Selbstversorgung aus dem Garten

Das Gefühl, aus dem eigenen Garten Gemüse, Beeren, Obst und Kräuter ernten zu können, ist grossartig. Umso mehr, da unsere Lebensmittel immer häufiger aus Hightech-Produktion stammen, wo die Pflanzen nie die Erde berührt haben … zuhause hingegen, am besten im Hochbeet kultiviert und nach Bedarf geerntet, da weiss man noch, was auf den Teller kommt!

Irène Nager, JardinSuisse


Obst, Beeren und vor allem Gemüse gelten als sehr gesund. Kein Wunder, sie strotzen nur so von bekömmlichen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Bitterstoffen, Pektinen oder sekundären Pflanzenstoffen wie Karotinoiden, Flavonoiden, Anthocyanen und Konsorten. Dem gegenüber steht der Trend zu immer intensiverer, ja industrieller Produktion von Lebensmitteln. Transport und Lagerung kann die Qualität beeinflussen. Kommt hinzu, dass in der Massenproduktion bereits während der Kulturzeit verschiedene Hilfsstoffe eingesetzt werden, um die Ernte sicherzustellen. Es ist also nicht klar, was damit auf den Tisch kommt.


Vom Garten direkt auf den Teller
Der Kontrast zwischen der bedarfsgerechten Ernte aus dem heimischen Hochbeet und der industriellen Produktion könnte nicht grösser sein. Man kann das heimische Hochbeet auf Balkon und Terrasse oder den Garten auch als lebendiges «Lager» verstehen, das sich – zwar mit etwas Geduld – aber laufend und wie von selbst erneuert. Ganz nach den Grundsätzen «nachwachsender Rohstoffe».


So macht Gärtnern Freude – Selbstversorgung aus dem eigenen Garten.


Renaissance der Selbstversorgung
Selbstversorgung gibt uns ein gutes Gefühl der Sicherheit. Es ist Ausgleich und Muse einer Gesellschaft, die sich den Luxus nimmt, in der Erde zu wühlen, leidenschaftlich zu pflanzen, mit Wonne zu ernten und zu einem gesunden Essen zu verarbeiten.

Wer eine kleine Gartenecke und 2–3 Hochbeete verfügbar hat, wird bei geschickter Fruchtfolge, etwas Erfahrung und Pflege fast täglich das eine oder andere Erntegut aus Eigenproduktion auf den Teller zaubern können – zumindest von März bis Oktober. Selbst kultivieren ist bedarfsgerechter, gesünder, nachhaltiger und schont erst noch das Klima … die Tatsache, dass die Ernte saisonal ist, kommt den Anforderungen in der heimischen Küche entgegen. Man kocht und isst, wie früher, was gerade Erntezeit hat und reif wird – sympathischer geht’s kaum …


2 Tomaten und andere «Gfrörlis» werden erst nach den Eisheiligen ausgepflanzt.


Was sind die neusten Trends?
Viele Gemüse und Früchte, die früher nur bedingt in unseren Regionen angebaut werden konnten, gedeihen heute recht problemlos. Das liegt sicher nicht nur an den tendenziell weniger harten Wintern, sondern hat wesentlich mit der Züchtung neuer, robuster Sorten zu tun. So gibt es inzwischen Tomaten, die im Freiland gedeihen, ohne an Braunfäule zu erkranken. Chili, Baumchili und Andenbeeren bereichern die Palette und sogar neue Melonensorten machen den Anbau bei uns mehr und mehr zum Erlebnis. Bei den Kartoffeln dürften sich in den nächsten Jahren zumindest für den Kleingarten neue, braunfäuleresistente Sorten durchsetzen. Spannende neue Knollengewächse, die ins Interesse der Gärtner rücken sind Yacon (Smallanthus), Oca (Oxalis), die Süsskartoffel (Ipomoea).


