Sabine Hurni über die Cholesterin-Entsorgung
Wer sich mit den Blutfettwerten befasst, dem flattert das Herz allein aufgrund der vielen Thesen und Antithesen, die es zu diesem Thema gibt. Wer soll hier wissen, welche Theorie der Wahrheit am nächsten kommt? Wohl doch am ehesten die fachärztliche Meinung, deren Pflicht es ist, uns auf die Risiken eines hohen Cholesterinspiegels hinzuweisen. Bleiben Sie sich dabei aber immer bewusst, dass niemand mit Sicherheit sagen kann, dass ein hoher Cholesterinspiegel einen Herzinfarkt auslöst und auch nicht, ob ein tiefer Wert einen solchen verhindert.
Was ist eigentlich Cholesterin?
Cholesterin wird oft als böse, schlecht und gefährlich dargestellt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn Cholesterin ist für den Organismus lebenswichtig. Es ist der Hauptbestandteil unserer Zellmembranen, die Vorstufe vieler Hormone und ist zentral für die Bildung von Gallensäuren und Vitamin D. Die Leber und die Köperzellen produzieren deshalb Cholesterin. Einen weiteren Anteil von Cholesterin nehmen wir beim Konsum von tierischen Lebensmitteln auf.
Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz. Damit der Körper das Cholesterin im wässerigen Blut transportieren kann, verpackt er es in Eiweisse. So entstehen Fetteiweisse, die Lipoproteine. Es gibt jene von niedriger Dichte (LDL) und jene von hoher Dichte (HDL):
- LDL-Lipoproteine bringen das Cholesterin zu den Körperzellen. Ist die Zelle gesättigt mit Cholesterin, bleiben die LDL-Lipoproteine mit ihrer Cholesterinfracht im Blut und der LDL-Cholesterinspiegel steigt.
- HDL-Lipoproteine nehmen Cholesterin auf und bringen es zur Leber, wo es verstoffwechselt wird. HDL kann an den Gefässwänden gebundenes Cholesterin herauslösen. Ein gesundes Zusammenspiel zwischen HDL und LDL schützt somit die Gefässe.
Wo liegt das Problem?
Zahlreiche Studien mit sehr vielen Testpersonen und über viele Jahre hinweg zeigen den Zusammenhang zwischen dem LDL-Cholesterin und Verschlusserkrankungen der Blutgefässe auf. Je höher das LDL-Cholesterin im Blut, desto höher das Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Insbesondere dann, wenn Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und der Konsum von fettreicher Nahrung dazukommen. Wer seine Blutfettwerte kennt, kann abwägen, wo er die Behandlung ansetzen möchte. Die panikartige Einnahme von Medikamenten nach einmaligem Messen des Cholesterinwertes ist wohl genauso wenig angebracht wie das Verharmlosen der ganzen Thematik. «Ein einzelner hoher Wert ist noch nicht aussagekräftig und Statine sollten erst verabreicht werden, wenn alle anderen Massnahmen nicht greifen», ist auf der Webseite der deutschen Lipid-Liga zu lesen.
Wie wird man Cholesterin los?
Entscheidend ist, wie der Körper das aufgenommene Nahrungscholesterin verstoffwechselt. Allen voran die Leber. Unser Stoffwechsel entspricht dem des Neandertalers. Der Körper ist auf Geschmacksvielfalt und knappe Nahrungscholesterinzufuhr eingestellt. Mit Überfluss und schwer verdaubaren Speisen ist der Körper schnell mal überfordert. Cholesterin muss zwingend über die Leber entsorgt werden. Ist die Leber mit anderen Aufgaben beschäftigt wie zum Beispiel mit der Verstoffwechselung von Medikamenten, der Bewältigung von Emotionen oder dem Abbau von Alkohol und entsprechend überlastet, weist sie das Cholesterin ab. Es zirkuliert lange im Blut und kann Schäden an den Gefässen anrichten.
Sie müssen nicht auf das Ei, die Butter, den Käse, die Pommes und das Steak verzichten. Aber Sie sollten der Leber zuliebe diese tierischen und fettreichen Lebensmittel zur Beilage machen. 50 Prozent des Tellers muss aus Gemüse, Kräutern, Rohkost und Obst bestehen, die den Körper mit Bitterstoffen, sekundären Pflanzenstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen versorgen:
- Gemüse: Fünf Portionen Gemüse, Salat und Obst essen. Das ist die günstigste, nebenwirkungsfreiste und effizienteste Methode, den Körper und den Stoffwechsel in Balance zu halten.
- Kräuter: Geben Sie zu jedem Gericht eine Hand voll frischer Kräuter. Das herbe Grün regt den Stoffwechsel und die Leber an.
- Hochwertige Nahrung: Essen Sie Nahrung die reich an Ballaststoffen, Omega-3-Fettsäuren und Phytostatinen sind. Das heisst, Haferkleie und Vollkornprodukte. Geschrotete Leinsamen, geschälte Hanfsamen und Kürbiskerne. Sojabohnen, Tofu und andere Hülsenfrüchte.
- Bittere Artischocken: Die bittere Heilpflanze ist das wichtigste Heilmittel, das die Natur zur Senkung des Blutfettwertes zu bieten hat. Artischocke als Tinktur oder Frischpflanzenpresssaft steigert die Absonderung von Gallenflüssigkeit und schützt die Leberzellen. Auch als Gemüse darf die Artischocke oft auf den Tisch kommen.
- Nüsse statt Snacks: Wenn Sie gar nicht widerstehen können, knabbern Sie Mandeln statt Chips vor dem Fernseher. Noch besser ist es, dem Magen nach dem Abendessen mindestens 13 Stunden Ruhe zu gönnen bis wieder Nahrung verdaut werden muss.
- Tierisches nur am Mittag: Tierische Nahrung wie Fleisch, Ei und Milchprodukte sind schwer zu verdauen. Essen Sie diese Lebensmittel über Mittag. Abends leichte Kost mit Gemüse und Reis.
- Fette Nahrung dosieren: Essen Sie maximal einmal die Woche ENTWEDER ein Gipfeli, etwas Paniertes oder etwas Frittiertes.
Unterstützen Sie Ihre Leber. Das heisst, essen Sie nur in Ausnahmefällen grosse Mahlzeiten am Abend, verzichten Sie oft auf Alkohol, suchen Sie sich einen Weg, wie Sie mit emotionalem Stress umgehen – er belastet die Leber – und schlafen Sie genug, weil sich in der Nacht das Organ regeneriert. Ist die Leber gesund, wird sie Zeit haben, sich um das Cholesterin zu kümmern.