Gärtnern für das Immunsystem

Kategorie: Natur


Seit dem 1. Januar ist mein lieber Gärtnergatte Pensionär. Nun können wir unseren Tagesrhythmus ganz der Natur und unseren Bedürfnissen entsprechend selbst gestalten. Davon profitiert auch unser Garten.



Unser Büro hat keine Wände mehr. Dafür eine wunderbare Architektur mit fantastischer Aussicht: Wir sehen den herannahenden Schneesturm im Winter und die aufziehenden Gewitterwolken jetzt im Frühling. Sie ahnen es: unser Büro ist draussen, im Garten. Eichhörnchen, manchmal ein Fuchs, abends beim Eindunkeln unser Freund Igel, nehmen eine Abkürzung über unsere Wiese und die Fledermäuse ziehen schon fast im Taktfahrplan ihre Runden um das Haus. Unsere gefiederten Freunde besuchen uns tagsüber, das Rotkehlchen, das gar nicht scheu ist, sitzt sogar manchmal ganz nahe, wenn wir Frisches aussäen oder anpflanzen. Ob es wohl kontrolliert, dass wir alles richtig machen? Gartenarbeit tut gerade in dieser äusserlich schwierigen Zeit so richtig gut. Wir spüren den Wind in unseren Haaren, den Regen auf der Haut und vor allem: Wir fühlen uns so richtig lebendig, wenn wir in der Erde wühlen. Manchmal, wenn die Sonne scheint und die Erde trocken ist, liegen Remo und ich aber auch einfach auf der kleinen Wiese vor unserm Gartenhaus und betrachten die vorbeiziehenden Wolken am Himmel und die Schwalben auf der Jagd nach Insekten. Auf jeden Fall ist es so, dass diese Monate mit den auferlegten Beeinträchtigungen uns noch mehr schätzen lassen, dass wir nicht ins Büro in der Stadt pendeln müssen und dass wir seit dem Umzug in unsere Gartenwohnung praktisch alles, was wir brauchen, zu Fuss besorgen und erledigen können.


«Wir spüren den Wind in unseren Haaren, den Regen auf der Haut und vor allem: Wir fühlen uns so richtig lebendig, wenn wir in der Erde wühlen.»

