Hausapotheke – Gerüstet für den Notfall

Wie schnell passiert ein Unfall, man kann nicht schlafen oder erkrankt? Mit einer gut sortierten Hausapotheke ist man dann gut gewappnet. Übrigens: Auch das richtige Material gehört dazu.

Lioba Schneemann

 

Ein Schnitt mit dem Küchenmesser, plötzliche Halsschmerzen, eine Schürfwunde oder ein Grippaler Infekt. Der Alltag läuft oft nicht rund. Meistens ist der Besuch beim Arzt/der Ärztin oder der Gang in den Notfall nicht nötig. Es reicht der Griff in die Hausapotheke. Würde man Herr und Frau Schweizer fragen, was in die Hausapotheke gehört, wären die Antworten wohl etwas lückenhaft. Nachfolgend listen wir auf, was eine gut sortierte Hausapotheke beinhalten sollte.

Die Hausapotheke sollte aus einer Mischung von Verbandsmaterial, nicht medikamentösen Hilfsmittel und einigen Medikamenten bestehen. Zu den wichtigsten Verbandsmitteln gehören sterile Kompressen, die man zur keimfreien Abdeckung von Wunden brauchen kann sowie Mullbinden in verschiedenen Breiten, dann Heftpflaster, Pflasterstrips und Wundschnellverband zur Behandlung kleinerer Verletzungen. Daneben sollte man auch Verbandwatte zum Auspolstern von Verbänden sowie Verbandklammern aufbewahren, um die Verbände zu fixieren. Eine Schere für das Zuschneiden von Material ist ebenfalls ideal. Zu den nicht medikamentösen Hilfsmitteln zählen ein digitales Fieberthermometer mit Einweghülle, ein Wund-Desinfektionsmittel mit Sprühdosierkopf für eine einfache Handhabung. Diese Art der Mittel wirken schmerzfrei. Auch antiseptische Wundcremes sind geeignet. Ratsam sind zudem Einmalhandschuhe, die vor Infektionen schützen. Eine Pinzette zur Entfernung von Splittern sowie eine Zeckenzange oder Zeckenkarte sind zudem empfehlenswert. Auch Kühlkompressen machen Sinn, die man im Kühlfach aufbewahrt.


Auch eine Pinzette – etwa zum Entfernen von Fremdkörpern – gehört in die Hausapotheke.


Die nötigen Medikamente

Die Hausapotheke sollte ebenfalls einige wenige Medikamente enthalten: Dazu gehören Mittel gegen Schmerzen sowie Halswehtabletten oder Halswehspray. Pflanzliche Schmerzmittel sind oftmals hilfreicher als Ibuprofen oder Paracetamol, da keine Nebenwirkungen zu erwarten sind. Pfefferminzöl beispielsweise kann wie Studien zeigten, bei Spannungskopfschmerzen helfen. Nelkenöl wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, und hat sich vor allem bei der Behandlung von Zahnschmerzen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum bewährt. Weitere Pflanzen und ihre Anwendungen folgen weiter unten.

Mittel gegen Durchfall und Verstopfung sind nur begrenzt sinnvoll. Eine Creme gegen Juckreiz bei Insektenstichen ist immer hilfreich. Andere Medikamente braucht es nicht, ausserdem sollten diese Medikamente getrennt von verschriebenen Medikamenten aufbewahrt werden.


Auch an Kinder denken

Wer mit Kindern in einem Haushalt lebt, sollte zudem folgende Mittel und Medikamente in seiner Hausapotheke haben: Nasenspray mit isotonischer Kochsalzlösung, welcher die Schleimhäute befeuchtet und bei Schnupfen für Linderung sorgt. Abschwellende Nasensprays befreien Nase und Nebenhöhlen. Ratsam ist auch ein Hustensaft, wobei bei älteren Kindern auch Pastillen und Balsam zum Einreiben oder Inhalieren zu empfehlen sind. Kochsalz- oder Meerwassernasentropfen können helfen, zähes Sekret und verkrustete Nasenschleimhaut zu verflüssigen.

