Natürlich schön mit nachhaltiger Körperpflege
In unserer modernen Welt quellen die Kosmetikregale über. Ein Überflussangebot, das sich weit entfernt hat von notwendigen und einfachen Körperpflegeritualen. Mit produktereduzierter, bewusster und natürlicher Pflege schonen wir nicht nur unseren Körper, sondern auch die Umwelt.
Laura Columberg

Zunächst einmal ist es hilfreich zu verstehen, dass unser Körper keine permanente Rundumversorgung mit allerlei Cremes, Lotionen und Reinigungsmitteln benötigt. Die Haut zum Beispiel ist ein erstaunlich selbstregulierendes Organ. Sie produziert ihren eigenen Schutzfilm und erneuert sich in regelmässigen Zyklen. Wird sie überpflegt – etwa durch tägliches Duschen oder auch durch fettige Cremes – kann dieser natürliche Regulationsprozess gestört werden.
Sie verlernt wortwörtlich die Funktion der Selbstregulation und wird immer «süchtiger» nach angebotener Pflege. Vielleicht kennen Sie dieses Phänomen – besonders bei einem Wechsel auf neue Pflegeprodukte – verspürt man einige Zeit lang deutliche Veränderungen. Die Haut spannt schon kurze Zeit nach der Reinigung oder dem Eincremen – schuppt sich vielleicht leicht ab. Oder es zeigen sich ungewohnte Rötungen und Unreinheiten. Das eigene Bedürfnis der noch intensiveren und häufigen Pflege steigt an. Doch genau in solchen Übergangsphasen braucht die Haut Zeit, um auf neue Inhaltsstoffe reagieren und sich umstellen zu können. Deshalb gilt: weniger ist oft mehr.
Pflegerituale – einige wichtige Punkte
Zur bewussten Körperpflege gehört unter anderem das regelmässige Waschen der Hände, um Schmutz und Keime entfernen zu können. Optimalerweise mit einer milden, biologisch abbaubaren, hautneutralen (pH-Wert von etwa 5.5) oder leicht basischen Seife. Mit zusätzlichem Aspekt für die Umwelt lohnt es sich eine feste Seife anstelle der Flüssigseifen zu wählen. Leicht basische Reinigungsmittel, wie zum Beispiel eine Schafmilchseife können zudem stärkend auf die Regulationskraft der Haut einwirken und bei trockener Haut rückfetten – so kann meist auf eine Handcreme verzichtet werden. Denn nach jedem Gebrauch muss die Haut den körpereigenen Säureschutzmantel erneuern und den pH-Wert ansäuern – das bedeutet Arbeit und hilft für eine nachhaltige Stabilisierung. Allgemein gilt: zu intensives und übermässig häufiges Händewaschen sollte vermieden werden, denn dies trocknet die Haut enorm aus und schwächt den Säureschutzmantel. Zusätzlich gehört zu den wichtigen Pflegeritualen die tägliche Reinigung des Gesichtes. Hier genügt meist lauwarmes Wasser um Schmutz und Talg loslösen zu können. Bei Bedarf kann zusätzlich eine duftneutrale, milde Reinigungsmilch verwendet werden – selbstgemacht aus Milch und Mandelöl oder als Naturkosmetik zertifiziert. Anstelle von einem Tonikum kann nach der Wasserreinigung das Gesicht mit Rosenwasser besprüht und mit einem wiederverwendbaren Baumwollpad abgerieben werden. Dies ist nicht nur erfrischend, sondern reinigt durch die leicht zusammenziehende Wirkung die Hautporen. Anschliessend kann je nach Bedürfnis der Haut eine leichte Creme, ein Aloe-vera-Gel oder ein Öl verwendet werden. Feuchtigkeitsspendend wirken zum Beispiel Kokos-, Mandel- oder Jojobaöl. Arganöl und Sheabutter nähren intensiv und Aprikosenkernöl kann Mischhaut beruhigen und Rötungen lindern.
