Heilpflanze Gundelrebe

Kategorie: Heilpflanze



Im Gundermann, auch Gundelrebe genannt, lebt ein Pflanzengeist, der bösen Zauber abhält. So schützt der weitverbreitete Lippenblütler Haus und Garten und ihre Bewohner energetisch. Wir sollten ihm also danken, statt ihn als Unkraut zu bekämpfen.



Dem Wonnemonat Mai liegt ein besonderer Zauber inne: Wir feiern die heilige Hochzeit zwischen Himmel und Erde. In der Walpurgisnacht, vom 30. April auf den 1. Mai vermählen sich die zeugungsbereiten weiblichen und männlichen Naturkräfte. Während der Maivollmond strahlend am Himmel prangt, öffnen sich die Türen zur Anderswelt und der Schleier zwischen den Welten wird dünner. Es ist der Monat des Gedeihens, Blühens, Feierns und der ekstatischen Tänze zwischen den Welten der Naturgeister und der der Menschen. Endlich ist es wieder Zeit, das Leben in Ekstase zu feiern! Auch mal wieder einfach zu sein. Diese Freiheit kann mir nichts und niemand nehmen. Mit diesem Bewusstsein lasse ich mich nicht von äusseren Gegebenheiten einschränken. Ich feiere das Leben wild und frei! Diese ausgelassene Feier der Natur wird von einer Heilpflanze begleitet, die mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz wächst. Es ist der Gundermann (Glechoma hederacea), der in vielen Gärten nicht unbedingt auf Gegenliebe trifft. Trotzdem ist er bis in die heutige Zeit hinein ein treuer Menschheitsbegleiter geblieben: Er sucht die Nähe des Menschen und wenn man ihn lässt, folgt er einem sogar bis vor die Haustür. Meine Partnerin und ich lieben alle Pflanzenwesen, und wir versuchen, sie gleichberechtigt zu achten und wertzuschätzen. Der Gundermann ist uns jedoch ein besonderer Freund und Begleiter in unserem Unterwegssein geworden. So vielschichtig wie sein Wesen, sind auch seine Namen. Dieses Pflanzenwesen möchte ich dir deshalb mit all seinen Namen nennen, damit du es umso mehr achten kannst, wenn du ihm das nächste Mal begegnest. «Mein Name ist Gunda» Der Gundermann steht in Verbindung mit dem Männername Gundram und dem Frauennamen Gunda. Gund bedeutet kleiner Krieger respektive kleine Kriegerin. Der Gundermann ist somit ein heilsames Schutzkraut: ein Dämonenvertreiber. Den «Gutermann», wie das Kraut auch genannt wird, sollte man stets als Persönlichkeit ansprechen. Vor allem wenn es im Garten oder ums Haus herum wächst. Denn seine pflanzliche Gestalt ist die Verkörperung des schützenden Hof- und Hausgeistes. Ja, der Gundermann ist sprichwörtlich das helfende Heinzelmännchen, das uns vor unholden Geistern, bösem Zauber und Verwünschungen schützen kann. Der allzu oft als Unkraut verwunschene Gundermann hilft uns so, unser Zuhause energetisch rein zu halten. Als Dank dafür sollte man ihn nicht einfach so ausrupfen oder unachtsam vertilgen, sondern ihm einen geschützten Platz im Garten eingestehen, wo er ungehindert wachsen kann. Zwischendurch nimmt der Gundermann auch gerne etwas Bier oder Schnaps als Dankesgabe an. Aber zurück zu den Namen. Einige nennen den Gundermann Erd- und Kranzkraut oder Heilreif. Diese Namen geben Hinweise auf den Gebrauch dieser mächtigen Schutzund Heilpflanze: Für das Heil, den Segen und den Schutz in Garten und Haus – in den Zimmern und auch im Keller –, kann man Kränze aus den langen, biegsamen Stängeln des Gundermanns winden. Wir nutzen diese Kränze für Heilzeremonien, Meditationen, Trancetänzen, die Herstellung von Heilmitteln und auch in der Walpurgisnacht als Zeichen für die alljährliche Erneuerung und unsere Verbundenheit mit der Natur und deren Wesenheiten.

«Heckenkieker» und «Erdefeu» Andere Namen für den Gundermann sind «Heckenkieker» oder «Heckenreiter». Sie verweisen auf den typischen Standort und ist eine Anspielung auf seine grosse Bedeutung: Die wilde Hecke ist ein magischer Ort des Übergangs; ein Portal, das die kultivierten Ländereien von der Wildnis trennt. Auch heute noch leben in den wilden Hecken weibliche Heckengeister, die Hagazussen. Sie kennen beide Welten, verfügen über Kräuterwissen und erweisen dem Wissensdurstigen, der gelernt hat, gut zu lauschen, vielerlei Dienste. Auch die Namen «Guck durch den Zaun» oder «Zaunreiter» weisen auf die Magie der Zwischenwelt hin. Mit ein wenig Runenwissen ergeben diese Namen noch mehr Sinn. Die Rune Ingwaz ist ein Rautensymbol (Scherengitterzaun) und steht unter anderem für das Fenster. Dieses alte Runenzeichen, das rautenförmige Guckfenster, kennen wir von alten Haustüren. Es steht symbolisch für den Blick durch das Portal hindurch auf die andere Seite, in die nicht alltägliche Welt. Deshalb verwenden wir den Gundermann auch in verworrenen Situationen, wenn der nötige Durchblick fehlt oder der Blick für das Wesentliche getrübt ist – fast wie von Eiter verklebt.

«Wenn Du Dich dem Gundermann öffnest, erkennst Du, dass Hilfe schon da ist.»