Bei Schmerzen und Fieber helfen auch bei Kindern oft Ibuprofen oder Paracetamol oder alternative pflanzliche Mittel. Beachten sollte man eine altersgemässe Dosierung. Kann ein Kind nicht gut schlucken, kommen allenfalls eher Zäpfchen oder Saft infrage. Bei starkem Durchfall oder Erbrechen helfen fertige Mischungen eines Glucose-Mineralstoff-Präparats. So kann das Austrocknen des Körpers verhindert werden.


Gut aufbewahren

Alle Medikamente sollten in der Originalverpackung mit Beipackzettel aufbewahrt werden, zudem ist es ratsam, das Kauf- und Öffnungsdatum auf der Verpackung zu notieren. Um in der Hektik eines Notfalls eine Verwechslung zu vermeiden, sollte man die Mittel für Erwachsene und Kinder getrennt aufbewahren. Medikamente bewahrt man am besten in einem abschliessbaren Schränkchen auf, das für Kinderhände unerreichbar angebracht ist. Entgegen der gängigen Praxis vieler Leute haben Arzneimittel im Badezimmer oder in der Küche nichts zu suchen. Denn diese Orte sind zu feucht und die Temperatur schwankt zu stark, sodass Medikamente Schaden nehmen und ihre Wirkung verlieren können. Der optimale Aufbewahrungsort für eine Hausapotheke ist das Schlafzimmer, der Flur oder eine Abstellkammer – einfache Regel: kühl, dunkel und trocken. Rezeptpflichtige Medikamente wie auch Tierarzneimittel sowie Reinigungsmittel und andere Chemikalien gehören nicht in eine normale Hausapotheke. Mindestens einmal pro Jahr sollte die Hausapotheke auf Vollständigkeit überprüft werden. Dabei kann auch gleich auf das Haltbarkeitsdatum geschaut werden. Abgelaufene Medikamente sollte man in die Apotheke bringen und fachgerecht entsorgen lassen. Auch bei Unsicherheit betreffend Haltbarkeiten, Wirkungsweisen oder wenn der Beipackzettel verloren gegangen ist, kann man in der Apotheke um Rat bitten.


Das Erste-Hilfe-Set sollte mindestens einmal im Jahr überprüft werden.


