Warnsignale des Körpers

Unser Körper kommuniziert ständig mit uns. Stress gilt als häufigste Ursache für Warnsignale, die wir ernst nehmen sollten. Dann gilt es, den Lebensstil umzustellen. Tipps gibt es genug. Machen Sie es einfach!

Lioba Schneemann, Illustration: Sonja Berger

Wenn etwas nicht «stimmt», sendet unser Körper und Geist viele Zeichen und Symptome, die wir nicht ignorieren sollten. Die Warnsignale sind manchmal subtil, manchmal deutlich: Ein Ziehen in der Brust, wiederholtes Kopfbrummen, ein Druck im oberen Rücken, wir geraten schneller ausser Atem, die Erde dreht sich, wir schlafen schlecht, Gedankenkreisel plagen uns oder wir spüren im Magen einen dumpfen Schmerz. Wer kennt nicht das eine oder andere Symptom?

Es ist gut, wenn man seinen Körper gut kennt, beobachtet und dann Selbstfürsorge betreibt, wenn Symptome auftreten. Denn wir haben nur einen Körper. Wir können mit Aufmerksamkeit unser Leben retten, und uns den sofortigen oder späteren Gang zum Arzt, der dann «uns retten» soll, ersparen.

Stress: Ursache Nr. 1

Viele Symptome sind harmlos, Handeln sollte man dennoch. Bei Fieber oder Kopfschmerzen ist es ratsam, sich mehrere Tage Ruhe zu gönnen, ausreichend zu trinken und geduldig zu sein. Dem Körper Zeit geben zur Gesundung. Wenn aber die Körpertemperatur auf über 39 Grad ansteigt oder wenn das Fieber länger als eine Woche anhält, sollte man ärztlichen Rat einholen.

Stress ist heute die häufigste Ursache für diverse Symptome und Erkrankungen. Stress gilt als einer der grössten Risikofaktoren für viele ernste Erkrankungen, allen voran des Herzens und der Blutgefässe. Der gestresste Körper sendet uns recht früh deutliche Signale, um uns zu sagen: Es ist zu viel! Doch wir haben verlernt, auf sie zu achten oder wollen nicht auf ihn hören – denn, jetzt ist einfach keine Zeit zum Innehalten!

Der Körper weiss

Wenn wir uns überfordern, unserem Körper über längere Zeit keine entspannten Momente gönnen und Ausgleich schaffen, oder belastende Gedanken unseren Alltag bestimmen, dann geraten wir in Dauerstress. Das Hormon Kortisol wird dauerhaft ausgeschüttet, schädigt Hirnzellen und unterdrückt das Immunsystem. Der gesunde Menschenverstand sollte dann walten. Und wir wissen ja längst, dass der Lebensstil einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. So ist bekannt, dass 80 Prozent aller Diabetes-Typ-2-Erkrankungen damit zusammenhängen.

Bei chronischem Stress treten oftmals Kopfschmerzen, Gereiztheit, Erschöpfung, Angstzustände bis hin zur handfesten Depressionen auf. Ein Burn-out, der emotionale und körperliche Zusammenbruch, ist oft nicht mehr weit. Eigentlich ist das gut, denn dann «nimmt» sich der Körper das, was er braucht: Eine Pause. Man muss dann seinem Körper und Geist die nötige Ruhe gönnen und sicherlich auch sein Leben umstellen.

Kopfschmerzen können auch andere Ursachen haben. Oft sind es Verspannungen der Schulter-, Nacken-, Kiefer- oder Rückenmuskulatur, die wiederum auftreten, weil wir uns dauernd und ohne es zu merken, verspannen: Die Schultern hochziehen, die Zähne zusammenbeissen, flach atmen.

Auch Schwindel, ein häufiges Symptom, kann auf eine Überlastung oder Verspannungen hinweisen. Sind Kopfschmerzen begleitet von neurologischen Symptomen wie Schwäche auf einer Seite, Verwirrtheit oder Krampfanfälle, sollte man sofort eine ärztliche Fachperson aufsuchen. Starke, plötzlich auftretende Kopfschmerzen können auf einen Schlaganfall, ein Aneurysma (Ausbuchtung einer Arterie im Gehirn) oder eine Kopfverletzung hinweisen.

