Fencheltee – gute Medizin für alle!

In der Kinderheilkunde, wie auch bei Husten oder Blähungen ist
Fencheltee eines der beliebtesten, sichersten und kostengünstigsten Naturheilmittel – stets griffbereit und einfach anzuwenden.

Yves Scherer


Der Fenchel in unserem Garten ist nicht zum Essen da. Ich rühre die mannshohen Stauden nicht an, denn sie beherbergen den gelb-schwarz gemusterten Schwalbenschwanz, einen wunderschönen Schmetterling, der leider selten geworden ist. Von April bis September kleben die auffälligen Tagfalter ihre Eier an das Fenchelkraut. Aus den Eiern schlüpfen Raupen, die sich vom Fenchel ernähren und sich während des Wachstums mehrmals häuten. Den ganzen Sommer über finde ich die fantastisch gemusterten Raupen an den Stängeln und Blättern der Pflanze. Mit leichten Netzen decke ich sie ab, damit die Raupen nicht von Vögeln gefressen werden. Durch eine Öffnung im Netz können später die ausgeschlüpften Falter ihre Wirtspflanze verlassen. Wenn hin und wieder ein Schwalbenschwanz ums Haus herum gaukelt, sage ich: «Danke Fenchel!»

Der Echte Fenchel aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) ist eine weltweit geschätzte Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze. Verschiedene wild wachsende Arten finden sich im gesamten Mittelmeerraum. Die zweijährige, wärmeliebende Pflanze bevorzugt einen sonnigen Standort mit mässig feuchtem, nährstoffreichem Boden. Sie wird bis zu zwei Meter hoch und bildet im zweiten Jahr gelbe Doldenblüten aus, an denen im Spätsommer die aromatischen Fenchelsamen (auch Fenchelfrüchte genannt) heranreifen. Den Echten Fenchel gibt es in drei Varietäten: Als Gemüse- oder Knollenfenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum), Gewürz- oder Süssfenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) und Wilder bzw. Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare).

Für einen heilkräftigen Fencheltee werden vorwiegend die bräunlichen Samen des Bitterfenchels verwendet, der am meisten ätherisches Öl enthält. Diese Art bildet keine Knollen aus. Nördlich der Alpen lässt er sich problemlos im Garten ziehen. Lässt man einige ausgereifte Blüten stehen, sät er sich immer wieder von selbst aus.

 

«Wenn hin undwieder ein Schwalbenschwanz ums Haus herumgaukelt, sage ich: ‹Danke Fenchel!›»

 

Wohlig warmes Bauchgefühl für Gross und Klein
Ein Tee aus den Samen des Bitterfenchels hilft bei unspezifischen Magen- und Darmbeschwerden, regt den Appetit und die Verdauung an, reduziert das Völlegefühl, wirkt antimikrobiell und entzündungshemmend. Bei Erkältungskrankheiten und produktivem Husten löst er den festsitzenden Schleim und desinfiziert die oberen Atemwege. Die östrogenartigen Pflanzenhormone unterstützen die Milchbildung bei der stillenden Mutter. Über die Muttermilch gelangen die ätherischen Öle in den Verdauungstrakt des Säuglings, wo sie ihre blähungswidrige und krampflösende Wirkung entfalten. Säuglinge und Kleinkinder mögen den süsslichen Fencheltee und vertragen ihn auch gut (siehe Dosierungsempfehlung). Alternativ dazu kann der Tee zum Verdünnen der Breimahlzeit verwendet werden. Wenn Babies unter Bauchkrämpfen leiden, nützt zusätzlich zum Fencheltee eine wärmende Bauchmassage mit selbst hergestelltem Fenchel-Kamille-Massageöl (siehe Rezept).

Der gelbe doppeldoldige Blütenstand des Fenchels. 

Fenchelsamen.

Der Schwalbenschwanz.

 

Die zwei Schwestern des Fenchels: Kümmel und Anis
Kümmel und Anis runden die Wirkung des Fenchels ab. Die blähungswidrige (karminative) Wirkung ist beim Kümmel am stärksten und beim Anis am schwächsten, die schleimlösende (expektorierende) Wirkung beim Anis am stärksten und beim Kümmel am schwächsten. Der Fenchel liegt jeweils dazwischen.

