Einen eigenen Garten zu haben ist ein Privileg, das nicht allen vergönnt ist. Doch schon ein eigener Balkon reicht, um sich eine eigene, grüne Oase zu schaffen. Wir zeigen, wie das trotz beschränktem Platz möglich ist.
Michael Gerber
Der Balkon ist ein grossartiger Ort, um Pflanzen anzubauen und sich eine grüne Oase inmitten der geschäftigen Stadt zu schaffen. So wird der Balkon zur Gewürzecke, zum Ökoelement, zum Naschort und zur Lesenische. Lange von vielen hauptsächlich als Lager- und Abstellplatz genutzt, entdecken die Menschen ihr Outdoor-Zimmer als persönlichen Entwicklungsraum neu. Zwar ist der Platz begrenzt und die Grundlage, um eine grüne Oase entstehen zu lassen, nicht immer ideal. Und doch gibt es meist keinen besseren Ort, um sich die Natur direkt vor die Türe zu holen. Ob man eigene Beeren naschen, Bienen beim Arbeiten beobachten oder zwischen grünen Blättern in ein Buch versinken will: Balkongärten sind wertvolle Orte, um sich mit der Natur zu vernetzen.
Eine überlegte Planung
Wie so oft beginnt aber auch beim grünen Balkon alles mit der richtigen Planung: Was möchten Sie auf Ihrem Balkon? Was können Sie umsetzen? Soll es ein Leseplatz oder gar ein Tisch zum Essen sein oder wollen Sie auch noch Wäsche zum Trocknen aufhängen? Was soll um Sie herum wachsen, wenn Sie am Entspannen sind? Einheimische Stauden, Gemüse oder sogar Obst?
Setzen Sie sich doch mit einem Stuhl, einem Doppelmeter und Notizmaterial auf Ihren Balkon. Messen und skizzieren Sie Ihre Ideen auf ein Blatt Papier. Wichtig bei der Auswahl der Pflanzen ist die Ausrichtung des Balkons. Ist die Lage sonnig oder wind- und regengeschützt? Wie lange scheint die Sonne direkt in Ihren Balkon? Welche Ecken haben sehr viel und welche haben fast kein direktes Sonnenlicht? Lassen Sie solche Überlegungen unbedingt in Ihre Planung einfliessen. Lassen Sie sich inspirieren. Sei es durch Bücher, Beobachtungen in der Natur, Gespräche mit Freund*innen oder über Internetseiten. Auch ein Ausflug ins Gartencenter samt Beratung kann sich lohnen.
Wasser und Boden
Ohne Wasser, kein Leben! Deshalb stellt sich bald auch die Frage nach einem Wasseranschluss auf Ihrem Balkon. Wenn Sie Wasser haben, ist dies ein sehr grosser Vorteil. Meistens ist dies jedoch nicht der Fall. Wenn Sie das Wasser mit Giesskannen auf Ihren Balkon bringen müssen, überlegen Sie sich von Beginn weg, wie Sie dies bewerkstelligen. Ziehen Sie eventuell eine automatische Bewässerung mit einem Wasserspeicher (z. B. ein kleines Plastikfass) in Erwägung. Bewässerungssysteme sparen nicht nur Zeit, sondern auch Wasser. Mit einem Bewässerungscomputer ausgestattet sind Ihre Balkonkästen und Topfpflanzen auch zur Urlaubszeit zuverlässig versorgt.
Eine einfachere Lösung sind Tonkegel auf die sie eine gebrauchte Petflasche stecken können. Dies garantiert in den heissen Sommertagen eine stetige Wasserzufuhr. Bei der Topfwahl können Sie nicht viel falsch machen. Ein paar Überlegungen lohnen sich trotzdem. Plastiktöpfe lassen sich einfach transportieren, halten aber nicht ewig. Tontöpfe sind nicht nur schön, sondern bieten, wenn sie nicht beschichtet sind, eine gute Feuchtigkeitsregulation. Seit einigen Jahren sind auch Pflanzsäcke auf dem Markt. Auch dies ist eine sehr spannende Option auf dem Balkon. Es muss auch nicht immer ein neues Produkt sein. In vielen Brockenstuben finden Sie eine grosse Auswahl an Töpfen für wenig Geld. Alte Suppenschüsseln oder grosse Blechdosen können mit ein wenig Geschick ebenso zu Pflanzengefässen umgenutzt werden.
