Volkskrankheit Magenprobleme

Magenbeschwerden gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen und können Menschen jeden Alters betreffen. Typisch sind Beschwerden wie Druck im Oberbauch, Übelkeit, Sodbrennen oder ein unangenehmes Völlegefühl. Die Ursachen sind vielfältig: von harmlosen Verdauungsstörungen, stressbedingten Problemen oder Lebensmittelunverträglichkeiten bis hin zu schwerwiegendere Erkrankungen wie Magenschleimhautentzündungen.

Laura Columberg


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ast alle kennen es: Nach einem üppigen Essen, bei Stress oder ganz ohne erkennbaren Grund meldet sich der Magen. Ein unangenehmes Ziehen, ein drückendes Gefühl oder schmerzhaftes Brennen mit Aufstossen – unser Magen ist oft der Erste, der sich bemerkbar macht, wenn etwas im Alltag nicht mehr rundläuft.

Etwa 100 Millionen Nervenzellen umhüllen den Verdauungstrakt und bilden das sogenannte Bauchhirn. Es denkt mit, es fühlt mit, es erinnert sich – kein Wunder also, dass Stress und Hektik, aber auch emotionale Sorgen und Belastungen wortwörtlich «auf den Magen schlagen». Umso mehr, wenn er durch üppige oder zu hastig eingenommene Mahlzeiten, Fertigprodukte mit vielen Zusatzstoffe, reichlich Kaffee oder Energie-Getränke, das eine oder andere Gläschen zu viel und durch häufige Schmerzmittel oder chemische Medikamenteneinnahme belastet wird. Dann greift überschüssige Magensäure die Schutzschicht der Magenschleimhaut an und verursacht Sodbrennen, Völlegefühl, manchmal regelrechte Magenkrämpfe oder gar eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) mit Gewebsdefekten. 

«Etwa 100 Millionen Nervenzellen umhüllen den Verdauungstrakt und bilden das sogenannte Bauchhirn.»


Aufgaben des Magens

Der Magen (Gaster) ist ein fleissiges Organ. Unermüdlich kneten seine Muskeln den Nahrungsbrei und aus seinen Wänden ergiessen sich täglich zwei bis drei Liter Verdauungssaft. Dabei handelt es sich in erster Linie um starke Salzsäure, die eiweissspaltende Enzyme aktiviert und als «Ätzmittel» auch direkt zur Aufspaltung der Nahrung beiträgt. Zu den wichtigsten Aufgaben des Magens zählen:

1. Aufnahme und Speicherung von Nahrung: Der Magen dient als Reservoir, in dem die aufgenommene Nahrung zwischengespeichert wird, bevor sie in den Dünndarm gelangt.

2. Mechanische Zerkleinerung: Durch rhythmische Muskelbewegungen (Peristaltik) wird die Nahrung durchmischt und zerkleinert.

3. Chemische Verdauung: Der Magen produziert Magensäure (Salzsäure). Diese erleichtert die Verdauung der Eiweisse mithilfe des Enzyms (Pepsin). Ausserdem werden Krankheitserreger abgetötet, die mit der Nahrung aufgenommen wurden.

4. Bildung von Verdauungssäften: Der Magen bildet neben der Magensäure auch Schleim um die Magenwand vor Säure zu schützen, sowie den sogenannten Intrinsic Factor. Dabei handelt es sich um ein Protein, das die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm ermöglicht. 

5. Regulierung des Weitertransports: Der Magen steuert, wann und wie viel Nahrung in den Dünndarm abgegeben wird. Dies geschieht durch den Magenpförtner, der den Speisebrei portionsweise abgibt.


Völlegefühl und Übelkeit

Kurzfristiges Völlegefühl oder leichte Übelkeit nach dem Essen kennen alle. Manchmal wird ein Gewürz nicht vertragen, die Speisen waren zu gross oder zu fettreich oder ein Nahrungsmittel sorgt für Unwohlsein. Aber auch Sorgen und Stress können sich so bemerkbar machen. Meist genügt in diesem Fall die naturheilkundliche Unterstützung der Verdauungskraft mit Bitterstoffen. Bei längerfristigem Unwohlsein sollte die Ursachenforschung in den Fokus gerückt werden: Nach welchen Speisen treten die Beschwerden auf? Oder zu welcher Tageszeit? Was hilft und was verschlechtert die Beschwerden?