Atembeschwerden sind ebenso ein häufiges Symptom, das auf einen ungesunden Lebensstil hinweist: Es bleibt uns kaum noch Luft zum Atmen. Unser Herz- Kreislauf-System reagiert auf Dauerstress mit erhöhtem Blutdruck oder beschleunigtem Herzschlag.

Mit Schlafstörungen kämpfen viele Menschen, die verlernt haben oder es unterlassen, sich ganz zu entspannen. Mit Stress im Körper einzuschlafen, ist ungesund. Das Gehirn bleibt aktiver und schaltet nicht ab. Darum sollten wir darauf achten, entspannt und ohne belastende Gedanken ins Bett zu gehen. Sonst droht ein Schlafteufelskreis, bei dem wir aufgrund des wenigen Schlafs noch weniger leistungsfähig und resistent gegen Stress sind, was wiederum führt dazu, dass wir noch schlechter schlafen.

Mit Schlafstörungen kämpfen viele Menschen, die verlernt haben oder es unterlassen, sich ganz zu entspannen. Mit Stress im Körper einzuschlafen, ist ungesund. Das Gehirn bleibt aktiver und schaltet nicht ab. Darum sollten wir darauf achten, entspannt und ohne belastende Gedanken ins Bett zu gehen. Sonst droht ein Schlafteufelskreis, bei dem wir aufgrund des wenigen Schlafs noch weniger leistungsfähig und resistent gegen Stress sind, was wiederum führt dazu, dass wir noch schlechter schlafen.

Die Verdauung ist ebenfalls ein guter Zeiger für zu viel Stress im Leben. Wenn einen oftmals Durchfall oder Verstopfung plagt, wenn der Magen schmerzt oder man sauer aufstösst, sollte man seinen Lebensstil ernsthaft überprüfen. Unsere Libido leidet irgendwann ebenfalls an zu viel Druck. Entspannung ist nämlich das, was die «Manneskraft» stärkt. Eine Erektion kommt unter zu viel Anstrengung schlicht nur schwer oder gar nicht zustande. Wer gelöster ist, hat auch mehr Lust auf Begegnung und Sinnlichkeit. Stress in der Partnerschaft ist der Liebestöter Nr. 1, nicht nur aufgrund der schlechteren Kommunikation. Frauen, die unter Zyklusstörungen oder einer unregelmässigen Menstruation oder dem Ausbleiben der monatlichen Blutung leiden, sollten ebenso ihren Stresslevel überprüfen. Last but not least leidet das Immunsystem. Sind wir dauernd erkältet und der leichteste Windstoss macht uns krank, ist wahrscheinlich auch dieses geschwächt.

Spüre deinen Körper

Warnen sollten uns unsere Gedanken, wenn sie uns ständig antreiben und nur noch sorgenvoll sind. Denken wir oft sowas wie: «Ich muss es allen recht machen. Ich muss das heute noch fertig kriegen. Das ist noch nicht gut genug», müsste die Alarmglocke läuten. Ein dauerndes «ich muss» ist eine Warnung. Es könnte ein erstes Anzeichen für einen Burn-out sein, der bei Menschen mit einem übertreibenden Ehrgeiz und Perfektionismus (den es ja nie geben kann) auftritt. Diese Muster zu bemerken und diesen Gedankengängen nachzugehen, und sie irgendwann auch loszulassen mithilfe von Methoden oder Therapie, lohnt sich.

Die Liste der Symptome kann mühelos verlängert werden. Wichtig ist, ein gesundes Mass zu finden zwischen Anspannung und Entspannung im Alltag und einen gesunden Lebensstil zu etablieren. Mit simplen Massnahmen kann man schon selbst viel tun: Ausreichend Bewegung, gesunde ausgewogene Ernährung, stressreduzierendes Verhalten inklusive der Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation und regelmässige Entspannung sind die Säulen, die medizinische und therapeutische Fachpersonen nennen.

