So geniessen Sie den Frühling trotz Heuschnupfen
Endlich! Die Tage werden länger und die ersten Frühlingsboten zeigen sich. Doch mit dem Erwachen der Natur startet der Pollenflug – ein Übel für zwei Millionen Schweizer*innen. Doch nicht verzagen: es gibt Hilfe aus der Natur-Apotheke und naturheilkundliche Therapien, die den Frühlingsalltag erleichtern.
Erna Jonsdottir
Im Frühling liegt ein Knistern in der Luft. Während die Tierwelt aus dem Winterschlaf erwacht, verströmen Blumen und Blüten ihre betörenden Düfte. Mit dem Aufblühen der Erde erwacht auch unser Lebensgeist – es kribbelt im Bauch und bei vielen auch in der Nase: Um die 2,2 Millionen, oder 25 Prozent, der Schweizerinnen und Schweizer leiden an Heuschnupfen – Tendenz steigend.
Dafür verantwortlich machen Forschende negative Umwelteinflüsse sowie die übertriebenen Hygienestandards. So haben Studien gezeigt, dass Stadtkinder häufiger von Allergien betroffen sind als Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen. Der Grund: Letztere haben ein gut trainiertes Immunsystem, weil sie in Kontakt mit gewissen Bakterien und Pilzen kommen. Siehe dazu auch den Artikel «Wie das Landleben vor Allergien schützt».
Reaktion auf harmlose Stoffe
Muss das Immunsystem aufgrund einer sterilen Umgebung keine Erreger bekämpfen, wehrt es sich übermässig gegen eigentlich harmlose Stoffe. Und genau das ist beim Heuschnupfen der Fall! Unser Immunsystem reagiert auf die Eiweisse der Pollen und stuft sie beim Einatmen oder beim direkten Kontakt als gefährlich ein. Als Reaktion schüttet er Histamin und weitere Substanzen aus, was mitunter zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut und einer Entzündung der Bindehaut der Augen führt. Allergien sind also nicht die Folge eines geschwächten Immunsystems, sondern eine fehlgeleitete Reaktion dessen.
Die Symptome einer Pollenallergie
Heuschnupfen wird in der Fachsprache als saisonale allergische Rhinitis bezeichnet – eine allergische Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann. Wie bei allen Allergien, spielt die Genetik eine entscheidende Rolle. Sind die Eltern bereits davon betroffen, steigt das Risiko der Kinder auf über 60 Prozent.
Meist zeigen sich deshalb auch die Symptome bereits im Vorschulalter. Diese können sich durch
- heftige Niesattacken,
- Fliessschnupften (Rhinitis),
- eine verstopfte Nase,
- eine erschwerte Nasenatmung,
- Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren,
- juckende und tränende Augen (Konjunktivitis),
- Müdigkeit und Erschöpfung,
- Hustenreiz und
- Asthmaanfälle bemerkbar machen.
Vorsicht vor dem «Etagenwechsel»
Wichtig: Es lohnt sich, bei den ersten Anzeichen gut hinzuschauen. Denn wer die Pollenallergie über längere Zeit unbehandelt lässt, kann allergisches Asthma entwickeln. Dabei spricht man von einem «Etagenwechsel». Nicht zu verwechseln ist die Pollenallergie mit einer Erkältung (grippaler Infekt).
Diese wird durch eine Vielzahl von Viren ausgelöst und äussert sich mit Fieber. Ist bei hartnäckigem Husten und Schnupfen kein Fieber dabei, handelt es sich vermutlich um Heuschnupfen. Ebenso ähnliche Symptome rufen Schimmelpilze, Tiere oder Hausstaubmilben hervor. Halten diese ganzjährlich an, sind kaum Pollen im Spiel – Heuschnupfen ist, wie erwähnt, eine saisonale Allergie.
Die Flugzeit der Pollen
Wann die Pollensaison beginnt und wie lange sie dauert, hängt vom Wetter ab. Bei milden Temperaturen kann die Pollenflugzeit Anfang Januar starten und bis in den September oder sogar länger anhalten (siehe Bild). Je nach Allergenen können Betroffene unter Frühjahres-, Sommer- und/oder unter Herbstheuschnupfen leiden. Die Auslöser einer Pollenallergie werden in die drei Hauptgruppen Bäume, Gräser und Kräuter eingeteilt. Im März, wenn der meteorologische Frühling beginnt, fliegen die Pollen des Hasels, der Erle, der Esche und je nach Temperaturen auch diejenigen der Birke. Wer weiss, wann welche Pollen fliegen, kann ihnen besser ausweichen. Das Allergiezentrum Schweiz hat dazu eine App mit Echtzeit entwickelt (s. Tipp).
Die Diagnose
Klarheit darüber, welche Allergene die Übeltäter sind, kann eine ärztliche Fachperson schaffen. Die Diagnose erfolgt mittels einer umfassenden Anamnese sowie mittels Haut- und Bluttests.
Diese Abklärung ist insofern wichtig, weil mit Heuschnupfen Kreuzallergien einhergehen können. Dabei verursachen dem Allergen ähnliche Eiweissstoffe – zum Beispiel in Nüssen, Rüebli, Sellerie, Fenchel, Äpfeln oder Aprikosen, Senf, Dill oder Peterli – allergische Symptome.
Tipps aus der Naturheilkunde
Um die Beschwerden zu reduzieren, gibt es zahlreiche einfache Massnahmen wie täglich staubsaugen, Stosslüften, draussen eine Sonnenbrille tragen oder abends die Haare waschen. Allergiker*innen hatten es während der Pandemie etwas leichter, als das Tragen von Masken obligatorisch war. Bei den naturheilkundlichen Methoden geht es aber nicht darum, den Pollen auszuweichen, sondern das Übel an der Wurzel zu packen: Die Heuschnupfen- Therapie zielt darauf, das Immunsystem so zu regulieren, dass die fehlgeleitete Reaktion auf Allergene normalisiert wird.