Volkskrankheit Sodbrennen

Der saure Mageninhalt sollte besser nicht in Richtung Speiseröhre und Rachen fliessen. Doch vielen Menschen widerfährt genau das: Sie leiden an Sodbrennen (Reflux). Da die zurückfliessende Magensäure die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre reizt, zählen brennende Schmerzen sowie saures Aufstossen – besonders beim Bücken, im Liegen oder nach dem Essen – zu den unangenehmen Folgen.

Jeder Mensch leidet ab und zu an Sodbrennen: Verantwortlich hierfür sind meist Diätfehler, die eine hohe Säureproduktion provozieren. Zu schweres Essen, Süsses in Kombination mit Kaffee, ein Glas Wein zu viel … Zusätzlich besteht anatomisch aber auch eine Schwachstelle am unteren Teil der Speiseröhre. Hier befindet sich ein muskulärer Ringverschluss als Übergang zum Magen. Dieser macht das Zurückfliessen des Speisebreis relativ einfach. Besonders wenn die Muskelkraft nachlässt oder das vegetative Nervensystem gestresst ist.

Wird das brennende Geschehen jedoch chronisch, können akute Magenentzündungen mit Schleimhautdefekten entstehen, in seltenen Fällen sogar Speiseröhrenkrebs. Leiden Sie seit längerem unter akutem Magenbrennen und einem regelmässigem Reflux mit Schmerzen hinter dem Brustbein, suchen Sie bitte eine ärztliche Fachperson für weitere Abklärungen auf.


Sodbrennen durch zu wenig Magensäure

Viel häufiger als zu viel Magensäure ist ein Mangel an Magensäure. Auf den ersten Blick klingt dies paradox, da sich Sodbrennen sauer und ätzend anfühlt. Auf den zweiten Blick ist es jedoch einleuchtend. Das saure Gefühl in Speiseröhre und Rachenraum bedeutet nicht automatisch, dass zu viel Säure im Magen gebildet wird, sondern nur, dass sie am falschen Ort ist. Hierfür ist besagter Speiseröhren-Verschluss verantwortlich. Mit zunehmendem Alter oder bei einer Unterfunktion des Magens kann dieser immer weniger Spannung aufbauen. Auch Nahrungsmittelallergien, Alkohol und Nikotin können den Magenverschluss zum Erschlaffen bringen. 

Ein säurearmer Magen führt also genauso zu den typischen Symptomen des Refluxes wie eine tatsächliche Säureüberproduktion. Für Betroffene ist der Unterschied zwischen zu viel oder zu wenig Magensäure oft nicht erkennbar. Suchen Sie daher eine Fachperson in der Naturheilpraxis, Drogerie oder Apotheke auf und lassen Sie sich beraten. Zudem sollten die bekannten Säureblocker nicht übereifrig eingenommen werden. Sie helfen nicht in beiden Fällen – im Gegenteil – bei einer funktionellen Magenschwäche und verminderten Bildung an Magensäure, wirken die Blocker zusätzlich schwächend und erschlaffen die Magenmuskulatur. Nehmen Sie bereits Magenschoner? Dann setzten Sie diesen auf keinen Fall von heute auf morgen ab. Dies müsste unter fachmännischer Begleitung in langsamen Schritten erfolgen. Ansonsten verstärken sich die Beschwerden durch den Entzug deutlich. Und es muss geklärt werden, ob der Magenschoner aus gesundheitlicher Sicht abgesetzt werden kann oder ob eine akute Erkrankung seinen Einsatz erforderlich macht.


Der gestresste Magen

Ein häufiges Erscheinungsbild der modernen Lebensweise, mit stressbetonter und schneller Nahrungsaufnahme ist der Reizmagen. Betroffene leiden unter wiederkehrenden Beschwerden wie Völlegefühl, Übelkeit, Magenschmerzen und Sodbrennen, ohne dass eine organische Ursache vorliegt oder diagnostiziert werden kann. Typischerweise ist der deutlich erkennbare Bezug zu Stress, emotionaler Belastung und Sorgen. Die Magenschleimhaut reagiert immer empfindlicher auf einzelne Nahrungsmittel und Stress. So kann eine schlechte Nachricht den Appetit zum Erliegen bringen, Ärger zu Magenbrennen und Übelkeit führen und die Rahmsauce mit Saucenbinder den Reflux antreiben.


