Kaunertal – nachhaltig und ganz schön anders

Nachhaltigkeit? Im Kaunertal spricht man nicht nur davon, sondern hat
schon vor Jahren zu handeln begonnen. Ein Besuch in Österreichs Vorzeigeregion.

Die Strasse schraubt sich nur langsam zum Gletscher hoch. Eine Kehre reiht sich an die andere. 29 sind es insgesamt. Zählen muss man sie nicht. Jede einzelne trägt eine Nummer. Die Kaunertaler Gletscherstrasse führt von Feichten bis an den Rand des «ewigen Eises» und zählt zu den schönsten Hochgebirgsstrassen in den Alpen überhaupt. 26 Kilometer lang ist sie, 1500 Höhenmeter gilt es zu überwinden, bis man auf 2750 Metern über Meer das Ziel erreicht hat: das Gletscherskigebiet Weissseeferner. Als hier in den 80er-Jahren die ersten Lifte in Betrieb gingen, geschah dies vor allem im Sommer. Im Winter hatte es mit 16 bis zu 20 Metern oft zu viel Schnee. Davon kann man heute nur träumen. 

Ausbau? Vonwegen

Das Kaunertal befindet sich im Bezirk Landeck in Tirol, gut drei Zugstunden von Zürich entfernt. Die Ferien-region zählt zu den beschaulichsten in Österreich. Rund 1600 Personen leben hier, ein wesentlicher Teil davon in Feichten, dem Hauptort auf 1287 Metern über Meer. 2000 Gästebetten gibt es im ganzen Tal und 55 Pistenkilometer – ein Bruchteil dessen, was die anderen benachbarten Gebiete aufweisen. Das Zillertal hat 50 000 Gästebetten und 670 Pistenkilometer. Das Kaunertal weist also Ausbaupotenzial auf. Doch davon will man hier nichts wissen, nicht beim Tourismusverband. «Wir sind eine beschauliche Region und wollen dies auch bleiben. Die Kleinheit und unsere Verbundenheit zur Natur sind unser Trumpf», sagt Dietmar Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Tiroler Oberland/Erlebnisraum Kaunertal. Es wäre auch gar nicht so einfach, hier mit der grossen Kelle anzurichten: 40 Prozent des Tales sind Teil des Naturparks Kaunertal und somit geschützt. 

Vielleicht hat man deshalb schon früh damit begonnen, auf Nachhaltigkeit zu setzen. Das Gletscherrestaurant Weisssee hat Plastik schon längst aus seinem Betrieb verbannt und meidet Nahrungsmittelmultis. Stattdessen setzt man auf lokale Produkte: Nutzniessende davon sind auch die Angestellten. Da viele von ihnen nebenbei einen Hof mit Hühnern führen, können sie dem Restaurant Eier verkaufen. Die Falginjochbahn produziert ein Drittel der benötigten Energie dank einer Photovoltaikanlage selbst. Am liebsten wäre die Bahn stromautark. Ein entsprechendes Projekt wird derzeit ausgearbeitet. Der Shuttlebetrieb, der Gäste an den Fuss der Gletscherwelt bringt, besteht ausschliesslich aus Fahrzeugen mit Elektroantrieb. 

Barrierefrei selbst bei der Bergbahn

Im Kaunertal wirkt vieles beschaulich. Wilde Aprés-Ski-Partys wie in anderen Regionen gibt es hier nicht, dafür Sternenwanderungen: Nirgendwo sonst in Österreich ist es in der Nacht so dunkel wie hier. Das erhellt den Blick nach oben: Hier kann man bei gutem Wetter bis zu 3000 Sterne sehen und nicht 300 wie in den Städten.

Nicht nur bei Hobbyastronomen steht das Kaunertal hoch im Kurs, sondern auch bei Menschen mit einer Behinderung. Die Falginjochbahn wurde 2019 komplett barrierefrei gebaut und ist wie alle Liftanlagen am Kaunertaler Gletscher ohne Einschränkungen zugänglich. Im Naturparkhaus können kostenlos sogenannte Swiss- Tracs ausgeliehen werden. Mit den Zuggeräten meistern Rollstuhlfahrende auch steilere Forstwege. Und auf der Webseite des Tourismusverbandes gibt es eine eigene Rubrik mit entsprechenden Ausflugtipps sowie eine Liste der rollstuhltauglichen Unterkünfte und Hotels. Zu Letzteren gehört auch der Feichtnerhof, ein klassischer Familienbetrieb, wie es im Tirol so viele gibt. «Nachhaltigkeit ist heute ein Muss. Dazu gehören für uns auch soziale Aspekte», sagt Maria Larcher, die zusammen mit ihrer Schwester Judith den elterlichen Betrieb weiterführt. 

Im Kaunertal wird viel für die Nachhaltigkeit getan. Der Klimawandel kann damit nicht gestoppt werden. Am augenfälligsten manifestiert sich dies an den Gletschern. Diese werden immer kleiner – auch volumenmässig. Aber man versucht Einheimische wie auch Gäste zu sensibilisieren. Beispielsweise mit einer Gletscher-grotte. Diesen Sommer wurde die zweite eröffnet. Die erste befindet sich nur wenige Meter nebenan und ist nicht mehr begehbar. Von ihr sind nur ein paar Überreste zu sehen. Die steigenden Temperaturen setzten ihr zu sehr zu.

Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist mit Rückschlägen verbunden. Aber immerhin werden die Bemühungen der Leute aus der Region international estimiert. 2021 wurde das Kaunertal als erste österreichische Touris-musdestination mit dem UNWTO Nachhaltigkeitssiegel «Best Tourism Villages» ausgezeichnet. Damit ist das Tiroler Kleinod eine von 44 Vorzeigeregionen weltweit. 

Die Reise wurde von Tirol Werbung unterstützt.

Zurück zum Blog