Mit diesem ganzheitlichen Ansatz, der dauerhafte Hilfe verspricht, wird die Ursache der Allergie bekämpft und nicht nur die Symptomatik. Dabei helfen
- Heilpflanzen wie Pestwurz (s. Box),
- Akupunktur,
- Klima- und Ordnungstherapie,
- Eigenbluttherapie (unspezifische Reiztherapie)
- oder eine Darmsanierung.
Die Darmsanierung kann unter Anleitung selbst durchgeführt werden. Sie macht Sinn, weil die Ursache einer Allergie im Immunsystem liegt, das aus den Fugen geraten ist. Dieses ist zu 80 Prozent in unserem Darm angesiedelt. Deshalb gilt: Wer einen gesunden Darm hat, verfügt über gute körpereigene Abwehrkräfte.
Besonders zu beachten sind ebenso der Säure-Basen-Haushalt und die Versorgung mit Mikronährstoffen: Bei Allergiepatient*innen sind laut Studien häufig die C- und E-Vitamin-Werte, aber auch Kupfer, Zink und Eisen im Keller. C-Vitamin und Kalzium verringern übrigens die Ausschüttung von Histamin.
Die spezifische Immuntherapie
Eine effektive Therapie im Kampf gegen Heuschnupfen ist die Hyposensibilisierung, auch Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie genannt. Dabei wird der Körper langsam und mit ansteigenden Dosen an bestimmte Allergene «gewöhnt», ohne dass es zu einer Überreaktion kommt. Die Betroffenen brauchen jedoch Geduld, denn die Injektions- oder Schluckimpfkur dauert drei Jahre.
Unter Fachleuten kontrovers diskutiert wird die Bioresonanztherapie und die Homöopathie. Letztere wird häufig bei Symptomen und vorbeugend eingesetzt eingesetzt, aber auch in Kombination mit der Schulmedizin, um den Verbrauch konventioneller Medikamente zu senken.
Schwarzkümmelöl und ätherische Öle
Heuschnupfen vorzubeugen ist schwierig, weil die Allergie meist in den Genen liegt. Ein Tipp aus der Volksheilkunde ist der Konsum von regionalem Honig. Dieser soll täglich über den ganzen Winter eingenommen werden – eine Art natürliche Hyposensibilisierung. Dafür muss man den Honig langsam im Mund zergehen lassen. Regulierend auf das Immunsystem wirkt Schwarzkümmelöl. Dieses sollte ebenso zwei Monate vor der Pollensaison regelmässig eingenommen werden. Die ätherischen Öle wirken beruhigend und entzündungshemmend.
Apropos ätherische Öle: Wie bei einer Erkältung lindern diese eine verstopfte Nase oder Husten. Dafür eigenen sich Inhalationen mit Eukalyptus, Fenchel oder Kamille.
Die geplagte Nase kann auch durch Nasenspülungen morgens und abends mit Meersalzlösungen beruhigt werden. Auch Nasensprays mit isotonischem Meerwasser und Kamillenblütenauszug verschaffen Linderung. Diese haben im Gegensatz zu chemischen Nasensprays den Vorteil, dass sie nicht abhängig machen.
Hinweis Bei sehr stark ausgeprägten Symptomen sollte die Schulmedizin in Betracht gezogen werden. Ein «Etagenwechsel » und Kreuzreaktionen sollten unbedingt vermieden werden.
Pflanzen, die bei Heuschnupfen helfen können
Astragalus
Astragalus gehört zu den wichtigsten Pflanzen in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der TCM wird die Wurzel als Stärkungsmittel eingesetzt. Die Wirkung bei Heuschnupfen wird auf die immunmodulierende Wirkung zurückgeführt: Die Wurzel regt ein schwaches Immunsystem an und dämpft auch eine überschiessende Immunreaktion, wie es bei Heuschnupfen der Fall ist.
Pestwurz
Eine grosse Wirkung bei Heuschnupfen hat ein CO₂-Extrakt aus Pestwurzblättern. Klinischen Studien zufolge ist der Pestwurz zur alleinigen Therapie geeignet und in der Wirkung mit chemischsynthetischen Antihistaminika vergleichbar. Wichtig: Nur standardisierte Präparate verwenden.
Ingwer
Bei einer Pollenallergie hilft die anti-entzündliche Wirkung des im Ingwer enthaltenen Pflanzenstoffs Gingerol. Ingwer-Extrakt kann als natürliches Antiallergikum eingesetzt werden. Wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben vor allem in Kombination mit dem japanischen Grüntee «Benifuuki». Diese Kombo soll einer geschwollenen Nase und juckenden Augen entgegen wirken.
Augentrost, Brennnessel und Sanddorn
Augentrost-Tropfen helfen bei tränenden Augen.
Brennnessel-Extrakt reduziert entzündliche Reaktionen und lindert die allgemeinen Symptome.
Sanddorn-Öl hilft bei einer wunden Nase.
Tipp: Die «Pollen-News»-App
Das Allergiezentrum Schweiz, «aha!», hat neu eine App mit Echtzeit-Pollendaten. Wer Heuschnupfen hat, kann mit der App live verfolgen, wie stark die Pollenbelastung an 14 Standorten in der Schweiz ist. Damit sind die Chancen erhöht, den Winzlingen besser ausweichen. Die App ist kostenlos.
Infos unter: www.pollenundallergie.ch