Die grüne Schlangenkraft

Der Efeu ist ein immergrüner Meisterkletterer. Er steht für Halt und Kraft. Besonders hilfreich ist seine Heilkraft bei bronchialen Infekten und Schilddrüsenerkrankungen.




Das Wesen des Efeus ist die Verbindung von Dunkelheit und Licht – die Wurzeln wuchern unbändig in der Dunkelheit, die immergrünen Blätter vermehren sich durch Ausläufer, die über dem Boden ein dichtes Netz bilden und so dem Licht entgegenwachsen. Diese Verbindung von Dunkelheit und Licht verkörpert eine immense, lebensfördernde Kraft. Der starke Bezug zur Wurzelenergie stärkt unsere innere Verbindung zum Boden und stellt das tiefe Vertrauen in die Verbindung zur grossen Mutter Erde wieder her. Deshalb ist der Efeu eine kraftvolle Heilpflanze bei Mangelzuständen, Ängsten und vermindertem Selbstwertgefühl. Der Efeu verfügt zwar über einen starken Halt, ist jedoch nicht an einen festen Standort gebunden. Er hat diesen überwunden. Das rankende Wesen des Efeus verkörpert die Planetenenergie des Merkurs. Sein vibrierendes Vorwärtsschreiten steht für Bewegung und Vitalität. Er sucht sich kriechend, verwurzelnd und vernetzend seinen Weg entlang des dunklen Waldbodens in Richtung des Lichtes. Dies ist eine Einladung für uns, unseren Weg konsequent zu gehen, und uns nicht in Details zu verstricken. Sollte dies passieren, führt uns die Efeuenergie durch ihre hohe Standortflexibilität aus den verfahrensten Situationen heraus, wieder auf neue Pfade.

Gibt Halt und Verwurzelung

Efeu ist ein Tonikum zur Anregung der Geisteskräfte. Er wirkt gegen auszehrende und abbauende Zustände, die unsere Lebenskraft bedrohen. Als immergrüne Pflanze verwende ich das Efeuöl bei Vitalitätsverlust. Bei Muskel- und Gelenksrheumatismus, Gicht und Ischiasschmerzen. Die alles verbindende Kraft des Efeus wirkt aber auch auf den Stoffwechsel und das Hormonsystem. Efeu stimuliert die Ausschüttung von Nebennierenrinden-Hormonen. Diese hemmen Entzündungen und beseitigen Ablagerungen in den Gelenken, damit man weiterhin frei und beweglich bleiben kann. Efeu eignet sich auch zur Hormon-Menstruationsregulierung. Er kann als Tinktur bei zu schwacher Menstruation mit einem zuvor scharfen, wundmachenden Ausfluss helfen. Ebenso bei Schilddrüsenunterfunktionen.

Der Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer Mitteleuropas. Trifft er auf ein Kletterhindernis, zum Beispiel einen Baum, schmiegt er sich an dessen Stamm und beginnt, sich windend, über seine Schattenseite an ihm hochzuwachsen. Diese, teilweise über hundert Jahre andauernde Partnerschaft zwischen Efeu und Baum ist ein Zeugnis der Verbundenheit und der Treue. Die Jungtriebe übernehmen mit ihren Haftwurzeln eine statische Wuchssicherung. Nicht nur auf groben Baumrinden, sondern auch auf glatten Oberflächen wie Fensterscheiben oder Hauswänden. Auch hier widerspiegeln sich die Themen Halt und Verwurzelung. Der Efeu erinnert uns daran, dass wir in Zeiten der Veränderung nicht an äusseren Sicherheiten wie ein Zuhause, Geld, Versicherungen oder einer Partnerschaft festhalten sollten. Nicht klammern, zetern oder jammern. Sondern loslassen, sich mit den Ängsten konfrontieren und mutig vorwärtsschreiten.

Der aufwärts schlängelnde Stamm von alten Efeuranken erinnert an Blutbahnen, Adern, Venen und den Darm. Das zeigt, dass Efeu stabilisiert, entschlackt und den Sauerstofftransport im Blut steigert. Allgemein fördert er die Durchblutung und die Durchlässigkeit der Blutgefässe. Er ist ein hervorragendes Venentonikum bei Krampfadern, fördert die Durchblutung der Arterien bei Arteriosklerose und stärkt das Altersherz. Desweiteren kann bei Magen-Darmentzündungen, ständigem Heisshunger, Appetitlosigkeit oder aufgeblähtem Magen an Efeutinktur gedacht werden.


«Der Efeu ist der einzige einheimische Wurzelkletterer.»