Anti-Stress-Methoden

Fragen, die man sich stellen kann, sind: Wo merke ich typischerweise, dass ich unter Druck bin oder drohe, mich zu überfordern? Wo spüre ich es körperlich? Was denke ich? Wie sind meine Gefühle? Wie verhalte ich mich in einer akuten Stresssituation? Ist es für mich typisch, laut zu werden, angriffslustig oder eher hektisch und unruhig? Oder werde ich still, weinerlich und hilflos?

Das «In-sich-hinein-spüren» ist einfacher gesagt als getan. Die Grundlage eines guten Körpergefühls ist uns nämlich weitgehend abhanden gekommen. Der Körper ist heute nur noch Mittel zum Zweck: er muss gut aussehen, etwas leisten und fit sein. Fühlen können wir ihn dadurch aber nicht. «Die Abkoppelung vom Körper ist leicht für uns, vor allem in unserer Lebenswelt. Dadurch wird das Leben zwar oberflächlicher, aber es lässt uns auch unsere Schmerzen und Empfindungen nicht mehr spüren», schreibt die Therapeutin Damit Charif in dem Buch «Die 3 Quellen echten Lebensglücks ». Viele Menschen fühlten sich gefangen im Kopf. Wir erhalten keine Informationen mehr von unserem Körper, was dort vor sich geht.

Gesunden Lebensstil einüben Uns fehlt der Zugang zu sinnlichen Erfahrungen. Aber als Sinneswesen erfahren wir die Welt und uns selbst über unsere fünf Sinne. Eine gute Nachricht: Es gibt Wege, um wieder «bei Sinnen» zu kommen. Die weniger gute: Gewohnheiten sind schwer zu ändern, auch wenn wir uns damit selbst schaden. Veränderungen brauchen vor allem Ausdauer, Wille und viel Zeit.

Wenn eines der beschriebenen Symptome auftritt oder unser Körper uns anders mitteilt, dass etwas geändert werden sollte, dann ist jetzt der richtige Moment, zu beginnen. Es gibt viele Tipps, die banal und leicht umsetzbar sind. Einfach machen, lautet die Devise.

Einfache Tipps für einen gesunden Lebensstil

  • Morgens oder abends oder am Ende der Arbeit seine Gedanken aufschreiben (Journaling) oder ein Dankbarkeitstagebuch führen.
  • Abstand zur Arbeit schaffen (eine Tramstation vorher aussteigen, mit dem Velo zur Arbeit fahren usw.).
  • Ein Feierabend-Ritual einführen.
  • «Stimulus-Kontroll-Technik»: kein PC oder Handy im Schlafzimmer.
  • Ab 21 Uhr keine technischen Dinge mehr zu benutzen.
  • Das Schlafzimmer optimieren: Temperatur, Licht, Kopfkissen.
  • Atempausen regelmässig einlegen. Atmen für 2 bis 10 Minuten, alle 30 Minuten.
  • Tagsüber Pausen einplanen, z. B. nach 45 Min arbeiten für 5–10 Minuten Pause machen. Aufstehen. Bewegen. Ein Stehpult kaufen.
  • Seinen persönlichen Rhythmus finden.
  • Soziale Kontakte pflegen, gerade auch dann, wenn es einem schlecht geht.
  • Freizeitaktivitäten pflegen, die Kontrast zur Arbeit schaffen.
  • «Stopp» sagen bei belastenden Gedanken, gezielt Distanz schaffen zu seinen Gedanken.
  • Seine Emotionen regulieren lernen – Selbstregulation – mittels Meditation (u. a. MBSR-Programm) oder anderen Achtsamkeitsübungen.
  • Sich immer wieder ins Hier und Jetzt bringen mit dem Atem als Anker. 
  • Fokus und Konzentration einüben mit Meditation, Achtsamkeitsübungen, Yoga, Qi Gong usw.
  • Tägliche Bewegung, am besten an der frischen Luft oder im Wald.
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