Die Sonette an Orpheus

 

Atmen, du unsichtbares Gedicht! 
Immerfort um das eigne 
Sein rein eingetauschter Weltraum. Gegengewicht, 
in dem ich mich rhythmisch ereigne.

Einzige Welle, deren
allmähliches Meer ich bin; 
sparsamstes du von allen möglichen Meeren, — 
Raumgewinn. 

Wie viele von diesen Stellen der Räume waren schon 
innen in mir. Manche Winde 
sind wie mein Sohn. 

Erkennst du mich, Luft, du, voll noch einst meiniger Orte? 
Du, einmal glatte Rinde, 
Rundung und Blatt meiner Worte.

Von Rainer Maria Rilke
Zurück zum Blog

Hinterlassen Sie einen Kommentar