohren das Rauschen der Blätter und in der Nase den Duft von Harz und Tannennadeln, tue Körper und Seele gut.


Gerade in Zeiten von Corona zieht es viele Menschen hinaus in die Natur, besonders auch in den Wald. Zu Recht: Die positive Wirkung eines Waldspazierganges, einem «Waldbad», ist nicht etwa nur ein Volksglaube, sondern wurde inzwischen durch wissenschaftliche Studien belegt. In Japan etwa entwickelte sich mit dem Waldbaden ein regelrechter Gesundheitstrend, der mittlerweile auch in der westlichen Welt angekommen ist. «Bäume vermitteln uns Stabilität, Sicherheit und Zugehörigkeit», erklärt Christian Kindlimann. Und der österreichische Biologe und Buchautor Clemens Arvay – er sammelt internationale Forschungsergebnisse zur Wirkung des Waldes auf die Gesundheit – kommt zum Schluss: «Der Wald hilft uns gegen Depressionen, gegen psychische Stressbelastungen und Burn-out. Und er stärkt unser Immunsystem und kann so vor ernsthaften chronischen Krankheiten und sogar vor Herzinfarkt schützen.»


Sich mit einem Baum verbinden


Bleiben Sie zuerst in einiger Entfernung stehen und schauen Sie sich den Baum in Ruhe andächtig an.


Versuchen Sie, seinen Geruch wahrzunehmen.


Lassen Sie die Gestalt des Baumes auf sich wirken.


Wirkt der Baum auf Sie einladend oder abweisend?


Öffnen Sie jetzt Ihre Seele, Ihr Herz für den Baum.


Schreiten Sie langsam auf den Baum zu und umrunden ihn in der Entfernung von einer Armlänge.


Bedanken Sie si


ch beim Baum, dass sie bei ihm sein dürfen.


Legen Sie die Hand auf den Baumstamm und schliessen Sie dabei die Augen.


Öffnen Sie sich ganz für die innere Wahrnehmung.


Bleiben Sie so eine Weile mit geschlossenen Augen und fühlen Sie sich verbunden mit dem Baum.


Wenn Sie sich wieder vom Baum trennen möchten, streicheln Sie den Stamm und bedanken sich beim Baum für diese Erfahrung.


Sie können dem Baum auch zusätzlich danken, indem Sie ihm ein Geschenk zurücklassen – etwa einen schönen Stein, einen Kristall oder ein Stück Eisen.


Welcher Baum tut mir gut?










Birke

wirkt erfrischend, vertreibt Unlust, Depressionen und beruhigt die Nerven; regt den Stoffwechsel an, lindert Hautkrankheiten, Arthritis, Gicht und Rheuma.


Buche

gibt freiwillig keine Kraft ab, nimmt aber Krankheiten auf – zum Beispiel Kopfschmerzen und Migräne. Ihr Energiefeld klärt wirre Gedanken und fördert das geistige Schaffen.


Tanne

fördert die ständige körperliche und geistige Erneuerung. Ihre Strahlkraft wirkt durchblutungsfördernd, heilt Lungenschwäche, verschleimte Atemwege und beschleunigt die Wundheilung.


Eiche

regt den Menschen zum Nachdenken über sich selbst an und ordnet die Gedanken; schenkt Lebenskraft und wirkt u.a. bei Hautkrankheiten.


Linde

hat eine lösende Wirkung bei Husten, Heiserkeit, regt die Nieren an und vertreibt innere Unruhe. Fördert Gemeinschaft und Gerechtigkeit; hilft zu verstehen, wie die Geschehnisse miteinander vernetzt sind.


Verbindung zu Himmel und Erde Auf der philosophisch-spirituellen Ebene sind Menschen und Bäume Geschwister, meint Christian Kindlimann: «Die Wurzeln eines Baumes bahnen sich ihren Weg – genau wie wir Menschen immer wieder neue Wege gehen.» Für Manfred Himmel sind Bäume «atmende Lebewesen mit Haut, Adern, Kreislauf und Nerven». Bäume können, so Himmel, Schmerzen empfinden und sich freuen, haben paranormale Fähigkeiten und wohltuende Heilkräfte. «Sie können mit dem Menschen kommunizieren, seine Seele und seinen Körper heilen, seinen Charakter ändern, Trost spenden und vieles mehr.» Zudem, sagt er bestimmt, haben Bäume ein Bewusstsein. Einen Hinweis auf die Wesensverwandtschaft zwischen Baum und Mensch findet sich zum Beispiel in der nordischen Mythologie. Dort wird das erste Menschenpaar nicht wie in der Bibel aus Erde und (Adams) Rippe geschaffen, sondern aus zwei Baumstämmen, die die Götter am Strand des Urmeeres finden. Sie schufen Ask, den Mann, aus einer Esche, und Embla, die Frau, aus einer Erle. Die Esche gilt als Weltenbaum, der mit seinen Blättern die gesamte Welt umspannt. Dieser Weltenbaum verbindet alle Ebenen der Schöpfung und das Diesseits mit dem Jenseits. «Bäume haben Wurzeln in der Erde und Äste im Himmel, die sie, Wurzeln gleich, dem Licht entgegen strecken», sagt Helena Koch. Erst durch das Zusammenwirken beider Systeme – Wurzeln und Ästen – ist der Baum lebensfähig. «Dieses Sinnbild des Zusammenspiels von materiellen und lichtvollen Kräften, ist für uns Menschen wichtiger denn je in einer Zeit, in der bei vielen das Bewusstsein für die eigene Natur verkümmert.»


