Wenn die Knochen plötzlich brechen

Kategorie: Gesundheit


Mit dem Alter wird unser Skelett fragiler, die Knochendichte nimmt ab. Brechen Knochen bei der kleinsten Belastung, leidet man an einer Osteoporose. Ein angemessener Lebensstil kann davor bewahren und auch im Krankheitsfall einiges bewirken.



Dass sie krank sind, merken viele erst, wenn es schon zu spät ist: Gemäss Rheumaliga Schweiz leiden über 400 000 Menschen an einer Osteoporose, der häufigsten chronischen Knochenstoffwechselkrankheit hierzulande. «Da der Knochenschwund schleichend verläuft, spürt man ihn nicht», erklärt Barbara Zindel, Physiotherapeutin FH. «Daher wird die Krankheit häufig erst nach dem ersten Bruch diagnostiziert.» Brechen gar Wirbelkörper oder der Oberschenkelhals, kann das nicht nur starke Schmerzen, sondern auch dramatische Folgen für die Betroffenen haben: «Ein Sturz mit Oberschenkelhalsbruch bedeutet für viele ältere Menschen das Ende der Selbständigkeit», weiss Zindel aus Erfahrung. Nicola Reuschling, Fachärztin für Rheumatologie und Innere Medizin, präzisiert: «Etwa ein Drittel der Betroffenen darf nach einer Schenkelhalsfraktur wieder nach Hause. Ein Drittel muss im Pflegeheim bleiben und ein Drittel stirbt an den Folgekrankheiten wie etwa Infektionen, einer verminderten Herz- und Lungenleistung oder einer Thrombose aufgrund des bruchbedingten Bewegungsmangels.»


Die Wahrscheinlichkeit nach dem 50. Lebensjahr infolge einer Osteoporose einen Knochenbruch zu erleiden, liegt gemäss Rheumaliga Schweiz bei Männern bei 20 und bei Frauen bei über 50 Prozent. Wegen der hormonellen Umstellung ist das Risiko eines raschen Knochenabbaus während und nach den Wechseljahren ungleich höher. «Schuld daran ist der Mangel des weiblichen Sexualhormons Östrogen, das wichtig für den Knochenstoffwechsel ist», sagt Zindel. Da Männer eine höhere Knochendichte haben, steigt ihr Risiko an einer Altersosteoporose zu erkranken, erst etwa ab dem 70. Lebensjahr an.



Ursachen einer Osteoporose

Laut Nicola Reuschling sind genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung eine gute Osteoporose-Prävention. Idealerweise sollte diese bereits während der Kindheit und Jugendzeit greifen, wenn unsere Knochen noch im Aufbau sind. Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr sind sie am stabilsten. Dann nimmt die Knochendichte bei gesunden Menschen um etwa 0,4 Prozent jährlich ab, bei Menschen mit einer Osteoporose um bis zu 4 Prozent pro Jahr. Die Knochenstoffwechselkrankheit baut aber nicht nur Knochensubstanz ab, sondern verändert auch die Struktur der Knochen: Sie werden porös und instabil und können bei der kleinsten Belastung brechen.


Ob man an einer Osteoporose erkrankt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Knochenalterungsprozess spielt da genauso eine Rolle wie Bewegungsmangel, die falsche Ernährung, zu viel Nikotin und/oder Alkohol; aber auch die individuelle Veranlagung spielt eine wichtige Rolle. Gemäss Reuschling kann ausserdem ein Vitamin-D-Mangel und das daraus resultierende Kalziumdefizit – Kalzium ist wichtig für den Knochenstoffwechsel – den Knochenabbau beschleunigen, genauso wie Langzeittherapien mit gewissen Medikamenten wie etwa Kortison oder Heparin, die sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken. «Auch Dauerstress, der die Nebenniere schwächt, kann eine Osteoporose begünstigen», betont Sybille Binder, dipl. Ernährungsberaterin FH.


Osteoporose und Ernährung



  • Empfehlenswert ist eine vollwertige und ausgewogene Mischkost mit mindestens drei Portionen Gemüse täglich.

  • Auf eine bedarfsgerechte Energie- und Eiweisszufuhr achten.

  • Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche einnehmen, und zwar fetten Fisch wie Hering, Lachs, Heilbutt, Sardine oder Thunfisch, die auch Vitamin D enthalten.
  • Kalzium- und magnesiumreiche Nahrungsmittel essen, z. B. Milchprodukte, grünes Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte. Jugendliche und junge Erwachsene benötigen täglich 1200 mg Kalzium, Erwachsene ab 20 Jahren 1000 mg pro Tag.

  • Genügend warme und lang gekochte Mahlzeiten zu sich nehmen.

  • Kochsalz zurückhaltend verwenden, höchstens 1 TL pro Tag

  • Maximal 2 bis 3 Tassen Kaffee und/oder Schwarztee pro Tag.
  • Maximal 1 Glas Wein oder 2 Glas Bier täglich. Alkoholfreie Tage einschieben.

