Schuppenflechte – Wenn die Haut Alarm schlägt

Kategorie: Gesundheit


Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind von Schuppenflechte betroffen. Die Hautkrankheit hat genetische, physische und psychische Ursachen. Oft ist die sogenannte Psoriasis ein Signal für weitere Krankheiten.




Die rötlichen Krankheitsherde auf der Haut sind von mehr oder weniger dichten, silbrig-weissen Schuppen bedeckt. Die Herde können bis zu einigen Zentimetern gross sein. Bei allen Betroffenen kann die Schuppenflechte, auch Psoriasis genannt, anders ausgeprägt sein. Das Erscheinungsbild reicht von wenigen kleinen Herden, insbesondere an den Ellbogen, den Knien, in der Steissbeinregion und am Kopf bis zum Befall der gesamten Hautoberfläche. Auch die Nägel können betroffen sein. Etwa 60 Prozent aller Psoriasis-Patientinnen und -Patienten sind von Schuppenherden auf der Kopfhaut betroffen. Dehnen sich die Herde stark aus, ist oft die gesamte Kopfhaut mit dichten, panzerartigen Schuppenfeldern bedeckt. Wird die dicke Schuppenschicht über längere Zeit nicht abgelöst, fallen die Haare aus oder brechen ab. Bis zu einem Drittel aller Menschen, die mit Schuppenflechten zu kämpfen haben, leiden zusätzlich an einer schmerzhaften und bewegungseinschränkenden Entzündung der Gelenke. Die Psoriasis-Arthritis beginnt meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr. Im Gegensatz zum Gelenkrheuma betrifft es vielfach nur wenige Fingermittel- oder Fingerendgelenke.

Schon die Pharaonin Hatschepsut litt darunter

In der Schweiz gibt es schätzungsweise über 200 000 Betroffene, weltweit sind es mehr als hundert Millionen. Neu ist diese Krankheit, die als Zivilisationskrankheit gilt, allerdings nicht. 2011 fanden deutsche Forschende bei der Analyse eines Flakons aus dem ägyptischen Museum in Bonn heraus, dass das Gefäss der alt-ägyptischen Pharaonin Hatschepsut (1479–1458 vor Christus) eine teerhaltige Lotion enthielt. Diese wurde damals zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Offenbar ist es bekannt, dass in der Familie von Hatschepsut Fälle von Hauterkrankungen vorkamen. Erste schriftliche Überlieferungen zu Schuppenflechte stammen aus dem antiken Griechenland. So berichtete der Arzt Hippokrates (460–370 vor Chrisus) von einer schuppenden Hautkrankheit, bei der es sich vermutlich um Psoriasis handelte. Allerdings benutzte er dabei den Ausdruck Impetigo, worunter man heute die sogenannte Borkenflechte versteht.


Vielfältige Ursachen

Heute weiss man: Die Schuppenflechte ist eine nicht ansteckende Hauterkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Die Schulmedizin spricht von einer Systemerkrankung, bei der der Körper und die Psyche überfordert sind und das Immunsystem in eine Dysfunktion geratet. Die Ursachen für dieses Phänomen sind nicht gänzlich geklärt. PD Dr. Matthias Möhrenschlager, Chefarzt Dermatologie an der Hochgebirgsklinik in Davos, nennt die genetische Veranlagung als möglichen Faktor, der diese Krankheit begünstigt. «Oftmals sind jedoch weitere Einflüsse mit im Spiel, die eine Schuppenflechte auslösen», gibt der Mediziner zu bedenken. Weitere Einflussfaktoren seien zum Beispiel seelische Belastungen, Infektionen durch Keime, bestimmte Medikamente wie Psychopharmaka, Betablocker oder Verhütungsmittel, Nikotin, Alkohol oder Übergewicht. Laut Matthias Möhrenschlager tritt die Schuppenflechte häufig in Kombination mit anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck, zu hoher Harnsäure oder Fetten im Blut auf. «Die Schuppenflechte deutet oft auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko hin und ist sozusagen ein äusseres Signal für weitere Krankheiten», sagt der Dermatologe. Je nach Ausmass der Schuppenflechte bedeutet die Krankheit eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Betroffene meiden aus Scham den Besuch von öffentlichen Bädern. Beim Schwitzen verstärken sich die Rötungen und der Juckreiz der Haut zusätzlich. Aus der unbegründeten Angst, angesteckt zu werden, werden Menschen mit Psoriasis nicht selten ausgegrenzt und zurückgewiesen – etwa im Freundeskreis oder in der Partnerschaft.


Behandlung mit Licht

Die Abteilung für Dermatologie und Allergologie der Hochgebirgsklinik Davos ist auf die Behandlung von Psoriasis spezialisiert. Das Sonnenlicht mit seinen UVB- und UVA-Strahlen spielt dabei eine zentrale Rolle, wie Chefarzt Matthias Möhrenschlager erklärt. «Bestimmte Wellenlängen des natürlichen Lichts drängen die Schuppenflechte zurück.» Hinzu kommt eine äussere Behandlung etwa mit salicylsäurehaltigen Salben, die zuerst die Schuppen von der Haut lösen. Die Schuppen verhindern das Eindringen von Sonnenlicht und weiteren Wirkstoffen. Danach kommen Cremes mit Schieferöl oder auch Cortison in Kombination mit Vitamin-D-Analoga zum Einsatz. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist laut Matthias Möhrenschlager ein Bad mit Lichtsensibilisatoren und einer Bestrahlung mit UVA-Wellen. Zudem gibt es medikamentöse Therapien mit sogenannten «Biologicals» in Tablettenform, als Injektionen oder Infusionen, um die Entzündungen zu blockieren. «Bei allen Behandlungen geht es um eine möglichst langanhaltende Milderung des Erscheinungsbildes. Aber heilbar ist die Schuppenflechte nicht», betont Matthias Möhrenschlager und verweist auf die genetische Veranlagung dieser Krankheit.