Im stillen Dialog mit dem Efeu

Die Botschaft, die mir der Efeu während meiner Meditation gibt, ist das Geben und Nehmen. Es geht um den Ausgleich, um das Naturgesetz des Schenkens und Empfangens. In der Regel wird bei uns Menschen das Geben und Schenken höher bewertet als das Empfangen. Beschenkt zu werden ist uns unangenehm: «Ich bin ein Wanderer und gebe an allen Orten, wo ich vorbeikomme, etwas ab von meiner Substanz. Gleichzeitig nehme ich etwas von der Substanz der jeweiligen Orte in mich auf. Ich beherberge das winterliche Licht der Gastfreundschaft, die Grosszügigkeit und den Schutz vor dem Geiz. Ich bin das Geschenk, die Einheit der Schenkenden und das Schenken um des Schenken Willens. Ein Geschenk ist keine Belohnung. Man kann es sich weder verdienen noch erarbeiten. Um dies zu verstehen, reicht die Fähigkeit deines Verstandes nicht aus. Als Mensch musst du dies erfahren, erst dann wird der Weg zum Gesetz. Entfessle die wandernde Seite in dir und befreie dich von den unnötigen Fesseln der belastenden materiellen Lebenseinstellung. Beginne mit dem freien Aufstieg nach den Geistesgesetzen. Das bedeutet nicht, in Armut zu Leben. Wenn du auf deinem Herzensweg bleibst, oder anfängst ihn zu beschreiten, werden sich die materiellen Bedienungen für das tägliche Leben von selbst einstellen. Es kommt auf dich zu. So öffne ich deinen Geist, damit du wachsamer deinen Weg beschreitest und erkennst, was du zu empfangen und was du zu geben hast». Vielleicht hast du Lust, das Märchen vom Hans im Glück mal wieder zu lesen. Auch diese Geschichte weiht uns ein in die Gesetze des Gebens und Nehmens.



Efeu als Hustenlöser

Das wohl bekannteste Einsatzgebiet des Efeus ist die Heilwirkung auf die oberen Atemwege. Dies aufgrund seiner entzündungshemmenden, antibakteriellen, antiviralen Eigenschaften. Efeu zeigt sich in der äusseren Betrachtung als ein starkes Blattwesen. Dies weist auf ein kraftvolles Wirken im mittleren Pol des Menschen hin, der sich im Brustraum und der Herzgegend befindet. Efeu hat somit einen Bezug zur Atmung und Blutkreislauf. In alten Zeiten wurde das Efeublatt für psychsomatische Herzbeschwerden eingesetzt, um verkrampfte Atemwege und die Bronchialmuskulatur zu erweitern. Es erleichtert die Sauerstoffzufuhr zur Lunge und kann die Atemwege von Entzündungen und Verschleimung befreien. Die Tinktur eignet sich deshalb zur Behandlung von grippalen Infekten mit starker Verschleimung. Sämtliche Bronchialerkrankungen, Asthma, krampfartiger Reizhusten und Rachenentzündungen können gelindert werden. Der säuerliche, bittersüsse Geschmack des Blattes verweist auf die Bereiche Leber, Verdauung, Herz und Milz. Die drei bis fünf dreikantigen, nierenförmigen Samen machen eine Verbindung zur Niere und Gallenblase. Der Efeu kann somit auch die Verdauung unterstützen und den Gallenfluss fördern.

Nach acht bis zehn Jahren des Erklimmens und der Ausprägung der Altersform. Erscheinen zwischen September und November die, in Dolden angeordneten unscheinbaren gelbgrünen Blüten. Sie verströmen einen süsslichen Fäulnisduft, der viele Insekten anlockt, um noch die letzte Blütennahrung vor dem Winter zu verschenken. Die erbsengrossen Früchte reifen über den Winter. Gegen Februar/März hin werden die zuerst grünen Beeren dunkelbraun-blau, später fast schwarz und giftig. Schwarze Beeren symbolisieren unter anderem die Augen, den Blick. Ich verwende Efeublätterwaschungen, sprich Kompressen bei Augenentzündungenreizungen. Die in Dolden angeordneten Beeren erinnern mich an ein Insektenauge. Eine Menge an Augen die eins ergeben. Es ist ein klares Zeichen für den Kugelblick, das heisst, die Fähigkeit zu entwickeln, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das hilft, neue Haltungen einnehmen zu können und Lösungen zu finden.



Efeu-Kreislauföl herstellen


In hoher Dosierung sind alle Teile des Efeus giftig und dürfen nicht eingenommen werden. Deshalb wird Efeu nicht als Tee, sondern fast nur in Form von fertigen Arzneien angeboten. Unbedenklich ist hingegen die äussere Anwendung als Kompressen oder Öl. Die Herstellung des Efeu-Kreislauföles geht so:

Man benötigt eine gute Handvoll frische oder getrocknete Efeublätter. Die Blätter in kleinere Stücke zupfen, in ein Schraubglas geben und mit kaltgepresstem Olivenöl übergiesen. Das Olivenöl wird bis 5 Millimeter unter den Rand des Schraubglases gefüllt und verschlossen. Den Ölauszug für mindestens drei Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen und täglich schwenken. Am Schluss absieben und in dunkle Flaschen füllen. Der Ölauszug ist für die äusserliche Anwendung, zur Massage und für Einreibungen bestimmt. Das Öl kann mit passenden, ätherischen Ölen ergänzt werden werden.




Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte.

www.pflanzechreis.ch

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