  • Reinen Zucker und raffinierte Kohlenhydrate nach Möglichkeit meiden.
  • Säure-Basen-Haushalt allenfalls mit zusätzlichen Präparaten stabilisieren respektive ausgleichen
  • Bei Bedarf Nahrungsergänzungsmittel mit den nötigen Mikronährstoffen zu sich nehmen. Quelle: NHK Institut für integrative Naturheilkunde

Nützliche Informationen


Die verschiedenen kantonalen Ligen – siehe www.rheumaliga.ch – bieten in der ganzen Schweiz Kurse für Osteoporose-Gymnastik an. Über die Seite www.sichergehen.ch findet man Kurse in der ganzen Schweiz, die Sturzprävention beinhalten. Allgemeine Informationen zur Krankheit und nützliche Adressen finden sich via www.osteoporose-vorsorge.ch und www.osteoswiss.ch. Wer sein individuelles Osteoporose-Risiko berechnen will, findet via de.wikipedia.org/wiki/FRAX weiterführende Angaben dazu.



Prävention ist wichtig

«Wer ohne erkennbaren Grund an akuten Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, dem Becken oder der Hüfte leidet, sollte handeln», rät Rheumatologin Reuschling. Je eher eine Osteoporose erkannt werde, desto besser gelinge ein angemessener Umgang mit der chronischen Knochenstoffwechselkrankheit. Vorsorgeuntersuchungen zahlt die Krankenkasse allerdings nur in Ausnahmefällen.

Der Befund erfolgt für gewöhnlich über eine Knochendichtemessung (Osteodensitomietrie). Die Therapie richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf und den erlittenen Knochenbrüchen. Sie hilft, den Knochenstoffwechsel anzukurbeln und Folgeschmerzen der Knochenbrüche zu lindern. «Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die den Abbau der Knochensubstanz hemmen, wie etwa Bisphosphonate und Denusomab, oder direkt deren Aufbau fördern, wie beispielsweise Teriparatid und Romosozumab», erläutert Reuschling.


Als wirkungsvolle Prophylaxe wie auch als nicht-medikamentöse Therapie empfiehlt die Expertin viel Bewegung, bei Bedarf ein individuell angepasstes Trainingsprogramm und/oder Hilfsmittel wie Hüftprotektoren und Gehhilfen. Physiotherapeutin Zindel ergänzt: «Treppensteigen, spazieren oder wandern, also Bewegung in aufrechter Körperhaltung, regen den Knochenstoffwechsel durch die Stossbelastung an.» Auch gezieltes Krafttraining im Fitnessstudio stärke Muskulatur und Knochen in jedem Alter und fördere das Gleichgewicht und die Beweglichkeit – eine wichtige Prophylaxe gegen gefährliche Stürze, die etwa durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln, infolge Sehstörungen, Muskelschwund oder –schwäche begünstigt werden können. Und «last but not least» stabilisiert und/oder verbessert eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen die Knochendichte nachhaltig auch im hohen Alter.




«Mineralwasser ist nicht förderlic






gefragt: Sybille Binder








Osteoporose zählt zu den Zivilisationskrankheiten und steht somit in Zusammenhang mit unserer Lebens- und Ernährungsweise. Was es dabei zu beachten gilt, weiss Ernährungsberaterin Sybille Binder, dipl. Ernährungsberaterin FH.

Sybille Binder, welche Ernährungsempfehlungen gilt es, bei einer Osteoporose zu beherzigen?

Als Prophylaxe aber auch Therapie einer Osteoporose sieht die Naturheilkunde eine kalzium- und magnesiumreiche sowie eine basische Ernährung vor. Zurückhaltend konsumieren sollte man Genussmitteln wie Kaffee, Schwarztee oder Alkohol. Sie stören das Säure-Basen-Gleichgewicht und können den Mineralienverlust über die Nieren begünstigen. Genauso wie rotes Fleisch und Zucker, die als entzündungsfördernd gelten.


Welche Lebensmittelinhaltstoffe fördern den Knochenstoffwechsel?

Unsere Knochen sind ein komplexes, elastisches Gefüge und auf die Versorgung mit verschiedenen Mineralstoffen angewiesen. So brauchen sie neben Kalzium auch Magnesium, Vitamin D und andere Vitamine.


Welche Lebensmittel sind da besonders reichhaltig und empfehlenswert?

Grünes Gemüse, Nüsse, Samen, fetter Fisch, Eier, Milchprodukte, Obst und verschiedene Getreideflocken.


Inwieweit empfehlen Sie Nahrungsergänzungsmitteln?

Es spricht vieles für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel mit den nötigen Mikronährstoffen. Ergänzend dazu sollten auf dem Speisezettel aber auch Lebensmittel mit ausreichend Mineralstoffen, Proteinen und Vitaminen stehen.


Wie viel und was sollten von Osteoporose Betroffene trinken?

Nicht mehr als sonst, und zwar bis zwei Liter Wasser und/oder ungesüssten Tee täglich. Kontrovers diskutiert wird, wie förderlich der Konsum von kalziumreichem Mineralwasser ist. Wasser sollte eigentlich keine Mineralien liefern, da diese anorganisch sind und vom Körper nicht aufgenommen werden können. Mineralwasser ist also nicht förderlich.

Zur Person

Sybille Binder ist dipl. Ernährungsberaterin FH und dipl. Vitalstofftherapeutin am NHK Institut für integrative Naturheilkunde in Zürich: www.nhk.ch.

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