Schüssler-Salze

Kategorie: Gesundheit


Der Arzt und Homöopath Wilhelm Heinrich Schüssler würde am 21. August 200 Jahre alt. Nachhaltig und bis heute beeinflussen die von ihm entwickelten SchüsslerSalze die Naturheilkunde. Die Biologin Susanne Rehm erzählt «natürlich», was für ein besonderer Mensch Wilhelm Heinrich Schüssler war.



Was finden Sie am Menschen Wilhelm Heinrich Schüssler interessant? Wie würden Sie ihn charakterisieren? Susanne Rehm: In drei Worten: «Wissbegierig, hartnäckig und hilfsbereit.» Der in Bad Zwischenahn geborene Wilhelm Heinrich Schüssler war ein Mediziner mit Forschergeist und Weitblick. Er beeinflusst die Naturheilkunde bis heute, Millionen von Menschen weltweit kennen und schätzen seine «Schüssler-Salze» als einfache und doch wirkungsvolle Gesundheitsbegleiter. Was weiss man über Schüsslers Jugend und seinen Weg zur Medizin? Wilhelm Heinrich wuchs in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen auf. Er war jedoch ein hochbegabter Autodidakt und eignete sich rund ein Dutzend Sprachen an. So verdiente er als Sprachlehrer sein erstes Geld. Doch es zog ihn bald zur Heilkunde: 1852 begann er, Medizin zu studieren – unter anderem in Paris, Prag, Berlin und Giessen. Dabei lernte er auch die Homöopathie kennen. Er war davon begeistert und stürzte sich in das neue Wissensgebiet.



Im Jahr 1855 wurde er dann von der Giessener Universität zum Doktor der Medizin ernannt. Sein Antrag auf Berufserlaubnis als Arzt wurde aber zunächst abgelehnt, da er keinen offiziellen Abiturabschluss besass. Schüssler holte den Abschluss nach und erhielt schliesslich im Jahr 1858 die Erlaubnis zur Niederlassung als praktischer Arzt in Oldenburg. Als begeisterter Homöopath behandelte er seine Patienten ausschliesslich homöopathisch. Er bemühte sich schon damals, diese Therapieform weiterzuentwickeln, und publizierte intensiv dazu. Wie kam Schüssler als Arzt zur Forschung? Worin bestand seine grosse Erkenntnis? Nach Jahren als homöopathischer Arzt begann er, sich für die Erkenntnisse der damals aufblühenden Zellforschung zu interessieren. Er war besonders beeindruckt von den Erkenntnissen des Pathologen Rudolf Virchows (1821– 1902) und des niederländischen Physiologen Jakob Moleschott. Vor allem der Zusammenhang zwischen gestörter Zellfunktion und Krankheiten faszinierte ihn. Er startete eigene Forschungen und entdeckte etwas, was sein Bild von Gesundheit und Krankheit komplett revolutionierte: dass sich bei Krankheiten stets ein Mangel an bestimmten Mineralsalzen auf Ebene der Zellen zeigte.

Er forschte und experimentierte weiter, bis er schliesslich zu der bahnbrechenden Erkenntnis kam, auf die sich sein neuer Therapieansatz gründete: Mineralsalze, die homöopathisch aufbereitet sind, können helfen, Mineralstoffmängel zu beheben. Dabei ging es ihm aber nicht um ein «Nachfüllen» der fehlenden Salze, sondern vielmehr um die Verbesserung der Fähigkeit der Zellen, Salze aufzunehmen und optimal zu verarbeiten. Seinen Forschungen zufolge wurde genau dies dank der homöopathischen Bearbeitung der Salze möglich. Er selbst bezeichnete sein Verfahren übrigens als «Biochemie» – als Chemie des Lebens. Erst später wurde es nach ihm benannt. Wie wurde Schüsslers Theorie damals aufgenommen? In der Fachwelt wurde sie zunächst verrissen: Die erste Veröffentlichung seiner Thesen im Jahr 1873 in der «Allgemeinen Homöopathischen Zeitung» stiess ebenso wie die 1874 veröffentlichte Schrift über die «Abgekürzte Therapie» unter den Kollegen auf heftige Kritik und Zweifel. Die Homöopathen empfanden seine Therapie als zu einfach – und zu unhomöopathisch. Dabei stellte Schüssler selbst deutlich klar: «Mein Heilverfahren ist kein homöopathisches.» Es war ein neuer Therapieansatz, der lediglich die homöopathische Aufbereitung der Wirkstoffe verwendet. Doch der Streit ging weiter. Schüssler überwarf sich schliesslich mit dem homöopathischen Ärzte-Verband und trat erbost aus. Der Erfolg gab ihm aber recht: Mit seinen speziell aufbereiteten, homöopathisch potenzierten Mineralsalzen behandelte er erfolgreich eine Vielzahl von Erkrankungen. Parallel entwickelte er seine Therapieform immer weiter und publizierte fleissig dazu. Begeisterte Anwender gründeten bald Gesundheitsvereine und gaben darin das Wissen rund um die Therapieform weiter. Die Schüssler-Salze wurden rasch auch international bekannt – und anerkannt: In vielen Ländern Europas, aber auch in Übersee verbreitete sich seine Lehre. Wie ist denn heute die Sicht auf die Theorie Schüsslers? Laut Schüsslers Theorie und seiner praktischen Erfahrung aktivieren die speziell aufbereiteten Mineralsalze den Zellstoffwechsel und geben so dem Organismus Impulse zur Selbstregulation und Heilung. Die heutigen medizinischen Erkenntnisse bestätigen, dass der Stoffwechsel und ein ausgeglichener Mineralstoffhaushalt entscheidende Schlüssel für die Gesundheit sind. Das heutige medizinische Wissen zeigt aber auch Grenzen der Therapieform auf. Schüsslers neues Therapieprinzip war jedoch eine Pionierleistung in der Naturheilkunde, die bis heute erfolgreich therapeutisch eingesetzt wird: Mit fast 150 Jahren an Erfahrung ist die Schüssler-Therapie bei vielen naturheilkundlichen Ärzten und Heilpraktikern ein fester Bestandteil der Behandlung. Und auch bei den Patientinnen und Patienten ist die Popularität der Schüssler-Salze-Therapie weiterhin gross. Für gesundheitsbewusste Menschen sind die SchüsslerSalze ein einfacher, gut verträglicher und zugleich wirkungsvoller Weg, um Alltagsbeschwerden selbst zu behandeln und die eigene Gesundheit aktiv zu fördern.