Wie die Baummedizin wirkt Aber nicht nur feinstofflich, auch im phytotherapeutischen Sinne bergen Bäume Heilkräfte. In der Baummedizin werden die sogenannten Phytonzide wie Senfölglykoside, Terpene oder ätherische Öle genutzt. Diese antibiotisch wirksamen Substanzen aus Pflanzen werden auch als Phytoantibiotika bezeichnet. Aufgenommen werden sie über die Haut und die Lungen. Phytonzide bilden das natürliche Abwehrsystem der Bäume, die sich damit gegen Schadinsekten schützen. Sie haben eine desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung. Das ätherische Öl der Fichte etwa wirkt wie das der Tanne schleimlösend, durchblutungsfördernd und hat eine antibakterielle Eigenschaft. Die Blüten der Linde haben ebenfalls eine schleimlösende Wirkung, sie sind deshalb ein beliebtes Hausmittel bei Erkältung, Schnupfen, Grippe, Husten und Bronchitis. Ahornblätter wiederum können als kühlendes und abschwellendes Hausmittel verwendet werden. Auch müde Füsse oder geschwollene Augen erfahren durch die Auflage eines Ahornblattes Linderung. So stellt jeder Baum dem Menschen spezifische Heilkräfte zur Verfügung. Aber auch energetisch unterscheiden sich die Bäume voneinander. Sie besitzen eigene Energiefelder, Charakteren und Heilwirkungen. Welcher Baum passt zu mir? Eine Möglichkeit, den persönlichen Kraftbaum zu finden, führt über das keltische Baumhoroskop. Jedes Sternzeichen ist symbolisch mit einem Baum verbunden und hat seine eigene Bedeutung. Diese Einteilung basiert auf dem keltischen Baumkreis, der aus 21 Baumzeichen besteht. Jedem Menschen wird darin nach seinem Geburtsdatum einen Lebensbaum zugeordnet. 17 dieser Bäume kommen jeweils zweimal im Jahr vor, die Pappel sogar dreimal. Das Horoskop wechsel alle 10 bis 14 Tage. Der Baumkreis folgt dem natürlichen Jahreskreis und unterteilt das Jahr in seine vier Jahreszeiten. Helena Koch hat ein baumnumerologisches System entwickelt, das die Sinnbilder der Bäume mit unseren heutigen Herausforderungen in Zusammenhang bringt. Eiche, Birke, Olivenbaum und Buche gelten dabei als Hauptbäume und läuten jeweils die vier Jahreszeiten ein. Wer will, kann sich seinen persönlichen Kraftbaum aber auch aufgrund der Qualitäten, die dem jeweiligen Baum nachgesagt werden, aussuchen. Die Esche beispielsweise steht für das Ich-Bewusstsein und übt einen willensstärkenden Einfluss auf den Menschen aus. Laut Manfred Himmel werden der Esche unter anderem gute Erfolge bei rheumatischen Erkrankungen nachgesagt. Für Struktur und Zielfokussierung ist die Energie der Buche bekannt. Ihr Energiefeld klärt wirre Gedanken, fördert das geistige Schaffen und verhilft laut Himmel zu einer positiven Lebenseinstellung. Die Birke gilt in vielen Ländern als Baum des Lichts und steht in den skandinavischen Ländern bei den bekannten Sonnenwendfeiern im Mittelpunkt.


Christian Kindlimann empfiehlt, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich auf jenen Baum einzulassen, der sich einem anbietet. «Grundsätzlich ist der Baum für eine Person relevant, der gerade vor ihr steht.» Ein Baum darf ruhig mit allen Sinnen wahrgenommen werden – indem man zum Beispiel die Wurzeln berührt, am Stamm riecht, dem Rascheln der Blätter lauscht oder zusammen mit dem Baum atmet. Über unseren Rücken nehmen wir feinstoffliche Energien oftmals am besten wahr. Deshalb lohnt es sich, sich an den Stamm zu stellen oder zu setzen und den Baum einfach mal auf sich wirken zu lassen.


Links

Christian Kindlimann: www.flusssein.ch

Helena Koch: www.helenakoch.ch

Buchtipps

Manfred Himmel «Bäume helfen heilen», Schirmer Verlag 2016, ca. Fr. 18.–

Helena Koch «Vom Lebensbaum zum Seelenstern», Verlag Newcreacom 2007, ca. Fr. 43.–

Karin Greiner «Bäume in Küche und Heilkunde», AT Verlag 2017, ca. Fr. 34.–

Fotos: getty-images.com, mauritius-images.com, unsplash.com/maxim hopman

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