Naturheilkundliche Hilfe für den Magen

Magenprobleme sind weitverbreitet und treten in den unterschiedlichsten Formen und Intensitäten auf. Manchmal ist die Ursachenforschung langwierig und schwierig. Manchmal finden sich aber auch klare Anhaltspunkte die verändert werden können. Naturheilkundlich wird die Magenfunktion nicht nur organisch-chemisch betrachtet. Die Speiseröhre, der Magen und auch der Dam stehen für die Übergangsstelle von der Aussenwelt zur Innenwelt. Hier kommt der Organismus mit körperfremden Substanzen in Kontakt und macht sie zu körpereigenen. Zudem verdaut der Magen seelische und geistige Themen – daher kommt auch der Ausdruck: «Das hat mir auf den Magen geschlagen.»

Aus der Fülle der Heilpflanzen, die den Magen unterstützen sind einige hervorzuheben: Pfefferminzblätter, Kamillenblüten und Fenchelsamen enthalten ätherische Öle, die auf das Gewebe von Speiseröhre und Magen entzündungshemmend einwirken und Völlegefühl sowie Übelkeit lindern. Hildegard von Bingen empfahl bei sämtlichen Magenbeschwerden die bekannten Fenchel-Galgant-Kautabletten. Schleimhautschützend wirkt Malvenblütentee oder über Nacht gequollene Leinsamen. Als stark basischer Saft kann Kartoffelsaft bei akutem Magenbrennen eingesetzt werden: man trinkt Schluckweise über den Tag mehrere Deziliter bis zur Besserung.


Bitterstoffpflanzen wie Engelwurz, Schafgarbe, Wermut, Enzian, Löwenzahn, aber auch bittere Küchenkräuter wirken aktivierend auf die Verdauungsfunktionen und stärken die Verschlusskraft des Magenpförtners. Im Gegensatz zu künstlichen Säureblockern können diese natürlichen Verdauungshilfen über längere Zeit eingenommen werden und regulieren die Magenfunktion, egal auf welche Seite die Entgleisung stattgefunden hat. Die Anwendung in Form von Tee, Tinktur oder spagyri
schen Essenzen kann individuell angewendet werden. Bei Reizmagen oder akuter Magenschleimhautentzündung, sollte die Auswahl auf einen milden Bitterstoff wie die Schafgarbe oder den Löwenzahn fallen. Zu starke Impulse verstärken die Thematik. Zusätzlich sind hier entspannende Massnahmen wie Atemtherapie, Meditation und Stressreduktion im Alltag notwendig um langfristig und nachhaltig Veränderungen erreichen zu können.

Des Weiteren setzt die naturheilkundliche Behandlung bei Überlegungen zur Ernährung an. Nebst einer basenreichen, mediterranen Kost sind Fragen wie – Nehme ich mir ausreichend Zeit und setzte ich mich zum Essen? – überaus wichtig. Das vegetative Nervensystem hat einen grossen Einfluss auf einen reibungslosen Ablauf im oberen Verdauungssystem. Je entspannter die Atmosphäre, desto harmonischer funktioniert das Zusammenspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Um den Magen wieder in Balance zu bringen sind meist kleinere Mahlzeiten sinnvoller als üppige Speisen. Und sogenannte Säurelocker wie Kaffee, Alkohol und Süssspeisen sollten für eine gewisse Zeit vom Speiseplan gestrichen oder nur in sehr kleinen Mengen konsumiert werden. 

Magenbeschwerden werden immer häufiger. Lassen Sie sich frühzeitig naturheilkundlich begleiten und nehmen Sie die Beschwerden ernst. Meist genügen schon sanfte Impulse durch Naturheilmittel und Veränderungen von Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. 

 

Tipps bei Sodbrennen

Trinken: Süssgetränke, Alkohol sowie kohlensäurehaltige Getränke begünstigen Sodbrennen. Lieber zimmerwarmes Wasser, Kamillen- oder Melissentee trinken.

Ernährung: Vermeiden Sie spätes, schweres und sehr fett- oder eiweisshaltiges Essen. Viel bekömmlicher abends sind gedämpftes Gemüse, Suppen oder warmes Müsli.

Akuthilfe: Im Akutfall kann Kartoffelsaft, Heilerde oder Trinkmoor Linderung schenken.

Liegen: Erhöhen Sie den Kopfteil des Bettes um wenige Zentimeter.

 

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