Wichtig zu wissen Schüssler-Salze allein können keine Krankheiten oder die Folgen von Nährstoffmängel heilen. Aber, so die Erkenntnis von Wilhelm Heinrich Schüssler, sie verbessern die Aufnahmefähigkeit der Zellen, sodass wichtige Mineralien und Spurenelemente aus der Nahrung oder aus Supplementen vom Organismus besser absorbiert und verwertet werden können. Ein Beispiel dazu: Ein starker Eisenmangel kann mit Schüssler-Salzen allein nicht behandelt werden. Das Schüssler-Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum kann aber die Aufnahme von Eisen aus Nahrungsmitteln und somit die Zufuhr von Sauerstoff unterstützen – und so helfen, entzündliche Prozesse im Körper zu hemmen.

Die 12 Basissalze Nr.1 Calcium fluoratum – Elastizitäts- und Gefässmittel Wirkt hauptsächlich auf das Bindegewebe, auf Knochen, Sehnen und Bänder. Anwendung bei Erschlaffung und Erweiterung der Venen, Überstreckbarkeit der Gelenke, chronischen Entzündungen. Nr.2 Calcium phosphoricum – Aufbau- und Rekonvaleszenzmittel Unterstützt den Zellaufbau. Hilft bei Rekonvaleszenz, fördert die Knochen- und Blutbildung und das Zahnen. Nr.3 Ferrum phosphoricum – erstes Entzündungsmittel Wirkt entzündungswidrig bei Fieber und akuten Entzündungen, etwa bei Grippe, Erkrankungen der Bronchien und Rheuma. Nr.4 Kalium chloratum – zweites Entzündungsmittel Wirkt bei subakuten und chronischen Entzündungen, etwa bei Schleimhautentzündungen oder Drüsenschwellungen. Nr.5 Kalium phosphoricum – Nerven- und Energiemittel Wirkt bei geistiger Überanstrengung, Konzentrationsmangel und Schwächezuständen nach erschöpfenden Krankheiten. Nr.6 Kalium sulfuricum – drittes Entzündungsmittel Wirkt bei Entzündungen mit eitrigschleimiger Sekretion (Katarrhen), bei Hautkrankheiten und LeberGalle-Beschwerden. Nr.7 Magnesium phosphoricum – Nerven- und Muskelmittel Wirkt bei Koliken der inneren Organe, Nervenschmerzen, Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden und Nervosität. Nr.8 Natrium chloratum – Regulationsmittel des Wasser- und Bluthaushaltes Reguliert Wasserhaushalt und Zellregeneration, wirkt unterstützend bei Ekzemen, Kopfschmerzen, Allergien und trockenen Schleimhäuten. Nr.9 Natrium phosphoricum – Säure-Basen-Mittel Fördert den Stoffwechsel und regt Ausscheidungen an. Anwendung bei Sodbrenne, Rheuma, Ischias und Akne. Nr.10 Natrium sulfuricum – Stoffwechselmittel Wirkt auf Ausscheidungsvorgänge, vor allem auf die Gallenabsonderung. Anwendung bei Störungen des Leber-Galle-Systems oder Darmerkrankungen. Nr.11 Silicea – Mittel für das Bindegewebe Stärkt die Widerstandsfähigkeit und Festigkeit der Gewebe, wirkt positiv auf Haut und Haare. Nr.12 Calcium sulfuricum – Eitermittel, Mittel bei chronischen Beschwerden Wirkt auf chronische Eiterungsprozesse.

«Nährstoffmängel können nicht ausschliesslich mit Mineralsalzen therapiert werden.»







Die Biologin Susanne Rehm leitet den Bereich Informationsservice und Bibliothek der Deutschen Homöopathie-Union DHU, die Schüssler-Salze in Deutschland herstellt. Die DHU ist Teil der Dr.-Willmar-Schwabe-Gruppe, zu der seit 1986 auch die Schweizer Firma Omida als Herstellerin homöopathischer Mittel und Biochemischer Mineralstoffe nach Dr. Schüssler gehört.

Fotos: gettyimages.com, zvg

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