Auch Intimbereich braucht Pflege
Besondere Achtsamkeit erfordert auch die Intimpflege. Der Intimbereich besitzt eine natürliche Selbstreinigungsfunktion, weshalb insbesondere Frauen auf parfümierte Seifen oder aggressive Waschlotionen verzichten sollten – in der Regel reicht klares Wasser aus. Bei leichtem Juckreiz oder Rötungen kann ein Sitzbad mit Apfelessig das Vaginalmilieu stabilisieren. Hierfür verwendet Frau ein bis zwei Esslöffel naturtrüber, biologischer Apfelessig auf einen Liter Wasser und führt das Sitzbad für zehn bis fünfzehn Minuten durch. Hinweis: bitte denken Sie daran, bei vaginalem Unwohlsein, Ausfluss oder starker Geruchsbildung eine gynäkologische Fachperson aufzusuchen. Auch Männer sollten milde, hautfreundliche Produkte verwenden, um das empfindliche Gleichgewicht ihres Intimbereiches nicht zu stören.
Als weiteres wichtiges Pflegeritual wird das Zähneputzen – mindestens zweimal täglich, inklusiv Zahnzwischenräumen – betrachtet. Setzen Sie hier nicht auf Selbstversuche mit Eigenprodukten, sondern wählen Sie lieber zertifizierte Produkte aus Fachgeschäften. Eine tägliche Anwendung von fluoridhaltigen Zahnpasten ist aber meist nicht sinnvoll – lassen Sie sich von einer Fachperson individuell beraten.
Duschen und Haarewaschen – wie oft ist oft genug
Aus naturheilkundlicher und medizinischer Sicht, ist tägliches Duschen und Haarewaschen für die körperliche Selbstregulation schädlich und nicht notwendig:
1. Zwei- bis dreimal pro Woche: reichen in den meisten Fällen aus, besonders wenn man nicht stark schwitzt oder körperlich arbeitet. Je nachdem können auch nur die Achseln mit einem Wäscheschwamm und milder Seife gereinigt werden – es braucht nicht immer eine Ganzkörperdusche. Wer viel Sport treibt oder stark schwitzt, darf natürlich öfter duschen – dann aber besser nur mit lauwarmem Wasser und milden, pH-neutralen Waschsubstanzen.
2. Fettiges Haar: häufigeres Waschen, als 1–2-mal pro Woche kann nötig sein. Achten Sie auf sanfte und kopfhautregulierende natürliche Shampoos: hierfür finden sich in Fachgeschäften Produkte mit zum Beispiel Brennnessel, Aloe vera oder Kamillenblüten.
3. Trockenes oder lockiges Haar: Hier genügt oft 1–2-mal pro Woche, um die natürliche Feuchtigkeit nicht weiter zu entziehen. Natürlich pflegend wirkt unter anderem Weizenkeim, Hafer oder Aloe vera.
Zu häufiges Waschen, besonders mit aggressiven Shampoos, kann die Talgproduktion der Kopfhaut durcheinanderbringen, was wiederum zu schnellerem Nachfetten führen kann. Milde, silikonfreie Shampoos und das gelegentliche Einbauen von «Waschpausen» können helfen, die Kopfhaut wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Und ganz wichtig ist: Sie müssen sich wohlfühlen! Jeder Mensch hat ein eigenes Körper- und Hygieneempfinden. Wenn für Sie das Wegfallen der täglichen Dusche unvorstellbar erscheint, achten Sie sich doch einfach auf Punkte wie: Wasserverbrauch reduzieren, milde Reinigung, lauwarmes anstelle von heissem Wasser, gute Feuchtigkeitspflege usw.