Die Samen des Fenchels enthalten ätherisches Öl (u. a. Anethol, Fenchon, Estragol, Pinen und Limonen), fettes Öl, Eiweiss, Zucker, Flavonoide, Cumarine, Phytoöstrogene, Mineralien sowie die Vitamine A, B und C. Diese Wirkstoffkombination macht den Fenchel zu einem hervorragenden, vielseitig verwendbaren Hausmittel.

Tierversuch versus Erfahrungsheilkunde
Am 6. März dieses Jahres gab Swissmedic, die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, folgende Empfehlung für Fencheltee heraus: «Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren nur in Absprache mit einer Medizinalperson, keine Anwendung während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit.»

Julie Morciano von der Abteilung Komplementär- und Phytoarzneimittel von Swissmedic präzisiert: «Tierversuche weisen darauf hin, dass hohe Mengen von Estragol die Entstehung einer Krebserkrankung begünstigen können.» Das Risiko sei zwar schon seit rund 20 Jahren bekannt, aufgrund der aktuellen Datenlage habe man es nun aber neu bewertet. Und sie hält fest: «Es gibt nach wie vor keine Untersuchungen, welche die konkrete Gesundheitsgefährdung beim Menschen belegen.» Weil der Estragol-Gehalt im Fencheltee stark schwanken könne, habe man nun eine Empfehlung herausgegeben (Online-Ausgabe des Tages Anzeigers vom 25. April 2024).

Das Problem an dieser Empfehlung ist, dass Fencheltee nicht identisch ist mit Estragol, einem isolierten Bestandteil des ätherischen Fenchelöls. Isolierte Einzelsubstanzen, wie sie in Tierversuchen getestet werden, existieren nur im Labor.

Ein Heilpflanzentee hingegen ist ein komplexes Vielstoffgemisch, dass erwiesenermassen besser vertragen wird als isolierte Einzelsubstanzen. Zudem sind Resultate aus Tierversuchen selten eins-zu-eins übertragbar auf uns Menschen.

Dass Swissmedic keine Gesundheitsgefährdung beim Menschen belegen kann, überrascht deshalb nicht. Fencheltee hat sich in der Kinderheilkunde bestens bewährt. Es gibt keinen stichhaltigen Grund, auf seine guten Dienste zu verzichten! Wie alle pflanzlichen Heilmittel sollte aber auch Fencheltee zeitlich begrenzt eingenommen werden. Bei täglichem Genuss einer Einzeldroge wird in der Regel eine Anwendungsdauer von maximal sechs Wochen empfohlen.

Es ist schade, dass durch solche Meldungen Angst vor Heilpflanzen geschürt wird, welche die Menschen seit jeher begleiten. Für eine sichere Anwendung gilt: Heilpflanzen sind keine Genussmittel, sondern sollen mit der richtigen Intention und fachgerecht angewendet werden. Naturheilmittel sind in aller Regel gut verträglich und verursachen keine unerwünschte Nebenwirkungen oder Abhängigkeit. Sie sind kostengünstig und belasten die Umwelt nicht!



Anwendungstipps
Fencheltee für Gross und Klein:
1 TL frisch zerquetschte (!) Fenchelsamen mit 1 Tasse (150 ml) heissem (nicht mehr kochendem) Wasser übergiessen und 5–7 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Je nach Geschmack kann der Tee mit etwas Honig gesüsst werden. Über den Tag verteilt trinken. Fenchelsamen bekommt man im Reformhaus, in der Drogerie oder in der Apotheke. Fencheltee in Beuteln hat nicht dieselbe Qualität.


Dosierungsempfehlung für Fencheltee (nach Ursel Bühring):
Säuglinge: 3 x 50 ml / ab 1 Jahr: 3 x 75 ml / ab 4 Jahren: 3 x 100 ml / ab 10 Jahren: 3 x 150 ml über den Tag verteilt zwischen den Mahlzeiten. Bei täglicher Einnahme maximal sechs Wochen lang anwenden.

 

Fenchelmilch:
Mag das Kind keinen Fencheltee, wird vielleicht die Fenchelmilch lieber angenommen. Die Zubereitung ist dieselbe wie beim Tee. Anstatt Wasser wird einfach heisse Milch verwendet.