Den Boden beleben Die Pflege unseres Immunsystems ist gerade in dieser für viele mit Einschränkungen und Unsicherheit geprägten Zeit enorm wichtig. Das Gärtnern an der frischen Luft ist eine wunderbare Option, dies zu tun. Selbst angebautes, frisches Obst, Gemüse, Beeren und Kräuter sind reich an Mineralstoffen, Vitaminen und Enzymen. Das Vergnügen und die Freuden, die das Gärtnern mit sich bringen, zuzusehen, wie aus Samen Pflanzen und schliesslich Früchte und Gemüse werden, beglückt uns immer wieder von Neuem. Jetzt im Frühling ist es wichtig, die Beete optimal vorzubereiten. Der Boden ist Lebensraum von Bakterien, Algen und Pilzen, ebenso wie Tausendfüsslern, Insekten, Regenwürmern, Mäusen, Maulwürfen und vielen anderen Kleinlebewesen. Sie alle sorgen dafür, dass vorhandene Pflanzenreste abgebaut und in nährstoffreichen Humus verwandelt werden. Die kleinen Helfer lockern den Boden, gewährleisten eine gute Wasserdurchlässigkeit und Belüftung. Ohne Bodenleben gibt es keinen Humus – und ohne Humus keine dauerhafte Fruchtbarkeit. Mit einigen einfachen Massnahmen kann man den Bodenlebewesen ein ideales Umfeld bereiten. ● Die Bodenfeuchte durch Bodenbedeckung (Mulchen) regulieren und so ein Austrocknen des Erdreichs vermeiden. ● Den Boden behutsam lockern und belüften, ohne ihn zu wenden. ● Den Boden mit organischer Substanz wie Kompost und Gründüngungen anreichern. Das Mulchen ist aus unserer Sicht ein unverzichtbarer Bestandteil im Bio-Gartenbau. Eine Mulchschicht schützt die Bodenoberfläche vor Regen, Sonne, Schnee, Frost und Erosion. Der Boden trocknet im Sommer weniger schnell aus, es muss weniger gewässert werden, was zum einen Arbeit spart und gleichzeitig die Unkrautbildung vermindert, denn ohne Licht und Luft gedeihen die unliebsamen Kräuter nicht. Vor dem Mulchen sollte der Boden immer gelockert und gejätet werden. Gründüngung und Mulch Als Mulchmaterial eignen sich angetrockneter Rasenschnitt, geschnittenes Stroh, Gründüngungspflanzen, Laub oder, bei säureliebenden Pflanzen wie Heidelbeeren Holzhäcksel und -schnitzel. Die Mulchschicht sollte nicht dicker als ein bis zwei Zentimeter sein, da sonst der Boden nicht mehr atmen kann und es zu Fäulnisbildung kommt. Ein Nachteil des Mulchens besteht darin, dass Schnecken gerne ihre Eier unter der Mulchschicht ablegen. Das heisst, eine mögliche Eiablage muss ständig kontrolliert werden. Eine weitere Möglichkeit den Boden zu schützen und die Bodenfruchtbarkeit zu fördern ist die Einsaat von Gründüngungen. Gründüngungspflanzen durchwurzeln den Boden und lockern tiefe Bodenschichten. Sie reichern den Boden mit Humus an und verhindern das Auswaschen der Nährstoffe. Die ständige Bepflanzung hält die Bodenoberfläche feucht und locker, unterdrückt die Entwicklung von Unkraut, verhindert Erosion und fördert die Bodentätigkeit. Gründüngungspflanzen reichern den Boden meist mit Stickstoff an und begünstigen durch die Schattenwirkung den Start von Neupflanzungen oder Aussaaten im Sommer. Wir arbeiten meist mit nicht winterharten, einjährigen Pflanzen wie Ackerbohnen, Bitterlupinen, Erdklee, Ringelblumen und vor allem der Bienenweide. Wichtig ist, dass die Gründüngungspflanzen als Zwischensaaten nicht mit den Kulturpflanzen in Konkurrenz treten. Die Gründüngungspflanzen werden von uns nicht geerntet, sondern geschnitten und als Mulch liegengelassen, beziehungsweise leicht in den Boden eingearbeitet.


Vorteile eines Frühbeets Remo plant nun, in den nächsten Tagen ein Frühbeet zu bauen, damit er die ersten Aussaaten vornehmen kann. Ein Frühbeet sollte sich an einer sonnigen Lage in Hausnähe befinden und gut zugänglich sein. Zum Bau verwendet Remo Lärchenholzriemen von 6 cm Stärke, 30 cm Höhe und etwa 4 bis 5 m Länge. Als Beetbreite hat sich ein Mass von 1,2 bis 1,5 m bewährt. So kann man bequem von beiden Seiten bis zur Mitte hin arbeiten. Je nach der gewünschten Höhe bringt Remo zwei bis drei Riemen an, sodass eine Beethöhe von 60 bis 90 cm entsteht. Die Stabilisierung der aufeinandergesetzten Riemen erfolgt mittels Dachlatten, die er auf der Innenseite mit den Riemen verschraubt. Als unterste Schicht gibt Remo eine Packung Mist in das Treibbeet (eine Schicht von ca. 30 cm) und darüber etwa 10 cm Brennnessel- und Beinwellblätter als Starthilfe und Dünger. Das Ganze bedeckt er mit 10 bis 15 cm Gartenerde. Damit sind die besten Voraussetzungen für die Anzucht von Jungpflanzen und später für Tomaten und wärmeliebende Gemüsesorten geschaffen.

