Natürliche Familienplanung bei Kinderwunsch
Immer mehr Frauen schätzen die natürliche Zyklusüberwachung ohne künstliche Hormone. Sie lernen ihren Zyklus bewusster zu spüren, im Leben zu integrieren und wählen bei Kinderwunsch die Form der natürlichen Familienplanung. Ergänzend kann mit Heilpflanzenkraft, Ernährung und Körpertherapie der weibliche Zyklus stabilisiert und die Fruchtbarkeit gefördert werden.
Laura Columberg, Illustration: Sonja Berger

Besonders für Frauen, die viele Jahre hormonell verhütet haben, in absehbarer Zeit aber einen Kinderwunsch haben, eignet sich der frühzeitige Wechsel auf die hormonfreie Verhütung. Meist braucht der Körper nach Absetzung der hormonellen Verhütung Zeit, wieder in einen natürlichen Rhythmus zurückzufinden. Einige Frauen haben nach dem Absetzen sehr unregelmässige Zyklen, schwache oder zu starke Blutungen oder auch bis zu einem Jahr danach gar keine Menstruationsblutung mehr (Post-Pill-Syndrom). Der Körper muss aus dem Modus des Eingefrorenseins (Empfängnisverhütung) erwachen und sich umstellen in den Modus der Fruchtbarkeit und Empfänglichkeit. Mit naturheilkundlicher Unterstützung und spezifischen Frauenheilpflanzen kann dieser Prozess sanft begleitet werden. Nebst der Zyklusregulierung sind dabei auch Punkte wie die Entlastung der Leber, emotionale und körperliche Vorbereitung auf die Schwangerschaft und das Muttersein sehr wichtig.
« Der Körper wird nicht künstlich belastet und kann sich im natürlichen Zyklus bewegen.»
Natürlich können hormonfreie Methoden der Empfängnisverhütung auch von Frauen praktiziert werden, die keinen Kinderwunsch hegen, sich aber gegen eine hormonelle Verhütung entscheiden. Wichtig erscheint da das Bewusstsein, dass eine ungewollte Schwangerschaft nicht komplett ausgeschlossen werden kann – wie bei den meisten Verhütungsmitteln. Ergänzend zur Temperaturmessung und Zervixschleim-Beobachtung, lohnt sich auch der bewusste Entscheid rund um den Eisprung auf Geschlechtsverkehr zu verzichten oder zusätzlich ein Präservativ zu verwenden.
Vorteile und Schwierigkeiten
der natürlichen Familienplanung
Ein Vorteil liegt in der natürlichen und nebenwirkungsfreien Methode zur Empfängnisverhütung und Vorbereitung auf eine Schwangerschaft. Der Körper wird nicht künstlich belastet und kann sich im natürlichen Zyklus bewegen und die Fruchtbarkeit erhöhen. Zudem wird das Bewusstsein, sowie das Verständnis für den weiblichen Zyklus gestärkt. Viele Paare empfinden dies als bereichernd und nährend für ihre Beziehung. Ein Kinderwunsch ist oft auch mit vielen emotionalen Themen verbunden wie Angst, Trauer, Stress, Anspannung, Unsicherheit und Sorgen. Die natürliche Familienplanung berücksichtigt all diese Empfindungen und schenkt den Paaren Vertrauen und Halt.
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die natürliche Zyklusüberwachung von Disziplin und konsequenter Erfassung der Körpersignale lebt. Besonders für Frauen die einen unregelmässigen Zyklus haben, kann die Erfassung der Körpersignale Schwierigkeiten bereiten. Dann ist Geduld gefragt. Meist reguliert sich der Zyklus durch sanfte natürliche Unterstützung. Auch kann es für manche Frauen Stress bedeuten, täglich nach dem Aufwachen die Basaltemperatur zu messen.
Lassen Sie sich von einer gynäkologischen Fachperson zur natürlichen Familienplanung beraten und sprechen Sie offen über Herausforderungen mit Ihrem Partner.
Naturheilkundliche Hilfe – Zyklusregulation und Kinderwunsch
Zyklusregulierung, Fruchtbarkeitsförderung, Kinderwunsch und emotionale sowie körperliche Vorbereitung auf eine Schwangerschaft können naturheilkundlich sanft begleitet werden:
Die richtige Ernährung spielt eine wichtige Rolle zur Fruchtbarkeitsförderung und Zyklusregulierung. Auch die Spermienqualität des Mannes kann mit folgenden Ernährungshinweisen gefördert werden. Optimal ist eine ausgewogene, pflanzenbasierte und nährstoffreiche Kost, die den Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Besonders wichtig ist dabei die Versorgung mit Folsäure, Vitamin D, Selen, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien. Mögliche Quellen sind zum Beispiel: grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Eier, Vollkornprodukte, Fisch, Samen und Kernen, Nüsse, blaue Beeren. Auch eine Ernährung im Einklang mit den Zyklusphasen kann sinnvoll sein, um das hormonelle Gleichgewicht zu stärken. Dazu gibt es spannende Beiträge und Bücher.