Massageöl gegen Bauchkrämpfe:
1 EL frisch zerquetschte Fenchelsamen und 1 EL Kamillenblüten in 100 ml Mandelöl einlegen und regelmässig schwenken. Nach 2 Wochen das fertige Massageöl absieben, in ein Braunglasfläschchen füllen und beschriften. Einige Tropfen des Öls sanft im Uhrzeigersinn auf den Bauch des Säuglings einmassieren.


In der kreativen Küche:
Der süssliche, aromatische Geschmack des Fenchels bringt Frische in die Küche. Seine zarten Blätter, die Doldenblüten und Früchte verfeinern Salate, Gemüseaufläufe, Eintöpfe, Suppen und vieles mehr. Fenchel passt hervorragend in eingemachtes Gemüse, Chutneys und Pickles.


Fenchelhonig bei Erkältungen:
50 g frisch zerstossene Fenchelsamen in 500 g Honig einrühren. Nach 1–2 Wochen die Fenchelsamen aus dem Honig sieben. Gegen Erkältungskrankheiten den Fenchelhonig teelöffelweise pur oder im Tee einnehmen.


Geröstete Fenchelsamen als Verdauungshelfer:
2–3 EL Fenchelsamen in einer gusseisernen Bratpfanne anrösten bis sie eine dunklere Farbe annehmen. Abkühlen lassen und nach jeder Mahlzeit einen halben Teelöffel davon kauen.

Der Fenchel in unserem Garten ist nicht zum Essen da. Ich rühre die mannshohen Stauden nicht an, denn sie beherbergen den gelb-schwarz gemusterten Schwalbenschwanz, einen wunderschönen Schmetterling, der leider selten geworden ist. Von April bis September kleben die auffälligen Tagfalter ihre Eier an das Fenchelkraut. Aus den Eiern schlüpfen Raupen, die sich vom Fenchel ernähren und sich während des Wachstums mehrmals häuten. Den ganzen Sommer über finde ich die fantastisch gemusterten Raupen an den Stängeln und Blättern der Pflanze. Mit leichten Netzen decke ich sie ab, damit die Raupen nicht von Vögeln gefressen werden. Durch eine Öffnung im Netz können später die ausgeschlüpften Falter ihre Wirtspflanze verlassen. Wenn hin und wieder ein Schwalbenschwanz ums Haus herum gaukelt, sage ich: «Danke Fenchel!»

Der Echte Fenchel aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) ist eine weltweit geschätzte Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze. Verschiedene wild wachsende Arten finden sich im gesamten Mittelmeerraum. Die zweijährige, wärmeliebende Pflanze bevorzugt einen sonnigen Standort mit mässig feuchtem, nährstoffreichem Boden. Sie wird bis zu zwei Meter hoch und bildet im zweiten Jahr gelbe Doldenblüten aus, an denen im Spätsommer die aromatischen Fenchelsamen (auch Fenchelfrüchte genannt) heranreifen. Den Echten Fenchel gibt es in drei Varietäten: Als Gemüse- oder Knollenfenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum), Gewürz- oder Süssfenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) und Wilder bzw. Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare).

Für einen heilkräftigen Fencheltee werden vorwiegend die bräunlichen Samen des Bitterfenchels verwendet, der am meisten ätherisches Öl enthält. Diese Art bildet keine Knollen aus. Nördlich der Alpen lässt er sich problemlos im Garten ziehen. Lässt man einige ausgereifte Blüten stehen, sät er sich immer wieder von selbst aus.


Wohlig warmes Bauchgefühl für Gross und Klein
Ein Tee aus den Samen des Bitterfenchels hilft bei unspezifischen Magen- und Darmbeschwerden, regt den Appetit und die Verdauung an, reduziert das Völlegefühl, wirkt antimikrobiell und entzündungshemmend. Bei Erkältungskrankheiten und produktivem Husten löst er den festsitzenden Schleim und desinfiziert die oberen Atemwege. Die östrogenartigen Pflanzenhormone unterstützen die Milchbildung bei der stillenden Mutter. Über die Muttermilch gelangen die ätherischen Öle in den Verdauungstrakt des Säuglings, wo sie ihre blähungswidrige und krampflösende Wirkung entfalten. Säuglinge und Kleinkinder mögen den süsslichen Fencheltee und vertragen ihn auch gut (siehe Dosierungsempfehlung). Alternativ dazu kann der Tee zum Verdünnen der Breimahlzeit verwendet werden. Wenn Babies unter Bauchkrämpfen leiden, nützt zusätzlich zum Fencheltee eine wärmende Bauchmassage mit selbst hergestelltem Fenchel-Kamille-Massageöl (siehe Rezept).

