Der Ferienort im Oberengadin gilt als Trendspot. Dies hat mit dem See zu tun, über den Surfer*innen aus der ganzen Welt flitzen. Spektakulär geht es aber auch abseits des Wassers zu und her.
Dominik Buholzer
W enn Jeremy Denda im Freestyle Garden von Silvaplana loslegt, gibt es keine Hindernisse, gibt es kein oben und kein unten. Er macht auf dem Trampolin eine Schraube und landet sicher wieder auf dem Luftkissen. Er gleitet mit dem Snowboard auf der Sommerpiste über Rollen, er flitzt auf einem dünnen Brett über die Wasseroberfläche und dreht dieses gleichzeitig einmal um die eigene Achse. Und wenn mal was misslingt, steht er auf und wiederholt den Trick. Sein Mantra: «Das kann ich besser.» Jeremy Denda ist Snowboarder mit Jahrgang 2002. Seine Spezialität: Freestyle. Er gilt in dieser Disziplin als Talent. Er ist Mitglied des B-Kaders von Swiss Ski. Der Sprung ganz an die Spitze und damit ins A-Kader ist nicht mehr weit. «Es macht riesigen Spass», sagt er. Man nimmt ihm das ab.
«Wir verdanken dem See viel»
Jung, talentiert und glaubwürdig: Das macht Jeremy Denda zum perfekten Botschafter. Er ist einer von insgesamt fünf Sportlern, die für Silvaplana werben. Sportler ziehen. Junge auch. Ein Altersproblem hat Silvaplana allerdings nicht. Die Gemeinde gilt als der Trendspot im Engadin. Zumindest attestiert ihr dies Schweiz Tourismus: «Umgeben von einer ursprünglichen Natur und eingebettet in die weite Oberengadiner Seenlandschaft, hat sich das Freizeitparadies zu einem der internationalen Ziele für Sportbegeisterte gemausert», schreibt sie auf ihrer Webseite. «Wir verdanken dem See viel», sagt auch Gemeindepräsident Daniel Bosshard.
Mit dem See meint er vor allem den Lej da Silvaplauna, den Silvaplanersee. Er gilt als das Wind- und Kitesurf-Mekka in der Schweiz. Dies ist der Topografie geschuldet: Weil die steilen Berghänge sich schneller erwärmen als das Tal, entsteht eine Strömung, der Malojawind. Den weiss auch der Gemeindepräsident zu schätzen. Seine Vorlieben fasst er ungefragt mit drei Worten zusammen: «Surfen, Snowboarden und Oldtimer.» Seit acht Jahren steht er der Gemeinde vor. Doch als Politiker betrachtet er sich nicht. «Ich bin Unternehmer, nicht Politiker», sagt er trotzig. Vielleicht muss man dies auch sein in einer Feriengemeinde mit einem Zweitwohnungsanteil von 80 Prozent. Zumindest sorgt dieser für volle Kassen: Die Grund- und Liegenschafts- sowie die Handänderungssteuern zählen zu den wichtigsten Einnahmequellen der Gemeinde. Davon profitieren nicht nur die Einheimischen: Im gesamten Gemeindegebiet gibt es einen Gratis-Elektrobus-Dienst.
Die E-Busse führen die Gäste auch bis an den Fuss des Corvatsch, den hohen Hausberg von Silvaplana. Wer es gemütlich mag, nimmt von dort die Bergbahn, die höchstgelegene ihrer Art in den Ostalpen. Wer es gerne sportlich mag, der nimmt den Weg hinauf unter die Füsse. Dies ist nicht nur gut für die Fitness, sondern auch für die Seele: Je höher man steigt, desto bezaubernder wird der Blick auf das Tal. Der Weg führt über den Hahnensee hinauf zur Mittelstation in Furtschellas auf 2312 Metern über Meer. Dort geht es auf die Bahn: Zu brüchig ist der Berg auf dem letzten Teilstück. Den Abstecher hinauf auf den 3303 Meter hohen Gipfel sollte man sich nicht entgehen lassen. Nicht nur wegen des gewaltigen Ausblicks, den man von dort geniesst. Es lässt sich auch Whiskey degustieren: Auf dem Corvatsch befindet sich Orma, die höchstgelegene Whisky-Destillerie der Welt, – die Welt in Silvaplana ist ganz schön bezaubernd und verrückt.
Weshalb 2025 für Silvaplana so wichtig ist
Dies gilt auch für Silvaplana selber. 1114 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde. Dazu kommen noch zwei Hotels im Dorfkern: Das Albana, das für seine thailändische Küche berühmt ist, und die Conrad’s Mountain Lodge. Letzteres hat sich mit ihren speziellen Pizzen einen Namen gemacht hat und dem Serviceangebot: Den Gästen steht während ihres Aufenthalts im Sommer ein Hardtrail Bike zur Verfügung und im Winter je nach Wahl Alpin-Skier, Langlaufskis oder ein Snowboard. Als Daniel Bosshard vor 34 Jahren ins Engadin zog, gab es in Silvaplana noch zwölf Hotels. Es besteht Handlungsbedarf, das sieht auch die Gemeinde so. In der Nähe des Silvaplanersees will sie dem Bau eines Familienhotels zum Durchbruch verhelfen. Ein Investor ist schon gefunden. Es fehlt noch die Zustimmung der Bevölkerung. Spätestens 2027 soll die Eröffnung sein. Gemeindepräsident Daniel Bosshard wäre 2025 jedoch lieber.
2025 ist ein wichtiges Jahr für Silvaplana. Dann ist der Ferienort zwischen St. Moritz und Sils Austragungsort der Freestyle-Weltmeisterschaft. Die weltbesten Freestyle-Athletinnen und -Athleten treten in den Disziplinen Slopestyle, Halfpipe, Big Air, Cross, Parallel-Riesenslalom, Parallel-Slalom, Aerials und Moguls gegeneinander um Weltmeisterschaftsehren an. 1200 Athletinnen und Athleten aus 35 Nationen werden erwartet sowie 70 000 Zuschauerinnen und Zuschauer. 200 Millionen weitere sollen von zu Hause per Fernsehen beziehungsweise online die 28 Entscheidungen in 15 Disziplinen mitverfolgen. Eine gigantische Bühne. Nicht nur für Silvaplana. Auch für Jeremy Denda, die einheimische Snowboardhoffnung. «Die Weltmeisterschaften vor der eigenen Haustüre sind definitiv was Spezielles», sagt er. Spätestens dann sollen ihn seine Sprünge ganz zuoberst aufs Podest bringen.
Die Reise wurde unterstützt von Silvaplana Tourismus: www.silvaplana.ch
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