Volle Fahrt voraus!


Unzählige Schlittelabfahrten locken Hunderttausende Schlittelbegeisterte auf die Kufen. Schlitteln verbindet Sport mit Spass, Adrenalinkick inklusive, und das mitten in der Natur. Kein Wunder begeistert der Wintersport Jung und Alt. Was es dabei zu beachten gibt.


Die Tradition des Schlittelnplauschs in der Schweiz reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Schlitten gibt es zwar schon länger, diese dienten aber dem Warentransport und nicht dem Vergnügen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reisten immer mehr Touristen, vor allem aus England, auch im Winter in die Schweiz. Schon bald darauf baute Emanuel Heinz um 1880 in Davos die ersten Schlitten für die feinen Damen und Herren aus nah und fern. Damit gilt er als vermutlich erster Hersteller des Davoser Schlitten, wie wir ihn heute kennen. Bereits drei Jahre später fand das erste offizielle Schlittenrennen statt: Die Teilnehmenden sausten mit den von Emanuel Heinz hergestellten Schlitten von Davos Wolfgang nach Klosters.


Heute, über 100 Jahre später, begeistert Schlitteln genauso wie damals – wenn nicht noch mehr. Und die Tendenz ist steigend, immer mehr Menschen sausen auf Kufen statt Skiern die Pisten hinunter. Vielleicht auch weil Schlitteln eine kostengünstigere Alternative zum Skifahren und Snowboarden ist. Hinzukommt die Geselligkeit des Sports, so macht es unglaublich Spass, mit Freunden und Familie die Piste hinunterzusausen oder die Winterlandschaft zu geniessen. Und gesund ist es obendrein, schliesslich ist man draussen an der frischen Luft und tankt das im Winter umso wertvollere Vitamin D.

In den letzten Jahrzehnten wurden die Schlitten stetig weiterentwickelt. Es entstand der Rodel als Weiterentwicklung des Holzschlittens. Anders als der traditionelle Holzschlitten hat der Rodel bewegliche Kufen. Dadurch lässt er sich nicht nur besser lenken und ist bequemer, sondern auch schonender für den Rücken. Diese Beweglichkeit erlaubt beim Rodeln das Steuern durch Gewichtsverlagerung. Dies ist für viele einfacher und instinktiver als beim Holzschlitten, bei dem durch einseitiges Bremsen gesteuert wird.


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Alles dabei? Die Checkliste


Mit einem Schlitten erreicht man Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Umso wichtiger ist die richtige Ausrüstung:

  • Helm
  • Ski- oder Sonnenbrille
  • Sonnencreme
  • Gute Schuhe mit festen Sohlen
  • Handschuhe
  • Warme, am besten wasserfeste Kleidung Funktionsunterwäsche
  • Bei Nachtschlittelfahrten unbedingt die Stirnlampe einpacken


Malerische Momente in Leontica

Bereits auf der Hinfahrt bezaubern die malerischen Tessiner Bergdörfer. Auch mit dem Schlitten gleitet man immer wieder an verschneiten Dörfern vorbei: Von Pian Nara geht es rasant hinunter bis Cancorì, perfekt für schnelle Schlittelfans. Auf dem Abschnitt von Cancorì nach Leontica wird die Strecke etwas ruhiger und es geht gemütlich weiter bis ins Tal.

Ein besonderer Spass ist die Fahrt mit dem vom Tessiner Skilehrer Pierluigi Paganetti erfundenen «Skitti»-Schlitten, der nur an der Bergstation Cancorì gemietet werden kann. Auf zwei Skiern ist ein Sitz mit Bremse und Lenkhebel montiert – eine flotte Fahrt ins Tal ist damit garantiert.


Länge: 5 + 5 km, Höhenmeter: 1015 m, Durchschnittsgefälle: 10,1 %

Anreise: Mit der SBB nach Biasca, von dort mit dem Postauto nach Acquarossa und dann mit dem Kleinbus nach Leontica.


Winterwunderwald Zürich

Zürcherinnen und Zürcher müssen nicht immer eine lange Reise auf sich nehmen, um zur nächsten Schlittelpiste zu gelangen. So lässt beispielsweise der Zürcher Hausberg die Schlittlerherzen höherschlagen. Bei genügend Schnee bietet der Uetliberg eine 3 km lange Abfahrt bis ins Triemli.

Die Strecke führt grösstenteils durch den Wald und die verschneiten Bäume sorgen für eine zauberhafte Winterstimmung. Die Abfahrt ist perfekt für Familien mit Kindern, da man zwar schwungvoll hinuntersausen kann, aber nie gefährliche Steilstrecken bewältigen muss. Mit ihrer ruhigen Atmosphäre sind die Nachtschlittelfahrten besonders reizvoll, vor allem in einer sternenklaren Nacht. Dabei daran denken, die Stirnlampe mitzunehmen.


Länge: 3,1 km, Höhenmeter: 325 m, Durchschnittsgefälle: 10,5 %

Anreise: Mit der SZU S10 von Zürich HB bis auf den Uetliberg.


Königliche Abfahrt von der Rigi

Ein Ausflug auf die Königin der Berge lohnt sich zu jeder Jahreszeit, auch im Winter. Über dem Nebelmeer kann man die sonnige Winterlandschaft geniessen und wenn sich der Nebel lichtet, hat man einen überwältigenden Panoramablick. Teils sind die Schlittelpisten auch nachts beleuchtet, was der Abfahrt eine Portion Abenteuer gibt.

Eine Schlittelstrecke führt von Rigi Kulm über Schwändi nach Klösterli. Die Piste startet gleich unterhalb des Hotels Kulm. Der breite Schlittelweg führt über weite Strecken ohne grosse Hindernisse. Während man so ins Tal gleitet, geniesst man stets die Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Die Strecke eignet sich für sportliche Schlittelbegeisterte, die mit Schwung hinab düsen wollen ebenso wie für Familien.


Länge: 4 km, Höhenmeter: 449 m, Durchschnittsgefälle: 11,2 %

Anreise: Immer lohnenswert ist die Anreise per Schiff über den Vierwaldstättersee nach Vitznau. Ansonsten mit der SBB nach Goldau. Von Goldau oder Vitznau mit der Zahnradbahn nach Rigi Kulm.


Schlittelparadies Grindelwald

Grindelwald ist das Schlittelparadies schlechthin, über 60 km Schlittelbahnen ziehen sich durch die umliegende Berglandschaft. Dabei findet sich für alle etwas – vom Anfänger bis zum Profi für Familien, Singles und Freundesgruppen.

Eine besonders spezielle Strecke ist die Abfahrt von der Kleinen Scheidegg entlang der berühmten Lauberhornstrecke nach Wengen. Durch teils längere flache Abschnitte ist es beinahe eine Schlittel-Wander-Strecke und eignet sich so bestens für Personen ohne grosse Vorkenntnisse sowie Familien mit Kindern.

Keine Sorge, auch abenteuerlustige Schlittelfans kommen voll auf ihre Kosten. So zum Beispiel auf den rasanten Abfahrten wie dem City Run oder dem Eiger Run.


Länge: 6,8 km, Höhenmeter: 787 m, Durchschnittsgefälle: 11,5 %

Anreise: Mit der Zahnradbahn, der Berner Oberland-Bahn, von Grindelwald oder Lauterbrunnen via Wengen zur Kleinen Scheidegg.

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