Hier geraten nicht nur Romantiker ins Schwärmen

Sanfte Wellen und lange Strände, weisse Felsen und weite Wälder: Die Ostsee ist eine faszinierende Region – und selbst bei Regen ein Erlebnis.

Dominik Buholzer

Kreidefelsen auf der Insel Rügen.


So, ihr wagt euch also rauf?», fragt uns die Aufsicht unten am Adlerhorst lachend. Wir wollen auf den Aussichtsturm des Baumwipfelpfades Rügen. Doch es regnet. Vertikal. Damit muss man am Meer rechnen. Die Einheimischen sind sich solches Treiben gewöhnt. Doch der Fremde blickt ein wenig besorgt nach oben. Aber alles kein Problem. Beim Naturerbe Zentrum Rügen, zu dem der Pfad gehört, hat man stets ein Auge aufs Wetter. Wird es zu kritisch, ist der Spaziergang über den insgesamt 1250 Meter langen Baumwipfelpfad nicht möglich.

Wir haben Glück. Sanft schraubt sich der Weg den 40 Meter hohen Turm hinauf. Der Steg ist stufenlos, damit er auch mit Rollstühlen oder Kinderwagen leicht zu bewältigen ist. Oben wird man mit einem beeindruckenden Blick auf die Rügener Buchenwälder und die Ostsee belohnt. Wer Glück und die Sonne auf seiner Seite hat, der kann die Kirchturmspitzen von Stralsund und die Rügenbrücke erblicken. Oder einen der Seeadler, die hier ihre Runden drehen.

Ganz in der Nähe der Königsstuhl mit seinen imposanten Kreidefelsen. Diese brachten schon Carl David Friedrich ins Schwärmen, den grossen deutschen Maler und Vertreter der Romantik, dessen 250. Geburtstag heuer gefeiert wird. Seit gut einem Jahr gibt es einen Skywalk, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die spektakuläre Felspartie und das Meer hat.

Noch näher als der Königsstuhl liegt Binz, der grösste Ferienort auf Rügen. Wahrzeichen des Ostseebades ist seit 115 Jahren das Kurhaus. Kaiserin Auguste Viktoria gehörte zu den ersten Gästen in Binz' erster Adresse. Auch Altkanzlerin Angela Merkel verlor schon lobende Worte über ihren Aufenthalt bei der Grande Dame der Binzer Bäderarchitektur.


Das Kurhaus verleiht Binz Glanz
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Bauen liessen das Gebäude Berliner Bankiers 1888. Später gelangte es in den Besitz der Gemeinde Binz, die es aufgrund der Folgen des Ersten Weltkrieges aber an eine Investorengruppe um den Ungarn Adalbert Kaba-Klein verkaufen musste. Dieser wurde später von den Nationalsozialisten enteignet, kehrte nach dem Krieg wieder zurück und wurde wenig später ein weiteres Mal enteignet: dieses Mal von der DDR-Führung. Seit der Wende gehört das Kurhaus der Travel Charme Hotelgesellschaft. Das Kurhaus Binz verfügt heute über 137 Zimmer, Suiten und Residenzen und wurde zu den «101 Besten Hotels Deutschland» gewählt. «Sie haben es gut», lautet der Slogan des Hauses. Dies ist nicht aus der Luft gegriffen. Es lebt sich fürstlich hier.

Der Glanz des Kurhauses widerspiegelt sich auch an den zahlreichen Villen, die die Promenade säumen. Prächtige Bäderarchitektur, ein historischer Ortskern und eine Promenade zum Flanieren, ein fünf Kilometer langer Sandstrand, spektakuläre Sonnenaufgänge: Binz bietet so ziemlich alles, was es für einen Aufenthalt am Meer braucht. Nur ein Leuchtturm fehlt.

Den gibt es dafür am Festland, in Warnemünde. Er wurde 1898 in Betrieb genommen und verleiht dem Ort eine besondere Note. Man kann 135 Treppenstufen besteigen oder es sich einfacher machen und ein Zimmer im «Hotel am Leuchtturm» nehmen. Von da aus geniesst man einen tollen Blick auf das Wahrzeichen und kann erst noch das Meer und die Schiffe beobachten.

Vom barrierearmen Baumwipfelpfad lässt sich Tier- und Pflanzenwelt des umliegenden Buchenwaldes beobachten.


Wo der Strandkorb seinen Ursprung haben soll
In Warnemünde soll auch der Geburtsort des Strandkorbs sein. «Doch das behaupten andere Strandbäder auch von sich», sagt die Ortsführerin. Warnemünde hatte aber auf jeden Fall seine Hände im Spiel. Eine rheumakranke ältere Dame hat sich im Frühjahr 1882 an den Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann gewandt mit der Bitte, ihr ein Sitzmöbel zu konstruieren, das sie vor Wind und Sonne schütze, damit sie sich trotz Krankheit am Strand aufhalten könne. Bartelmann kam dem Wunsch gerne nach.

An der Nordsee kannte man allerdings schon länger solche Stühle. Bartelmann kann deshalb nicht wirklich als Erfinder des Strandkorbes bezeichnet werden. Aber er beziehungsweise seine Frau sind dafür verantwortlich, dass sich der Strandkorb innerhalb weniger Jahre an den deutschen Küsten ausbreitete. Denn sie erkannten als erste das Potenzial, das in ihm steckt und etablierten den Strandkorb als saisonales Mietmöbelstück für Sommerfrischler. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie eben nicht nur gute Gastgeber, sondern auch geschickte Verkäufer.
www.auf-nach-mv.de

Im Travel Charme Kurhaus Binz trifft die Schönheit einer längst vergangenen Epoche auf den Komfort und die Vorzüge eines modernen Hotels.

Der Skywalk im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl schwebt über dem grössten Kreidefelsen Deutschlands.

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