Ein lebendiges Ökosystem im Hausgarten
Gesunder Boden ist nicht etwa tot, sondern höchst lebendig. Eine Handvoll Erde enthält mehr Lebewesen als Menschen auf dem Planeten Erde leben. Wir zeigen, auf was es bei einem gesunden Boden für ein lebendiges Ökosystem ankommt.
Benjamin Tschirren
Der Boden ist mehr als nur ein stummer Untergrund – er ist ein lebendiges Wesen, das im Hausgarten eine entscheidende Rolle spielt. Der Boden ist ein komplexes Ökosystem, das von zahlreichen Organismen bewohnt wird und auf entsprechende Pflege angewiesen ist. Wasser und Sauerstoff für die Atmung und Nahrung sind die Grundvoraussetzungen für eine gute Entwicklung der Bodenorganismen. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung des Bodens als lebendiges Wesen im Hausgarten genauer betrachten und aufzeigen, warum seine Pflege und der Schutz der Bodenlebewesen von grosser Bedeutung sind. Dabei sollen auch wichtige Grundsätze und Massnahmen zur Pflege des Bodens aufgezeigt werden.
Reiches Leben in einer Handvoll Erde
Im Boden existiert eine Vielzahl von Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Algen, Nematoden, Würmer, Insekten und andere wirbellose Tiere. In einer Handvoll belebter Gartenerde tummeln sich anzahlmässig mehr Organismen als Menschen auf der Welt. Diese Bodenlebewesen erfüllen wichtige Funktionen, wie die Belüftung des Bodens, die Bildung von Bodenstrukturen und die Zersetzung von organischer Materie. Zum Beispiel graben Regenwürmer Gänge, die den Boden mit dem nötigen Sauerstoff für die Atmung der Bodenlebewesen und der Pflanzenwurzeln versorgen und Wasser ableiten. Des Weiteren spielen die Organismen eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung und Umwandlung von Nährstoffen, der Kontrolle von Schädlingen und der Bildung von Humus.
Bodenlebewesen interagieren miteinander und mit den Pflanzen im Hausgarten. Zum Beispiel bilden Mykorrhizapilze eine symbiotische Beziehung mit den Pflanzenwurzeln, indem sie ihnen Nährstoffe zur Verfügung stellen. Gleichzeitig profitieren die Pilze von den vom Pflanzenwurzelsystem abgegebenen Kohlenhydraten. Diese vielfältigen Interaktionen tragen zur Gesundheit und Produktivität des Gartenbodens bei.
Lebewesen als Hinweis auf gesunden Boden
Die Vielfalt und Aktivität der Bodenlebewesen können als Indikatoren für die Gesundheit des Bodens im Hausgarten dienen. Ein reichhaltiges Bodenleben deutet in der Regel auf gute Bodenbedingungen hin, während das Fehlen oder eine geringe Vielfalt an Organismen auf Probleme wie Bodenverschmutzung oder unzureichende Bodenpflege hindeuten kann. Die Förderung einer vielfältigen Gemeinschaft von Bodenlebewesen ist daher ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Gartenbewirtschaftung.
Mit der Umsetzung folgender Massnahmen können Sie zur Erhaltung der Bodenaktivität im Hausgarten beitragen, das Bodenleben fördern und eine gesunde Umgebung für das Pflanzenwachstum schaffen. Ein aktiver und gesunder Boden wird sich positiv auf die Fruchtbarkeit, die Pflanzengesundheit und letztendlich auf den Erfolg Ihres Hausgartens auswirken.
Organische Materie zuführen: Fügen Sie regelmässig organische Materie wie Kompost, verrotteten Mist oder Laubmulch dem Boden hinzu. Diese Materialien dienen als Nahrungsquelle für Bodenlebewesen und fördern ihre Aktivität. Sie verbessern auch die Bodenstruktur und -feuchtigkeit. Achten Sie darauf, dass bei jährlichen Kompostgaben nicht mehr als zwei bis vier Liter pro Quadratmeter ausgebracht werden, um eine Überdüngung zu vermeiden. Bei verrottetem Mist reicht eine Gabe von 1,5 Liter pro Quadratmeter.
Verzicht auf chemische Pestizide: Chemische Pestizide können das Bodenleben schädigen und nützliche Organismen abtöten. Versuchen Sie, alternative Methoden der Schädlingsbekämpfung zu verwenden, wie zum Beispiel natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel, um das Gleichgewicht im Boden zu erhalten.