Pflanzen zur Heilung

Ein Schatz sind Heilpflanzen und natürliche Heilmittel. So ist es ratsam, auch eine kleine pflanzliche Hausapotheke einzurichten, und sich vorab damit auseinanderzusetzen. Gerade bei Erkältungskrankheiten und lokalen Schmerzen sind sanfte, aber wirkungsvolle Arzneien gefragt. Allerdings sollte man bedenken und bei Zweifel Rat einholen, ob sich pflanzliche Mittel mit Fertigarzneien vertragen. Wechselwirkungen sind nicht selten, wenn auch weniger bekannt. Bewährte Heilkräuter sind Kamille, Arnika, Salbei, Thymian, Lavendel, Melisse, Ingwer, Rosmarin, Brennnessel, Pfefferminze und Schafgarbe. Auch einige klassische Küchenkräuter können als Arzneipflanzen eine gute Wirkung erzielen. Folgend eine kleine Auswahl bekannter Kräuter und ihrer Anwendung: Kamille wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, entkrampfend und verdauungsanregend. Als Tee hilft Kamille bei Verdauungsproblemen, sowie bei Entzündungen im Hals- und Rachenraum. Inhalationen mit Kamillenblüten sind bei Erkältungen und verstopfter Nase hilfreich. Bei trockener Haut oder bakteriellen Hautentzündungen empfiehlt sich eine Salbe mit Kamillenextrakt. Wer kennt nicht das Lavendelsäckchen aus der Provence? Lavendelblütentee wirkt beruhigend und entspannt, als Öl auf Stirn oder Schläfe getröpfelt, entfaltet es eine beruhigende Wirkung. Arnika ist zu einer Salbe verarbeitet hilfreich bei Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Sportverletzungen. Pfefferminztee wirkt ebenfalls entzündungshemmend und magenberuhigend. Daher wird er traditionell bei Verdauungsbeschwerden, Reizdarm, Blähungen oder Völlegefühl getrunken. Pfefferminzöl hilft in verdünnter Form äusserlich angewendet gegen Muskelverspannungen, Gliederschmerzen und Spannungskopfschmerz. Die anregende und Herz- und Kreislaufstärkende Wirkung von Rosmarin war schon in der Antike bekannt. In der traditionellen Medizin wird Rosmarin als mildes Schmerzmittel, bei Rheuma oder bei niedrigem Blutdruck eingesetzt. Rosmarinöl auf der Haut fördert die Durchblutung und hilft, Verspannungen zu lösen. Lokal als Salbe kann Beinwell bei Beschwerden des Bewegungsapparates wie Entzündungen und Schwellungen von Muskeln und Gelenken, Gelenkerkrankungen sowie bei Verstauchungen und bei Rückenschmerzen helfen. Hier sind es die Wirkstoffe Allantoin und Rosmarinsäure, die entzündungshemmend wirken. Ingwer – bekannt aus der asiatischen Küche – wirkt als Tee bei Übelkeit oder Reisekrankheit und bringt die Verdauung wieder in Schwung. Traditionell wird er bei Magengeschwüren eingesetzt. Ingwersud als Badezusatz hilft bei Muskel- und Gelenkbeschwerden. Immunstärkend wie Ingwer wirkt auch Thymian. Zudem wird diesem Heilkraut eine desinfizierende, schleim- und krampflösende Wirkung zugeschrieben und es wird daher oft bei Husten und Bronchitis eingesetzt.


Auch an Globuli denken

Homöopathische Heilmittel sind beliebt, auch in der Hausapotheke. Sie werden aus Pflanzen, Mineralien oder tierischen Substanzen gewonnen, die verdünnt und «dynamisiert» werden, dann wird mit ihnen ein neutraler Träger (Zuckergranulat) getränkt oder man erhält sie in Tropfenform. Bewahren Sie die Mittel kühl, dunkel und trocken auf.


Homöopathische Hausapotheke

Aconitum gegen hohes Fieber, akute Schmerzen sowie nach einem Schock.

Apis mellifica ist ein Bienengift, das bei Insektenstichen, Ohren- und Halsschmerzen sowie Hautausschlägen zum Einsatz kommt.

Arnika heilt Verletzungen, hilft bei Nasenbluten, fieberhaften Infekten und Überanstrengung.

Arsenicum Album wird bei Übelkeit, Erbrechen, Brechdurchfall sowie bei Husten und Schnupfen mit brennendem Gefühl eingesetzt.

Belladonna lindert Entzündungen und hohes Fieber.

Cantharis findet Verwendung bei einer Blasenentzündung, Verbrennungen und Sonnenbrand.

Gelsemium wird bei Kopfschmerzen, Grippe, Prüfungsangst und Stress verabreicht.

Hypericum hilft bei Verletzungen und Entzündungen nervenreicher Gewebe.

Nux Vomica, ist auch als Brechnuss bekannt. Sie lindert Magendrücken und hilft bei Stress.

Okoubaka soll bei Durchfall und Erbrechen helfen.

Pulsatilla ist bei Verdauungs- oder Blasenbeschwerden sowie Schnupfen mit gelbem Ausfluss das Mittel der Wahl.

Rhus Toxicodendron soll zur Linderung bei Rückenschmerzen, Verspannungen, Verrenkungen oder Zerrungen beitragen.

Veratrum album wird bei Schwäche und Erschöpfung empfohlen.

Kinder können die gleichen homöopathischen Mittel einnehmen wie Erwachsene. Hier wird zusätzlich noch Kamille bei Schmerzen durch Zahnen, Ohrenentzündungen oder Bauchschmerzen und Sambucus Nigra, eingesetzt bei Schnupfen, der das Atmen erschwert, empfohlen.

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