Grosses Hotel in kleinem Kanton

Freundlichkeit, Komfort, Wellness und eine Küche mit 16 GaultMillau-Punkten. Das alles bietet das Reha- und Kurhotel Hof Weissbad im Kanton Appenzell Innerrhoden. Für das nicht ganz günstige Angebot wird sehr viel geboten.

Samuel Krähenbühl

 Appenzell, Hauptort des gleichnamigen Halbkantons Innerhoden, ist mit gut 5000 Einwohnern überschaubar. Noch überschaubarer ist der Flecken Weissbad, der zwischen Appenzell und Wasserauen auf gut 800 Metern über Meer liegt. Ein paar wenige Häuser, eine Bäckerei, ein kleiner Bahnhof und zwei Restaurants. Und dann aber auch das Hotel Hof Weissbad. Ein Rehabilitations- und Kurhotel mit gehobenen Angeboten von mindestens nationaler Klasse und einer ausgezeichneten Gastronomie. Gerade erst wurde wieder investiert. Und zwar in die Erweiterung des Spa- und Wellnessbereichs. Seit 1994 wird es von Damaris und Christian Lienhard geleitet. Diesen Sommer – also nach genau 30 Jahren – wollen sie die Führung des Hauses nun abgeben.

Dass das Hotel, welches als Reha-Hotel auch auf der Spitalliste seines Kantons steht, dermassen erfolgreich sein könnte, war vor der Ära Lienhard nicht unbedingt abzusehen. Zwar hatte der Standort schon eine grosse Tradition. Das erste Kurhaus entstand um 1790, als Carl Jakob Inauen die Molkenkur in Weissbad einführte. Sein Vater, der Schotten Sepp, gilt als Begründer der Molkenkur. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 endete die erste Blütezeit des Kurhotels. Zwar gibt es nach dem Ersten Weltkrieg und auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder einen Aufschwung. Doch das Konzept, das auch auf Tagestourismus basiert, funktioniert nicht mehr. In den Siebziger- und Achtzigerjahren verfiel das alte Kurhaus immer mehr, bis Anfang der 1990er-Jahre eine neue Eigentümerschaft das jetzige, neue Hotel Hof Weissbad, erbauen lässt. Der Mut der Aktionäre der neuen Gesellschaft wurde belohnt. Die Auslastung der aktuell 87 Zimmer ist sehr gut. Und auch die Küche ist nicht nur bei Hotelgästen sehr beliebt. Geleitet wird die preisgekrönte Küche von Käthi Fässler, die als GaultMillau-Köchin des Jahres 2009/2010 ausgezeichnet wurde. Seitdem gibt es kontinuierlich 16 GaultMillau-Punkte.



Hohe Punktzahl, aber bodenständig

Bleiben wir doch gerade bei der Küche. Diese ist – im Gegensatz zu manch anderen hoch bewerteten Lokalen – angenehm konservativ. Die Karotten etwa haben zwar noch etwas Biss, sind aber gekocht und nicht roh, wie frisch für die Kaninchenfütterung. Ein besonderer Höhepunkt ist jeweils der Mittwochabend. Der sogenannte «Appenzeller-Abend». Ein hervorragendes Buffet mit Appenzeller Spezialitäten, welche eigentlich bereits den ganzen Appetit der Kurgäste zu stillen vermöchten, wird ergänzt von einem Hauptgang, der ebenso keine Wünsche offenlässt. Und für das kleine Hüngerlein zwischen dem Appenzeller Buffet und dem Hauptgang wird gleich auch noch ein zweites Buffet mit Käsetoast, Weisswürsten, Spätzli und Apfelmus angerichtet. Dabei darf natürlich die volkstümliche Unterhaltung mit Appenzeller Folklore nicht fehlen. In einem Kur- und Rehazentrum sollte natürlich nicht den ganzen Tag nur gegessen werden. Obschon auch das im Grunde dank dem Angebot im Bistro ganz gut möglich wäre. Und vor allem das Kuchenbuffet am Nachmittag erfreut sich regelmässig grossen Zuspruchs. Im Gesundheitszentrum warten aber noch ganz andere Angebote, die dem Leib auch von aussen Gutes tun. Dazu gehört das Innen- und Aussenbad mit diversen Düsen, Wasserfällen und Sprudeltopf. Dann aber auch das Bade- und Saunahaus mit einem 35 Grad warmen Sprudelbecken, einem Naturschwimmbecken, einem Fitnessraum und einem Saunabereich.


Massage oder andere Behandlung

Wer mag, der kann auch eine individuelle Behandlung oder Massage buchen. Teilweise gehören diese auch zum Pauschalangebot. So kam der Schreibende zu einer Gesichtsbehandlung. Seiner ersten in der Form übrigens. Die Behandlung war nicht nur sehr angenehm und wohltuend. Nein, sie hinterliess auch sichtbar positive Auswirkungen auf der Haut, welche sogar von aufmerksamen Beobachterinnen bemerkt wurden. Hyaluron heisst das Zauberwort für die Zaubersalbe, die aufgetragen wurde. Spezielle Betreuung erhalten auch die Gäste, welche zur Rehabilitation nach Weissbad kommen. Insbesondere für die Rehabilitation nach orthopädischen Eingriffen ist das Hotel nicht nur geeignet, sondern auch auf der Spitalliste des Kantons anerkannt.


Die Gesichtsbehandlung wirkt auch bei Mann wohltuend.

Die liebliche Umgebung des beschaulichen Appenzellerlandes bietet sämtliche Möglichkeiten für Ausflüge, Spaziergänge oder Wanderungen. Und wer einen unerfüllten Wunsch oder ein Bedürfnis hat, kann sich stets auch an die insgesamt rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenden. Besonders beeindruckend ist, wie rasch diese sich die Namen der Gäste merken und man stets auch beim Namen angesprochen wird.


Qualität hat ihren Preis

Das hervorragende Angebot hat seinen Preis. Aber wo hat man sonst bei Halbpension eine Küche mit 16 GaultMillau-Punkten inbegriffen? Und wo hat man auf jeder Etage jederzeit gratis kalte und heisse Getränke zur Verfügung – und dies im Preis inklusive? Fazit: Ein Aufenthalt im Hof Weissbad ist jeden Franken wert. Auch wenn es halt ein paar Franken sind.

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