Wundheiler und «Herr des Eiters» Die dunklen Blätter und der kriechende Wuchs haben dem Gundermann auch die Namen «Grundrebe» und «Erdefeu» verliehen – was gut passt: Sobald das Kraut irgendwo Halt findet, rankt es sich daran in die Höhe. Der gebräuchlichste Name aber ist «Gundermann». Bleiben wir also dabei und betrachten ihn näher, konkret den Namensteil «Gund». Im Altgermanischen bezeichnete man Eiterbeulen oder eiternde Geschwüre als «Gund». Und siehe da: Der Gundermann wird auch «Herr des Eiters» genannt. Selbstverständlich kommt auch das nicht von ungefähr. Der Gundermann wirkt entzündungshemmend, antibakteriell, zusammenziehend und schmerzstillend. Wir konnten eindrückliche Erfahrungen sammeln betreffend die Kraft des Krauts als Wundheiler: Tiefe Schnittwunden, die eigentlich hätten genäht werden müssen, heilten vollständig und narbenfrei ab; ebenso Quetschungen, eiternde Wunden und Abszesse. Sogar bei eitrigem Auswurf oder Ausfluss hat der Gundermann uns geholfen. Für die Wundversorgung verwenden wir das frisch zerkaute Kraut und binden die betroffene Stelle damit ab. Diesen Umschlag zweimal täglich wechseln bis alles verheilt ist. Und das geht wirklich schnell!

Des Weiteren wirkt der Gundermann schleim-, steinund harnsäurelösend und er stärkt Lunge und Magen. Man kann ihn in Öl einlegen und diese für den Salat nutzen; das frische Kraut samt Blüten kann man auch für den Salat selbst verwenden, z. B. zusammen mit Schafgarben- und jungen Birkenblättchen, Gänseblümchen und Löwenzahn. Oder man bereitet ihn als Gemüse zu, das passt besonders gut zu Kartoffeln und wird in Nobelküchen als Delikatesse zu Fleisch gereicht.

Der meditative Zugang In meiner meditativen Versenkung mit dem Gundermann durfte ich folgende Information erhalten: «Seit alter Zeit folge ich den Menschen. Ich, dein schützender Hausgeist, bin der verbindende Kreis der höchsten Lebendigkeit. Ich wirke als Verstärker und stehe in Resonanz mit Allem – mit den Kräften des Lichts, der Schöpferin der Materie und mit dir, Mensch, denn auch du bist ein Glied dieses allumfassenden Kreises. So verbinde ich in Harmonie das Leben miteinander: in deinem Garten, deinen Heilmitteln, deinen Beziehungen. Deshalb ist eines meiner Hauptpotenziale das ‹synergetische Wirken›. Ich sorge für Verbundenheit, auf dass jedes Geschöpf seine Kraft und sein volles Potenzial offenbaren und entfalten kann. Ich wirke gerne im Hintergrund und werde nur offensichtlich aktiv, wenn es mich braucht oder du mich darum bittest. Ich öffne und kläre dir die Augen und deinen Geist, sodass du das Wunderbare erkennen kannst. Ich stärke deine Kraft und dein Durchhaltevermögen, damit du dich nicht unterkriegen lässt. So wecke ich in dir das Gespür, auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Vor allem wenn du mit einem Umfeld zu tun hast, das nicht will, dass du vorwärtsgehst. Hier ist einer deiner weiteren Knackpunkte verborgen. Es tut dir nicht gut, dich in solchen Situationen als einsamer Krieger zu fühlen. Hab nicht das Gefühl, du müsstest bei jedem Widerstand alles im Alleingang bewältigen. Denn wenn du dich mir öffnest, erkennst du, dass die Hilfe schon da ist.»

Der Gundermann hilft uns also, uns auf ein Urprinzip der Natur einzulassen: auf das Loslassen und die Erneuerung. Alles in der Natur ist ein Kommen und Gehen. Die Natur vertraut und erneuert sich stetig, das ist ihr Prinzip, die Philosophie des Lebens an sich. Die Natur hinterfragt nicht, sie nimmt an. Eine Pflanze entwickelt, wenn nötig, gewisse Abwehrstrategien und geht, wenn diese nicht greifen, irgendwo anders hin, wo sie ungestört wachsen und blühen kann. Wir Menschen sind träger. Wir haben die Tendenz, an nicht funktionierenden, ja sogar an krankmachenden Vorstellungen festzuhalten und dabei langsam vor uns hin zu kränkeln. Zu erstarren. Es geht hierbei um Dinge, Muster oder Zustände, die bewusst oder unbewusst festgehalten werden. Allzu oft halten wir an Dingen fest, die schon längst losgelassen werden sollten. Wir ärgern uns z. B. über äussere Missstände, die sich trotz aller Bemühungen nicht ändern. Doch dieses Festhalten und Erstarren, dieses nicht Loslassen, nicht Weitergehen lässt uns in einer Sackgasse stecken bleiben. Oft braucht es dann die Kraft des Feuers, um die feststeckenden Dinge zu ändern. Auch die Wärmeprozesse des Gundermanns lassen das Erstarrte schmelzen; sie bewegen uns sanft, aber stetig. Wohin? Egal! Hauptsache, man steckt nicht mehr fest, bleibt in Bewegung und blickt vorwärts.


Bewusstseinserweiternd | Die kleinen, blasslila bis violetten Blüten und sein sanfter Geruch deuten darauf hin, dass der Gundermann unsere Sinne öffnet. Und tatsächlich: Die Schutzund Heilpflanze erweitert das Bewusstsein und fördert die Hellsichtigkeit. Doch keine Angst, Freund Gundermann wirkt nicht berauschend wie Zauberpilze oder dergleichen.









* Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch

Fotos: mauritius-images.com | zvg | getty-images.com


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