Süsskartoffeln
Süsskartoffeln auf dem Teller sind inzwischen bekannt. Die gesunden, süssen Knollen enthalten Inulin, ein Ballaststoff, der den Darm in Schwung bringt, den Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst und sogar den Cholesterinspiegel senken soll. Süsskartoffeln haben mit unseren klassischen Kartoffeln nichts am Hut. Es handelt sich um ein wärmeliebendes und doch robustes Windengewächs (Ipomoea batata) aus Südamerika. Dass sie auch hierzulande angebaut werden können, ist weniger geläufig. Seit Jahren sind hell- und dunkellaubige Ziersorten verbreitet, die sich als kriechend-hängende Strukturpflanzen elegant um klassische Balkonblüher schmiegen. Diese Ziersorten machen zwar nur kleine Knollen, beim Abräumen der Kistchen im Herbst wundert man sich dennoch nicht selten über die unerwartete Ernte. Ertragssorten haben geringeren Zierwert, 2–3 kg Knollen pro Pflanze sind aber auch im Hausgarten keine Seltenheit. Zudem kann man das Laub wie Spinat zubereiten, es schmeckt wunderbar. Bloss sollte nicht zu viel auf einmal abgeerntet werden, um die Pflanzen nicht unnötig zu schwächen. Gegenüber Kartoffeln haben die Süsskartoffeln einige Vorteile: sie sind robuster, Wetterschwankungen machen ihnen wenig aus, sie kriegen keine Braunfäule, brauchen keine Pflege, kein Anhäufeln, kein Päppeln, bloss Wasser und Dünger. Ab Mitte Mai einfach die jungen Pflanzen in den Boden drücken und los geht’s. Einziger Wermutstropfen: auch Mäuse lieben die Knollen …


Federkohl
Vielleicht haben Sie schon von «Kale» gehört, dem «coolen Kohl aus den USA»? In den Staaten gilt er als absolutes Trendgemüse und natürlich auch als Superfood. Kale ist jedoch nichts anderes als der amerikanische Name für Federkohl (Brassica oleracea var. sabellica), auch als Grünkohl bekannt. Er verfügt über reichlich knochenstärkendes Kalzium, er ist sogar das kalziumreichste Gemüse überhaupt. Bereits 100 Gramm roher Federkohl enthält die gleiche Menge Kalzium wie zwei Deziliter Milch. Das typische Wintergemüse übersteht Frost bis -15 Grad nicht nur ohne Probleme, sondern wird dadurch sogar noch geschmackvoller.


3 Beliebt, gesund und auch im Winter verfügbar: der Federkohl, Superfood der Extraklasse.


Andenbeere
Die Andenbeere (Physalis peruviana) ist eine früher oft verschmähte Garnitur auf dem Dessertteller. Es handelt sich zwar um eine Beere, die Pflanze wird jedoch einjährig kultiviert, in der Regel zusammen mit Gemüsesetzlingen angeboten und lässt sich auch prima neben Gemüse kultivieren. Sie wächst allerdings recht hoch und ausladend, braucht also Platz. Ein warmer, sonniger Standort vorausgesetzt, erntet man ab Mitte Juli unablässig bis zum Spätherbst. Die süss-sauer schmeckende Beere ist eine gesunde Vitaminbombe, perfekt als Beigabe in Müesli oder Salate. Reich an Vitamin C, Betacarotin und Vitamin A, soll unterstützend auf die Sehkraft sowie auf das Nerven- und Immunsystem wirken.


4 Die Andenbeere liefert ab Juli laufend süsssaure Früchte – perfekt fürs Müesli oder den Salat.

Wenn man Gemüse und Früchte im eigenen Garten hegt und pflegt, frisch pflückt und verarbeitet, sind sie gesünder als solche aus dem Supermarkt, da sich die enthaltenen Vitamine bei Lagerung und beim ungekühlten Transport schnell abbauen. Ausserdem ist der Vitamingehalt erst dann am höchsten, wenn die Früchte auch wirklich reif sind.

Viele pflanzliche Lebensmittel werden jedoch vor ihrem optimalen Reifegrad geerntet, um bei Ankunft in der Schweiz noch «frisch» zu sein. Importierte Lebensmittel sind zudem oft mit Spritzmitteln behandelt, um sie haltbarer zu machen. Es liegt also auf der Hand, dass immer mehr Gartenfreunde ihren Bedarf an Gemüsen und Früchten mehr und mehr aus dem eigenen Garten decken wollen …

5 Bereits ab April kann man erste Gemüse aus eigenem Anbau ernten.


5 Tipps zum perfekten Kultur-Start

Ein guter Start ist oft schon die halbe Miete! Deshalb gilt es, bereits bei der Planung einige Dinge zu beachten:
  1. Nur vitale, abgehärtete Setzlinge kaufen.
  2. Sofort nach dem Einkauf pflanzen, angiessen nicht vergessen.
  3. Schnecken lieben Setzlinge über alles: in dieser heiklen Phase ist vorbeugen besser als sich hinterher darüber ärgern …
  4. Bis Mitte Mai, wenn späte Nachtfroste angesagt sind, die Pflänzchen über Nacht mit Vlies abdecken.
  5. Jungpflanzen etwas Dünger verabreichen (ca. 100 g/m2).


JardinSuisse
JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an.

Er bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles anderes mehr. Der Verband betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Ausbildung zum Gärtnermeister.

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