 

Die zwei Schwestern des Fenchels: Kümmel und Anis
Kümmel und Anis runden die Wirkung des Fenchels ab. Die blähungswidrige (karminative) Wirkung ist beim Kümmel am stärksten und beim Anis am schwächsten, die schleimlösende (expektorierende) Wirkung beim Anis am stärksten und beim Kümmel am schwächsten. Der Fenchel liegt jeweils dazwischen.

Die Samen des Fenchels enthalten ätherisches Öl (u. a. Anethol, Fenchon, Estragol, Pinen und Limonen), fettes Öl, Eiweiss, Zucker, Flavonoide, Cumarine, Phytoöstrogene, Mineralien sowie die Vitamine A, B und C. Diese Wirkstoffkombination macht den Fenchel zu einem hervorragenden, vielseitig verwendbaren Hausmittel.

 

Tierversuch versus Erfahrungsheilkunde
Am 6. März dieses Jahres gab Swissmedic, die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, folgende Empfehlung für Fencheltee heraus: «Anwendung bei Kindern unter 4 Jahren nur in Absprache mit einer Medizinalperson, keine Anwendung während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit.»

Julie Morciano von der Abteilung Komplementär- und Phytoarzneimittel von Swissmedic präzisiert: «Tierversuche weisen darauf hin, dass hohe Mengen von Estragol die Entstehung einer Krebserkrankung begünstigen können.» Das Risiko sei zwar schon seit rund 20 Jahren bekannt, aufgrund der aktuellen Datenlage habe man es nun aber neu bewertet. Und sie hält fest: «Es gibt nach wie vor keine Untersuchungen, welche die konkrete Gesundheitsgefährdung beim Menschen belegen.» Weil der Estragol-Gehalt im Fencheltee stark schwanken könne, habe man nun eine Empfehlung herausgegeben (Online-Ausgabe des Tages Anzeigers vom 25. April 2024).

Das Problem an dieser Empfehlung ist, dass Fencheltee nicht identisch ist mit Estragol, einem isolierten Bestandteil des ätherischen Fenchelöls. Isolierte Einzelsubstanzen, wie sie in Tierversuchen getestet werden, existieren nur im Labor.

Ein Heilpflanzentee hingegen ist ein komplexes Vielstoffgemisch, dass erwiesenermassen besser vertragen wird als isolierte Einzelsubstanzen. Zudem sind Resultate aus Tierversuchen selten eins-zu-eins übertragbar auf uns Menschen.

Dass Swissmedic keine Gesundheitsgefährdung beim Menschen belegen kann, überrascht deshalb nicht. Fencheltee hat sich in der Kinderheilkunde bestens bewährt. Es gibt keinen stichhaltigen Grund, auf seine guten Dienste zu verzichten! Wie alle pflanzlichen Heilmittel sollte aber auch Fencheltee zeitlich begrenzt eingenommen werden. Bei täglichem Genuss einer Einzeldroge wird in der Regel eine Anwendungsdauer von maximal sechs Wochen empfohlen.

Es ist schade, dass durch solche Meldungen Angst vor Heilpflanzen geschürt wird, welche die Menschen seit jeher begleiten. Für eine sichere Anwendung gilt: Heilpflanzen sind keine Genussmittel, sondern sollen mit der richtigen Intention und fachgerecht angewendet werden. Naturheilmittel sind in aller Regel gut verträglich und verursachen keine unerwünschte Nebenwirkungen oder Abhängigkeit. Sie sind kostengünstig und belasten die Umwelt nicht!

 

Yves Scherer
Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet eine eigene Ausbildung in Pflanzenheilkunde und Kräuterwanderungen an: www.medizingarten.ch / www.medizinwald.ch

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