Gift- und Zusatzstoffe

Wie beurteilt die Naturheilmedizin das Phänomen der Schuppenflechte? Für Urs Schäffler, der in Winterthur eine manuell-energetische Praxis führt und auch Patientinnen und Patienten mit Psoriasis behandelt, spielen die Gift- und Zusatzstoffe in Lebensmitteln eine zentrale Rolle. «Die heutige Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss, indem sie zum Beispiel die Darmflora angreift und Autoimmunkrankheiten auslöst. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen die Zellen des eigenen Körpers.» Aus naturheilkundlicher Sicht kann die Schuppenflechte auch durch Allergene, Medikamente, Hormonschwankungen, Infektionen, Stoffwechselstörungen oder Übergewicht ausgelöst werden.

Schlackenstoffe und Hitze

Auf der psychischen Ebene begünstigen seelische Belastungen, beruflicher Stress und eine unregelmässige Lebensführung die Bildung von Schuppenflechten. In diesem Sinne gilt diese chronische Hautkrankheit stets als ein Hinweis auf den gesundheitlichen Zustand eines Menschen. Ähnlich wird die Schuppenflechte in der ayurvedischen Medizin beurteilt: Dort spricht man von Schlackenstoffen sowie einem Übermass an Hitze. Dies schwächt das Immunsystem, so dass die Schadstoffe tiefer ins Gewebe vordringen und Haut-, Muskelgewebe sowie das lymphatische System betreffen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt Blut-Hitze als Hauptgrund für Schuppenflechte. Je mehr Hitze im Blut vorhanden ist, desto röter sind die schuppigen Hautstellen und desto aktiver ist die Krankheit.

Ausscheidungsorgane anregen

Die Naturheilmedizin behandelt die Psoriasis auf mehreren Ebenen, da man häufig von einem Wechselspiel zwischen physischen und psychischen Faktoren ausgeht. Wie Urs Schäffler informiert, werden in den natur- und volksheilkundlichen Behandlungsmethoden als erster Schritt die Ausscheidungsorgane angeregt – zum Beispiel mit harntreibenden Tees wie Brennnessel, Goldrute oder Zinnkraut. Für die Darmreinigung empfiehlt der Therapeut Flohsamen oder Leinsamen. «Sie erhöhen das Darmvolumen und fördern so die Ausscheidung», ergänzt Urs Schäffler. Zur Unterstützung der Leberfunktion wird eine Mariendistel-Tinktur empfohlen. Eine basenreiche Ernährung unterstützt den Heilungsprozess. Dabei sollte – so Urs Schäffler – auf die genügende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren geachtet werden, beispielsweise mit Lein-, Nuss- oder Fischöl. Ebenso ist es wichtig, den Mineralstoffwechsel mit Kieselsäure, Zink, Kalzium und Schwefelverbindungen zu optimieren.







Nur pflanzliche Produkte für die Hautpflege

Für die tägliche Pflege der Haut rät Urs Schäffler, ausschliesslich auf pflanzliche Produkte zu setzen. Nach dem Duschen kann die Haut mit Rizinus-, Jojobaöl oder Sheabutter eingerieben werden. «Echte Naturkosmetika sollten nur essbare Inhaltsstoffe enthalten», empfiehlt Urs Schäffler. Weiter schlägt der Therapeut verschiedene Tinkturen mit Storchenschnabel, Lavendel oder Kamillen vor (siehe Info-Box). Gewöhnungsbedürftig, aber wirkungsvoll seien auch Anwendungen mit Eigenurin. «Bei vielen Hauterkrankungen ist der Harnstoffgehalt in der Haut stark reduziert. Urinanwendungen führen den fehlenden Harnstoff zurück, sie verhindern eine Austrocknung, Alterung und Erkrankung der Haut.» Wer keinen Urin anwenden möchte, kann Harnstoff in Form einer Crème mit mindestens drei Prozent Urea bzw. Urin auftragen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind laut Urs Schäffler zum Beispiel feuchtwarme Wickel mit Lehm bzw. Heilerde, das Betupfen der befallenen Stellen mit reinem Eiweiss oder Waschungen mit drei- bis vierprozentiger, körperwarmer Salzlösung.

Schutz vor Verletzlichkeit

Die Haut gilt als Spiegel der Seele. Die Naturheilkunde behandelt die Schuppenflechte je nach Patientin bzw. Patient deshalb oft auch auf der psychologischen Ebene. Dabei werden alltägliche Gewohnheiten hinterfragt, um Auslöser und (Mit-)Ursachen der Schuppenflechte zu identifizieren und auszuschliessen. Auf seelischer Ebene steht die Schuppenflechte für den Schutz vor einer Verletzlichkeit, indem sich die Betroffenen verpanzern oder abgrenzen. Gleichzeitig kann diese Hautkrankheit aber auch ein Ausdruck für eine grosse Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung sein. «Das Wichtigste im Umgang mit Schuppenflechte ist, sie nicht zu ignorieren und nichts zu unternehmen», betont Urs Schäffler, «ansonsten dehnt sie sich im Körper weiter aus.»

Linktipps:

www.hochgebirgsklinik.ch

www.irchelpraxis.ch

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