Besonders wertvoll ist auch die Anwendung von Heilpflanzen. Es können individuelle Mischungen in unterschiedlichen Anwendungsformen zusammengestellt werden. Je nach Bedürfniss und Wunsch der Frau oder des Paares. Lassen Sie sich von einer Fachperson in der Naturheilpraxis oder Drogerie beraten. Zu den wichtigsten Frauenheilpflanzen gehören:
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris): Die ausbalancierende Frauenpflanze schlechthin. Die enthaltenen Gerbstoffe und Flavonoide wirken hormonell regulierend, krampflösend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Besonders bei Zyklusunregelmässigkeit, Kinderwunsch und PMS-Beschwerden kann der Frauenmantel Linderung schenken. Aber auch bei der «Nestvorbereitung» sollte er nicht fehlen, da er Ängste und Sorgen, die mit einem Kinderwunsch oder einer Schwangerschaft einhergehen reduziert.
Stinkender Storchenschnabel (Geranium robertianum): Die enthaltenen Gerbstoffe beeinflussen die Östrogenbalance und fördern damit den Schleimhautaufbau in der ersten Zyklushälfte, sowie die Fruchtbarkeit. Besonders wertvoll ist die Anwendung auch zur Verarbeitung eines Aborts oder Traumas.
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus): reguliert die Ausschüttung des Hormones Prolaktin – ein Stresshormon – das vor allem vor der Menstruation ausgeschüttet wird. Ein zu hoher Prolaktinspiegel kann das Gleichgewicht der Sexualhormone Östrogen und Progesteron durcheinanderbringen und zu Zyklusstörungen führen. Zudem fördert er die Produktion von Progesteron, das für den Schleimhautabbau in der zweiten Zyklushälfte oder eine Aufrechterhaltung der Schwangerschaft wichtig ist. Besonders Frauen mit starken PMS-Beschwerden, unerfülltem Kinderwunsch und Zyklusunregelmässigkeiten können von der Wirkung profitieren. Hinweis: nicht alle Frauen haben mit der Anwendung von Mönchspfeffer Erfolg. Oft spielt da die richtige Dosierung oder eine verstärkende Kombination mit anderen Heilpflanzen eine Schlüsselrolle.
Rotklee (Trifolium partense): enthält Isoflavone, die an die Östrogenrezeptoren binden und so einen Teil des fehlenden Östrogens auffangen können. So kann die Fruchtbarkeit und der Schleimhautaufbau in der ersten Zyklushälfte gefördert werden. Hinweis: bei hormonabhängigen Krebserkrankungen oder familiärer Disposition wird von einer Anwendung abgeraten.
Gewöhnlicher Beifuss (Artemisia vulgaris): die enthaltenen Bitterstoffe fördern die Durchblutung, wirken verdauungsanregend und stärken die Menstruationsblutung. Besonders Frauen mit schwacher Menstruationsblutung, Post-Pill-Syndrom oder unregelmässigen Zyklen können von der Wirkung profitieren. Auch Verdauungsbeschwerden, die sich zyklisch verhalten können gelindert werden.
Schafgarbe (Achillea millefolium): Die enthaltenen Gerbstoffe und Bitterstoffe entlasten die Leberfunktion und entstauen das Becken. Besonders Frauen, die lange hormonell verhütet haben, profitieren von der reinigenden und leberentlastenden Wirkung. Zudem können zyklisch zunehmende Stauungen oder krampfartige Menstruationsbeschwerden gelindert werden.
Männer können ihre Fruchtbarkeit mit Heilpflanzen wie Maca, Ashwagandha und Ginseng unterstützen – sie fördern die Spermienqualität, steigern die Libido und helfen beim Stressabbau. Zusätzlich wirkt Brennnessel positiv auf den Hormonhaushalt, insbesondere auf den Testosteronspiegel.
Ergänzend können manuelle Körpertherapien wie zum Beispiel Massagen, Akupunktur, Schröpfkopfmassagen oder Fussreflexzonen-Behandlungen das Hormonsystem positiv unterstützen, Stress und Ängste abbauen und die innere Balance entscheidend stabilisieren.
Ein noch unerfüllter Kinderwunsch kann ein sehr emotionales Thema sein, das feinfühlig und rücksichtsvoll begleitet werden sollte. Der Körper spricht manchmal seine ganz eigene Sprache und braucht Zeit in einem neuen Lebensabschnitt anzukommen. Manchmal ist dieser Weg mit Hürden und Schwierigkeiten verbunden. Lassen Sie sich von einer naturheilkundlichen Fachpersonen ganzheitlich begleiten und versuchen Sie dem Rhythmus Ihres Lebens zu vertrauen – manchmal braucht das grösste Wunder einfach etwas länger.
3 Methoden der natürlichen Zykluserfassung
Symptothermale Methode: Kombination aus Temperaturmessung und Zervixschleimbeobachtung, sehr hohe Zuverlässigkeit bei korrekter Anwendung (Pearl-Index von etwa 0,4–5).
Basaltemperaturmethode: tägliche Messung der Körpertemperatur nach dem Aufwachen, hohe Zuverlässigkeit in Kombination mit anderen Methoden (Pearl-Index von
etwa 0,5–3).
Billings-Methode (Zervixschleimbeobachtung): Beobachtung des Zervixschleims, alleinig mittlere Zuverlässigkeit (Pearl-Index von etwa 1–3).
Buchtipps
Verena Haselmayr, Andrea Haselmyr, Denise Rosenberger:
Eat like a Woman, Brandstätter Verlag, 1. Auflage 22.2.2023, ISBN 978-3-7106-0693-9
Hannah Willemsen: Zyklus Balance, ZS Verlag, 1. Auflage 1.6.2024, ISBN 978-3-96584-407-0
Arbeitsgruppe NFP: Natürlich und sicher, Trias Verlag,
21. Auflage 9.6.2021, ISBN 978-3-432-11370-8