Praktische Arbeiten im April Gemüse und KräutergartenBeete vorbereiten, Jäten und durchharken. ● Schnecken einsammeln. ● Kartoffeln, Zwiebeln und Schalotten pflanzen, sobald die Erde etwas warm ist. ● Mehrjährige Gemüse wie Artischocken und Meerrettich schätzen eine Kompostgabe. ● Mehrjährige Kräuter wie Minze, Melisse, Schnittlauch oder Liebstöckel können geteilt werden. Die Wurzelballen in mehrere Stücke schneiden und diese einzeln wieder einpflanzen. Aussaat im FreilandKresse, Radieschen und diverse Kräuter wie Petersilie, Maggikraut, Kerbel, Bohnenkraut. ● Erbsen, Kefen sobald sich die Erde etwas erwärmt hat. ● Diverse Kohlarten wie Rotkohl, Rosenkohl, Broccoli, Blumenkohl, Chinakohl. ● Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken, Schwarzwurzeln. ● Sonnenblumen, Ringelblumen, Kapuzinerkresse. Aussaat unter Glas ● Schnittsalate, Kohlrabi Aussaat im Treibbeet oder auf dem FenstersimsGurken, Kürbisse, Fenchel. ● Buschbohnen und Stangenbohnen in Töpfen mit Aussaaterde vorziehen, erst im Mai nach den Eisheiligen in den Garten pflanzen. ErntenRhabarber, besonders wenn sie vorgetrieben wurden, sind nun bereit zur Ernte. Wichtig: Die Stängel am Ansatz herausdrehen, nicht mit einem Messer schneiden. Sonst faulen die Pflanzen in die Wurzeln hinein. ● Bei mildem Wetter zeigen sich ab ca. Mitte April die ersten Spargeln. Sorgfältig ernten. ● Wildkräuter: Bei vielen essbaren Wildkräutern wie Brennnessel, Löwenzahn oder auch noch Bärlauch können die (jungen) Blätter, die ausgezeichnet schmecken und viele Vitamine enthalten, geerntet werden. ● Essbare Blumen wie Primeln, Gänseblümchen und Veilchen ernten. ● Ebenfalls erste Schnittsalate und Radieschen aus dem Frühbeet ernten. ● Laufend Kresse ernten. Obst- und BeerengartenIn Containern vorgezogene Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren pflanzen. ● Beerenobst mit Kompost mulchen. ● Nun blühen viele Obstbäume. Sie sollten in dieser Zeit keinesfalls austrocknen. Das gilt besonders für kleine Obstbäume wie Säulenobst in Töpfen und Kübeln. Regelmässig giessen! ● Obstbäume in Kübeln, sowie im Garten nach Bedarf düngen. ● Bei Aprikosen auf Spätfröste achten, eventuell kleinere Bäume mit Vlies schützen. ZiergartenBuchseinfassungen schneiden. Auf Buchsbaumzünsler achten. Eventuell Buchsersatz pflanzen. ● Rasen pflegen: Mähen, Kanten schneiden, düngen. Dort, wo über den Winter Löcher entstanden sind, Rasen nachsäen. ● Bei verwelkten Tulpen, Narzissen und anderen Zwiebelblumen Verblühtes wegschneiden. Sonst verbrauchen sie unnötig Kraft, um Samen zu bilden. ● Bei den Wildformen lässt man die Samenstände stehen, damit sie sich selber versamen. Bei allen Zwiebelblumen das Laub stehen lassen, bis es selber einzieht. Die Zwiebeln brauchen die Kraft für nächstes Jahr. ● Die Knollen von Dahlien, Begonien und Gladiolen in Töpfe mit guter Gartenerde eintopfen und bei etwa 15 Grad vortreiben. Sie werden Mitte Mai in den Garten gepflanzt. ● Kübelpflanzen an warmen Tagen im Frühling nach draussen stellen, um sie langsam an die Sonne zu gewöhnen. Wieder stärker giessen, sobald das Wachstum einsetzt, auch mit Düngen beginnen. ● Blumenbeete und Gehölzrabatten jäten und mit Kompost mulchen. ● Hungrige Ziersträucher mit Hornspänen und Kompost versorgen. Besonders Gehölze in Kübeln müssen mit Langzeitdünger gedüngt werden. ● Schnecken einsammeln. ● Rosen schneiden










* Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs


Fotos: getty-images.com | unsplash.com/gabriel jimenez

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