Pflegeprodukte selbst herstellen – nachhaltig und umweltbewusst
Ein bewusster Umgang mit Pflegeprodukten beginnt auch mit der Frage, welche Inhaltsstoffe wir überhaupt auf unsere Haut lassen wollen. Viele herkömmliche Produkte enthalten Mikroplastik, Nanopartikel, künstliche Duftstoffe, Konservierungsmittel, Aluminiumsalze und vieles mehr. Stoffe, die nicht nur gesundheitsschädlich sein können, sondern auch unsere Gewässer und die Umwelt belasten.
Stattdessen lohnt sich der Griff zu zertifizierter Naturkosmetik oder noch besser: zur eigenen Kreativität. Viele Pflegeprodukte lassen sich selbst herstellen – aus Zutaten, die sich meist schon im Haushalt finden. Ein Deo zum Beispiel lässt sich mit Kokosöl, Natron, Mais- oder Kartoffelstärke und einem milden ätherischen Öl wie Lavendel oder Muskatellersalbei selbst anrühren. Kokosöl hat eine feuchtigkeitsspendende Wirkung und hemmt das Bakterienwachstum – als Grundlage für ein Deo, das auf die empfindliche Achselhaut gerieben wird optimal.
Denken Sie daran: ein selbstgemachtes Deo enthält kein Konservierungsmittel und ist daher nur vier bis acht Wochen haltbar. Zudem sollte es vor Wärme geschützt im Kühlschrank gelagert werden. Bildet sich Schimmel, verändert das Produkt die Farbe und den Geruch – weg damit. Einmal die Woche kann ein durchblutungsförderndes Gesichts- oder Körperpeeling aus Kaffeesatz und Olivenöl wohltuend wirken, um alte Hautschüppchen entfernen zu können. Alternativ kann auch feines Meersalz oder Zucker vermischt mit Öl verwendet werden. Und zur Aktivierung der Ausscheidungskraft ist eine Gesichtsmaske aus Heilerde und Wasser immer noch altbewährt.
Merke: nicht alles, was natürlich ist, ist automatisch hautfreundlich und gut verträglich. Vor allem ätherische Öle oder Lebensmittelzutaten können allergische Reaktionen auslösen. Testen Sie daher Ihre Produkte an einer kleinen Hautstelle um Reaktionen frühzeitig zu bemerken. Und wählen Sie möglichst milde Rezeptvorschläge – vielleicht auch ganz ohne ätherische Öle.
Kleine Übersicht: einige natürliche Pflegeprodukte
Kokosöl: eignet sich als Bodylotion, Haarpflege oder Make-up-Entferner
Kaffeesatz, Zucker oder Salz + Öl: einfaches Körperpeeling
Apfelessig: verdünnt mit Wasser als Haarspülung (für Glanz und pH-Ausgleich)
Sheabutter: ideal für trockene Hautpartien oder als Lippenpflege
Aloe-vera-Gel: wirkt kühlend, entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend
Wer sich dauerhaft nachhaltiger pflegen möchte, kann zusätzlich auf die Reduzierung von Verpackungsmüll achten. Feste Seifen und Shampoos kommen oft ganz ohne Plastik aus, Nachfüllsysteme und nachhaltige, zertifizierte Alternativprodukte finden sich in Bio-Läden und Drogerien. Wegwerfprodukte können durch wiederverwendbare Alternativen ersetzt werden. Und auch Wasser lässt sich natürlich sparen: beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen lassen, beim Duschen die Zeit bewusst kurzhalten und wenn möglich beim Einschäumen zusätzlich abstellen.
Am Ende bedeutet nachhaltige und natürliche Körperpflege nicht Verzicht, sondern bewusste Wahl. Es geht darum, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und mit möglichst wenigen Produkten sanft zu unterstützen. So gelingt es unserem Körper die Selbstregulation zu halten und wir können die Umwelt schonen – die Summe kleiner Beiträge ergibt gemeinsam eine Wirkung.
Laura Columberg
Dipl. Naturheilpraktikerin TEN mit eigener Praxis in Brugg AG. Spezialisiert auf Frauen- und Kinderheilkunde.
www.praxiscolumberg.ch