Feucht, aber nicht nass
Für die meisten Pflanzen ist es wichtig, dass die Erde lange feucht bleibt, ohne dass es aber zu Staunässe kommt. Ein Abflussloch und ein grosser Untersetzer sind also sehr wichtig. Auch wie Sie den Topf befüllen, ist wichtig. Im unteren Bereich gehören Blähton oder Kies hinein. Dies sorgt für eine gute Entwässerung. Diese Schicht muss mit wasserdurchlässigem Vlies abgedeckt sein. Darüber können Sie nun das Humus-Substrat füllen, in das Sie dann die Pflanzen hineinsetzen. Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an das Substrat. Erkundigen Sie sich vor dem Kauf in einem Gartencenter. Begrenzte Platzverhältnisse können Sie auch durch Rankhilfen, Pflanzenregale oder aufgehängte Ampeln vergrössern. Auch für sogenannte vertikale Gärten gibt es Fachliteratur und Tipps und Tricks aus dem Internet.
Bepflanzung Nord-West-Seite
Richtet sich der Balkon nach Norden oder gegen Westen ist er meist schattig und kühl. Nehmen Sie sich die Unterholzvegetation des Waldes zum Vorbild. Ob Farne, Grässer oder Efeu, aber auch Schnittlauch, Bärlauch oder Petersilie mögen es schattig. Erkundigen Sie sich im Gartencenter, was im Angebot ist. Nehmen Sie sich Zeit. Wagen Sie sich an ungewöhnliche Experimente. Kombinieren Sie Gemüse mit Wildstauden oder Beeren mit Farnen.
- Minze (Mentha): Tatsächlich wächst die Pflanze sogar im Halbschatten wunderbar, auch wenn ihr Aroma in der Sonne etwas intensiver wird. Gleichzeitig bietet die Minze eine erstaunliche Vielfalt an verschiedenen Sorten, die geradezu zum Sammeln einladen: Neben der klassischen Pfefferminze (Mentha x piperita) sorgen Sorten wie die Ananasminze (Mentha rotundifolia variegata) für Abwechslung und neue Geschmackserlebnisse.
- Bärlauch (Allium ursinum), der ursprünglich in Wäldern zu finden ist, eignet sich auch ideal für den Anbau auf einem schattigen Balkon. Ein Glück, schliesslich darf das aromatische Würzkraut in keiner Küche fehlen. Doch nicht nur sein Geschmack ist ein Grund, um den Bärlauch anzubauen – seine weissen, sternförmigen Blüten machen den Bärlauch auch zu einem richtigen Hingucker.
- Spinat (Spinacia oleracea): Kann Spinat nur auf sonnigen Feldern angebaut werden? Diese Auffassung stimmt glücklicherweise nicht: Erstaunlicherweise lässt sich das gesunde Blattgemüse auch auf dem Schattenbalkon hervorragend anbauen. Zwar wachsen die Blätter der Pflanze etwas langsamer als bei seinen Kollegen im sonnigen Beet, ansonsten ist aber kaum ein Unterschied zu bemerken. Besonders Fans von Baby-Spinat kommen auch beim Anbau auf dem Balkon auf ihre Kosten: Bereits nach wenigen Wochen können die ersten zarten Spinatblätter geerntet werden.
Bepflanzung Süd-Ost-Seite
Die Sonne heizt den Südbalkon und andere sonnige Standorte gnadenlos auf. Besonders die pralle Mittagssonne macht dann vielen Balkonpflanzen zu schaffen. Ohne Storen oder Sonnenschirm droht ein regelrechter Sonnenbrand. Einige Balkonpflanzen haben aber ein paar Tricks parat, mit denen sie der Sonneneinstrahlung entgegenwirken. Dazu gehören zum Beispiel kleine Blätter, die der Sonne aus dem Weg gehen und wenig Wasser verdunsten. Aber auch harte und behaarte Blätter sind ein effektiver Sonnenschutz auf dem Balkon oder der Terrasse. Im Sommer sollten die Pflanzen täglich gegossen werden, am besten morgens und abends. Zu den sonnenliebenden Balkonpflanzen gehören:
- Erdbeeren: Bei guter Bewässerung und ausreichend Dünger fühlen sich die Erdbeeren sehr wohl auf einem sonnigen Balkon. Sie sind sehr pflegeleicht. Pflanzen Sie verschiedene Erdbeer-Sorten mit unterschiedlichen Erntezeiten und sorgen Sie so für frische Früchte den ganzen Sommer über.
- Margeriten: Die Margeriten kommen gut mit hohen Temperaturen und viel Sonne zurecht. Ihr Boden sollte aber immer feucht gehalten werden.
- Tomaten: In grossen Töpfen mit nährstoffreichem Boden wachsen Tomaten auf dem sonnigen Balkon sehr schnell und bringen eine ergiebige Ernte. Direkte Sonneneinstrahlung und Hitze machen ihnen nichts aus. Allerdings müssen Tomaten gut gedüngt und grosszügig gegossen werden.
- Lavendel: Es gibt viele Gründe, Lavendel zu pflanzen. Er ist anspruchslos in der Pflege, liebt die Sonne und duftet nach Urlaub in Frankreich. Sein Duft vertreibt lästige Insekten. Ausserdem muss er nur mässig gegossen werden und verzeiht auch mal eine kurze Dürreperiode.
- Rosmarin, Lorbeer und Thymian: Diese Pflanzen dürfen aufgrund ihrer ähnlichen Ansprüche an den Standort (möglichst sonnig, etwas Wasser und Dünger) auch gerne in einen gemeinsamen Balkonkasten gesetzt werden, auch zusammen mit dem ebenso pflegeleichten Lavendel.
So halten Sie Ihre Pflanzen den Winter über gesund!
Der Sommer geht auch mal vorbei. Wie können Sie dafür sorgen, dass Ihre Pflanzen den Winter überleben? Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren Balkon gesund halten. Einige Pflanzen wie Basilikum, Ringelblume oder Mais sind einjährig, da erübrigt sich die Frage der Überwinterung. Auch bei frostharten Pflanzen wie Efeu, Thymian oder Rosmarin bringt der Winter keinen zusätzlichen Aufwand.
Wenn Sie es exotisch mögen und Ihren Garten mit Palmen geschmückt haben, benötigen Sie einen veritablen Wintergarten, an dem die Pflanzen den Winter überstehen können. Auch Geranien oder Zitronen überwintern drinnen, am besten an einem Ort mit Licht, der aber nicht zu warm ist, wie beispielsweise in einem unbeheizten Treppenhaus. Bei einigen Balkonpflanzen genügt ein leichter Schutz vor der Kälte. Ein wichtiger Aspekt ist die richtige Wahl des Standortes, die Pflanzen müssen vor zu starken Temperaturschwankungen geschützt werden. Idealerweise sollten Sie Ihre Pflanzen an einem windgeschützten Ort platzieren, der ein wenig vor der Kälte geschützt ist. Auch wenn es in Ihrem Garten schneit, können Sie die Pflanzen durch Abdecken mit Flies oder Hanfhäcksel vor dem Schnee schützen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die richtige Wasserversorgung. Die Pflanzen benötigen auch im Winter Wasser, da sie ansonsten durch die Kälte austrocknen können. Überwintern Sie Ihre Pflanzen drinnen, kann die geheizte Wohnung den Pflanzen viel Wasser entziehen. Versuchen Sie daher, Ihre Pflanzen in regelmässigen Abständen zu giessen, aber nicht zu viel, damit die Wurzeln nicht faul werden.
Nun kommt aber erst mal die wachstumsfrohe Zeit. Gehen Sie doch mit den oben genannten Tipps und Tricks an die Bepflanzung Ihres Balkons. Und noch ein letzter Hinweis: Ein Wildbienenhotel sorgt für Bestäubung und Gesumm. Viel Spass beim Ausprobieren!