Mulchen: Mulchen Sie den Boden um Ihre Pflanzen herum mit einer Schicht aus organischen Materialien wie Frischkompost, Rindenkompost, Stroh, Grasschnitt oder Holzhäcksel. Mulch schützt den Boden vor Austrocknung, reguliert die Bodentemperatur, unterdrückt das Unkraut und fördert das Bodenleben. Bei der Zersetzung der organischen Stoffe werden auch Nährstoffe an den Boden abgegeben.
Gras als Mulchmaterial ja, aber …
Grasschnitt eignet sich hervorragend als Mulchmaterial im Hausgarten und bringt viele Vorteile. Beachten Sie jedoch bei der Verwendung von Grasschnitt als Mulch folgende Punkte:
- Lassen Sie den Grasschnitt vor dem Auftragen auf den Boden trocknen, um ein Verklumpen zu vermeiden.
- Verwenden Sie eine dünne Schicht Grasschnitt als Mulch, um das Risiko von Hitzestau und Fäulnis zu verringern.
- Achten Sie darauf, dass der Grasschnitt nicht zu stark auf den Stämmen oder den Kronen der Pflanzen aufliegt, um Pilzinfektionen zu vermeiden.
- Vermeiden Sie die Verwendung von Grasschnitt, der mit Unkrautbekämpfungsmitteln oder chemischen Düngemitteln behandelt wurde, um Kontaminationen zu verhindern.
Bodenbearbeitung begrenzen: Reduzieren Sie die Häufigkeit und Intensität der Bodenbearbeitung im Garten. Übermässige Bodenbearbeitung kann Bodenlebewesen stören und die Bodenstruktur beeinträchtigen. Stattdessen verwenden Sie Techniken wie die «Direktsaat » oder «Mulchsaat», um den Boden intakt zu halten. Bei diesen Techniken wird auf eine traditionelle Bodenbearbeitung verzichtet. Anstatt den Boden umzugraben, wird die Pflanzendecke und der Boden weitgehend intakt gelassen, bzw. der Boden nur oberflächlich bearbeitet. Das Unkrautmanagement kann eine besondere Beachtung erfordern, da Unkräuter möglicherweise nicht durch Umgraben oder Hacken gestört werden.
Die Direktsaat und Mulchsaat sind nachhaltige Anbaumethoden, die zur Erhaltung der Bodenaktivität und -gesundheit im Hausgarten beitragen. Durch den Schutz des Bodens, die Feuchtigkeitserhaltung und die Förderung des Bodenlebens können Sie eine gesunde Umgebung für das Pflanzenwachstum schaffen und gleichzeitig den Arbeitsaufwand reduzieren.
Fruchtfolge und Mischkultur anwenden: Durch die Abwechslung der angebauten Pflanzenarten in Ihrem Garten können Sie die Vielfalt der Bodenlebewesen fördern. Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Wurzelsysteme und Ausscheidungen, die das Bodenleben in verschiedenen Bereichen anregen. Mischbepflanzungen fördern so die Vielfalt der Bodenorganismen.
Wassermanagement optimieren: Achten Sie darauf, dass der Boden ausreichend bewässert wird, ohne dass er zu stark durchnässt wird. Giessen Sie die Pflanzen gründlich, um sicherzustellen, dass das Wasser tief in den Wurzelbereich eindringt. Vermeiden Sie häufiges oberflächliches Giessen, da dies dazu führen kann, dass die Wurzeln oberflächlich bleiben und anfälliger für Trockenheit sind. Ein guter Wasserhaushalt fördert die Aktivität der Bodenorganismen. Vermeiden Sie Staunässe, da dies zu Sauerstoffmangel im Boden führt und so die lebenden Organismen schädigen kann.
Chemische Düngemittel reduzieren: Verwenden Sie chemische Düngemittel sparsam und wechseln Sie zu organischen Düngemitteln. Chemische Düngemittel können das Bodenleben beeinflussen und die Mikroorganismen im Boden schädigen.
Organisches Material zuführen
Um die Gesundheit des Bodens und seiner Bewohner zu erhalten, sind bestimmte Massnahmen zur Bodenpflege erforderlich. Dazu gehört die Zugabe von organischer Materie wie Kompost oder Mulch, um die Nährstoffversorgung zu verbessern und die Bodenstruktur zu fördern. Der Verzicht auf chemische Pestizide und der Einsatz natürlicher Schädlingsbekämpfungsmethoden sind ebenfalls empfehlenswert. Darüber hinaus ist eine schonende Bodenbearbeitung und die Einhaltung einer ausgewogenen Fruchtfolge von grosser Bedeutung.