Einheimische statt invasiver Pflanzen
Einheimische Pflanzen sind nicht nur schön, sondern auch unverzichtbar für die Artenvielfalt. Doch in unseren Gärten breiten sich zunehmend invasive Neophyten aus – Pflanzenarten, die einheimische Gewächse verdrängen und ganze Lebensräume verändern können. Wer bewusst gärtnert, schützt die Natur – und sorgt für ein lebendiges, vielfältiges Grün direkt vor der Haustür.
Samuel Krähenbühl

Einheimische Pflanzen leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und sind für Mensch und Umwelt von grossem Nutzen. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Tiere, insbesondere für Schmetterlinge, Vögel sowie Honig- und Wildbienen.
Viele dieser Arten blühen auffallend schön und bereichern nicht nur die Gärten, sondern auch die kulinarische Vielfalt: Aus Blüten und Früchten lassen sich schmackhafte Gerichte zaubern. Zudem wachsen die meisten einheimischen Pflanzen eher langsam, was den Pflegeaufwand gering hält. Wer auf immergrüne Arten setzt, profitiert auch im Winter von dekorativem Grün, während sich andere Pflanzen besonders gut als winterliche Zweige mit Blütenknospen oder als sommerlicher Blumenstrauss eignen.
Invasive Neophyten – eine unterschätzte Gefahr
Dem gegenüber stehen die sogenannten invasiven Neophyten – gebietsfremde Pflanzenarten, die sich unkontrolliert ausbreiten und die einheimische Flora verdrängen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es wichtig, solche Pflanzen aus dem eigenen Garten zu entfernen und durch standortgerechte ein heimische Arten zu ersetzen. Fachpersonen aus dem Gartenbau oder von Umweltfachstellen bieten hierfür gezielte Beratung an. Gemäss Freisetzungsverordnung (FrSV) ist der Umgang mit bestimmten invasiven Neophyten streng geregelt. Diese dürfen weder verkauft noch neu gepflanzt, verpflanzt oder vermehrt werden – auch nicht in Form eines harmlos wirkenden Blumenstrausses. Zudem ist jede indirekte Weiterverbreitung, etwa durch Wurzeln im Aushub oder Samen im Kompost, zu verhindern. Auch hier gilt: Die Entsorgung hat über den Kehricht zu erfolgen.
So verbreiten sich invasive Neophyten – oft schneller als gedacht
Invasive Neophyten breiten sich auf unterschiedlichste Weise aus – oft unbemerkt und äusserst effizient. Einige Arten schleudern ihre Samen meterweit durch die Luft, ein sogenannter Samenwurf, der auch in Nachbarsgärten für unerwünschten Nachwuchs sorgt. Andere lassen ihre leichten Samen vom Wind über grosse Distanzen tragen. Viele Pflanzen setzen zudem auf die Hilfe von Vögeln, die Früchte fressen und die darin enthaltenen Samen später anderswo ausscheiden – häufig weit entfernt vom ursprünglichen Standort.
Auch der Mensch trägt unbeabsichtigt zur Verbreitung bei: Schnittgut, das achtlos auf dem Kompost landet, oder Erdmaterial (Aushub), das Samen oder Wurzelreste enthält, kann zur Einschleppung in neue Gebiete führen. Besonders tückisch sind Pflanzen, die sich über kleinste Wurzelstücke regenerieren – die sogenannte Wurzelbrut. Einmal in den Boden gelangt, wachsen sie rasch weiter. Und nicht zuletzt spielen auch Tiere wie Wild- oder Haustiere eine Rolle: An Fell oder Pfoten haften Pflanzenteile, die andernorts wieder abgelegt werden. Selbst Wasserläufe können als Transportweg dienen – etwa wenn Pflanzenteile nach Regenfällen in Bäche oder Gräben gespült werden. So entstehen entlang von Ufern neue, oft schwer zu bekämpfende Bestände.
Aktiv gegen Ausbreitung vorgehen
Wer einen Beitrag zum Erhalt der einheimischen Pflanzenwelt leisten möchte, sollte keine invasiven Arten neu anpflanzen und bestehende Bestände im eigenen Garten konsequent entfernen. Wichtig ist dabei, die Ausbreitung zu unterbinden: Blütenstände sollten rechtzeitig vor der Samenreife abgeschnitten werden, damit keine neuen Pflanzen entstehen.
Wurzeln, Samen und Früchte gehören nicht in die Natur, sondern in den Hauskehricht – genauso wie Gartenabfälle, die keinesfalls am Waldrand oder in der freien Natur deponiert werden dürfen.
Sorgfältige Entsorgung ist entscheidend
Ein zentrales Element im Umgang mit invasiven Pflanzen ist die richtige Entsorgung: Pflanzenteile, die sich noch vermehren können – etwa Samen, Wurzeln oder Triebe – gehören zwingend in den Kehricht. Nur nicht vermehrungsfähiges Material darf in einer professionellen Kompostierung oder Vergärungsanlage verwertet werden.
Für besonders problematische Arten wie die Ambrosia oder den Staudenknöterich gilt: Alle Pflanzenteile müssen konsequent im Kehricht entsorgt werden. Grüngut und Aushub, die potenziell Verbreitungsrisiken bergen, gelten als Abfall und dürfen ausschliesslich in bewilligten Deponien abgelagert werden.
Alternativen
Tipp 1: Holunder statt Sommerflieder
Tipp 2: Wald-Weidenröschen statt Springkraut
Tipp 3: Stechpalme statt Kirschlorbeer
Tipp 4: Johanniskraut statt Goldrute
Beispiele invasiver Neophyten und ihre Problematik:
Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
- Giftiger Pflanzensaft, verursacht Verbrennungen bei Sonnenlicht
- Bis 10 000 keimfähige Samen pro Pflanze
- Dichte Bestände, verdrängt einheimische Arten
- Massnahmen: Neuanpflanzung verboten, Hautkontakt vermeiden, Wurzeln unter Erdoberfläche durchtrennen, Blüten im Kehricht entsorgen
Götterbaum (Ailanthus altissima)
- Verbreitung durch Samen und Ausläufer
- Schädigung von Mauern und Böschungen
- Verdrängt einheimische Arten
Armenische Brombeere (Rubus armeniacus)
- Vermehrung durch Samen, Wurzel- und Sprossstücke
- Bildet Dickichte, verdrängt Vegetation
Asiatische Staudenknöteriche (Reynoutria japonica usw.)
- Aggressives Wurzelwachstum, Schäden an Bauten
- Sehr schwer zu bekämpfen

Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
- Giftig (Blätter und Beeren)
- Verdrängt Unterwuchs, verhindert Verjüngung im Wald
Einjähriges Berufkraut (Erigeron annuus)
- Effiziente Verbreitung durch Flugsamen
- Verdrängt einheimische Wiesen- und Waldrandpflanzen

Nordamerikanische Goldruten (Solidago canadensis u. a.)
- Starke Ausläufer- und Samenvermehrung
- Problematisch v. a. in Naturschutzgebieten
Sommerflieder (Buddleja davidii)
- Leichte Samen, schnelle Ausbreitung
- Überwuchert offene Flächen, verdrängt einheimische Arten
Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
- Schleudermechanismus der Samen
- Schnelle Verdrängung der Vegetation
Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens)
- Giftig für Mensch und Tier
- Vermehrung durch Flugsamen Quelle: