Die Tibetische Medizin basiert auf der Lehre der fünf Elemente. Sie haben einen Einfluss auf die Natur, den Körper und die Emotionen.
Sabine Hurni
Die Tibetische Medizin ist bei uns noch sehr wenig bekannt. Sie ist eng verwandt mit Ayurveda, der Chinesischen Medizin und der Drei-Säfte-Lehre aus der griechischen Wissenschaft. Die Ursprünge der Tibetischen Medizin lassen sich bis ins Jahr 2000 vor Christus zurückverfolgen. Obwohl die Lehre so alt ist, sind ihre Grundsätze heute noch genauso wichtig wie damals. In der TTM werden pflanzliche Zubereitungen verwendet, welche dem Körper feinstoffliche Impulse setzen. Wichtig bei dieser Heilmethode sind zudem die direkten Auswirkungen der Emotionen auf unser Körpersystem.
84 000 verschiedene Krankheitsbilder beschreibt die Tibetische Medizin. Im Zentrum der TTM stehen nicht die Symptome und deren Bekämpfung. Es geht darum, der Ursache einer Krankheit auf den Grund zu gehen und ein Gleichgewicht der Körperenergien herzustellen. Dabei arbeitet man mit Puls- und Zungendiagnose, kombiniert mit dem Eindruck des gesamten Menschen. Ziel der Behandlung ist es, ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den drei Körperenergien Lung (Wind), Tripa (Galle) und Beken (Schleim) herzustellen.
Die Methode TTM kurz erklärt – Elemente im Gleichgewicht
Die Tibetische Medizin basiert auf der Lehre der fünf Elemente: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum. Die Elemente zeigen sich als äusserliche, innerliche und geheime Elemente. Das Gestein, der Wind, die Flüsse und Ozeane sowie die Sonne und die Atmosphäre spiegeln die Elemente im Aussen. Auf den Körper bezogen befindet sich das Erdelement in den Muskeln und Knochen, das Wasserelement in den Körperflüssigkeiten, das Feuerelement steuert Stoffwechsel, Körperwärme und Zellaktivität, die Luft ist unser Lebensatem und der Raum füllt die Hohlräume. Eng verbunden mit der grobstofflichen, materiellen Ebene des Körpers ist die subtile geistige Ebene der geheimen Elemente. Es geht darum, dass wir die fünf negativen Emotionen Stolz, Anhaftung, Wut, Eifersucht und Unwissenheit transformieren und sie in die Tugenden Hingabe und innerer Frieden, Altruismus und Selbstlosigkeit, Geduld und Mitgefühl, Wertschätzung und Liebe sowie Grosszügigkeit und Gelassenheit verwandeln.
Im Zentrum der Behandlung stehen Ernährungs- und Verhaltensänderungen. Erst in einem weiteren Schritt kommen Tee- und traditionelle Kräutermischungen, sowie äussere Anwendungen wie Massage, Moxibustion, Schröpfen und viele weitere Körpertherapien zum Einsatz. Auch Körperübungen spielen eine bedeutende Rolle. Zum Beispiel Lu Jong. Lange war diese alte tibetische Bewegungslehre geheim, doch heute werden die Übungen auch in der Schweiz von zertifizierten Lehrpersonen gelehrt. Mehr als 2300 Rezepte aus Kräutern, Früchten, Wurzeln und Mineralien sind in der Tibetischen Medizin überliefert. In der Schweiz sind jedoch nur wenige Arzneimittel zugelassen.
Wirkungsweise der TTM – Klarer Geist, gesunder Körper
Unser Geist hat einen direkten Einfluss auf die Gesundheit. Damit die Körpersäfte ins Lot kommen, muss der Geist des beseelten Menschen in einem ausgeglichenen Zustand sein. Ist zum Beispiel die Galle im Ungleichgewicht, erzeugt dies Wut. Bringt der Wind grosse Unruhe in den Körper, bewirkt dies Anhaftung. Ist der Schleim erhöht, führt dies zu Ignoranz. In der TTM gehören der Geist und der Körper zusammen. Ein geistiges und emotionales Ungleichgewicht bewirkt ein körperliches Ungleichgewicht, was zu Krankheit führt. Ein ausgeglichener und klarer Geist ist somit der Schlüssel zu einem gesunden Körper. Die TTM rät deshalb zu mehr Ruhe und Entschleunigung im Leben. Das heisst: Meditieren Sie täglich 20 Minuten, praktizieren Sie Lu Jong, das tibetische Heil-Yoga, geniessen Sie Ihre Spaziergänge in Achtsamkeit, lesen Sie wieder einmal ein Buch und befreien Sie sich von unnötigem Ballast, indem Sie den Keller und den Estrich entrümpeln.