Faszination Lymphsystem
Unser Lymphsystem durchzieht den gesamten menschlichen Körper als feines Netz und ist Müllabfuhr und Polizei zugleich: Stoffwechselendprodukte und Schadstoffe werden abtransportiert, Krankheitserreger erkannt und abgewehrt. Wichtige Heilpflanzen für das Lymphsystem sind der Storchenschnabel, die Ringelblume und der Steinklee.
Laura Columberg

Ein schwaches Immunsystem im Winter oder geschwollene Beine im Sommer können ihren Ursprung im Lymphsystem haben. Gerät dieses ausgeklügelte System ins Stocken, zeigt sich das häufig in Form von Stauungen oder gesundheitliche Beschwerden. Das Lymphsystem beginnt blind im Gewebe des Körpers.
Die haarfeinsten Gefässe, nehmen täglich zwei bis vier Liter Lymphflüssigkeit aus dem Zwischenzellgewebe auf. Diese Flüssigkeit wird im Blutsystem als Nebenprodukt gebildet und kann bei Störungen des Abflusses zu Schwellungen führen. Das Lymphsystem verästelt sich zu immer grösseren Gefässen und verläuft parallel zu den grossen Venen des Blutkreislaufes, bis es sich schlussendlich zum rechten sowie dem grösseren linken Brustlymphgang vereinigt.
Es handelt sich hierbei um die grössten lymphatischen Gefässe, welche die Lymphflüssigkeit über die Schlüsselbeinvenen wieder zurück in das venöse System und somit in den Blutkreislauf bringen. Das lymphatische System umfasst Organe wie die Thymusdrüse, das Knochenmark, die Milz, die Mandeln, den Blinddarm und den Peyer-Plaques im Dünndarm.
«Das Lymphsystem schützt, reinigt und versorgt den Körper.»
Aufgaben des Lymphsystems
Das lymphatische System spielt zum einen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr, also bei der Bekämpfung von Krankheitserregern, die in den Körper gelangen. Als körpereigene Polizei erkennt es Eindringlinge und wehrt diese ab. Ausserdem transportiert die Lymphe Fremdstoffe ab, die in die Zellzwischenräume gelangt sind und vom Körper über andere Wege nicht abgebaut werden können. Zum anderen ist sie für den Austausch und Transport von Stoffwechselendprodukten sowie Nährstoffen zuständig und dient daher als wertvolles Transportsystem. Die fünf wichtigsten Aufgaben des Lymphsystems sind folgende:
1.Immunabwehr: Lymphatische Organe bilden Abwehrzellen (Lymphozyten) und verteilen diese im Körper. Wenn die Lymphe Fremdkörper, Zellreste, Bakterien oder Viren in die Lymphknoten bringt, treffen diese dort auf die Abwehrzellen, wodurch eine Immunreaktion eingeleitet wird und die schädlichen Elemente aus der Lymphe herausgefiltert werden.
2.Abtransport von Stoffen: Die Lymphe transportiert die herausgefilterten Abfallstoffe zur Leber und zu den Nieren für die Ausscheidung.
3.Ernährung der umliegenden Zellen: Die Lymphe enthält unter anderem Eiweisse und Mineralien. Ausserdem werden fetthaltige Nährstoffbausteine vom Darm direkt zu den Körperzellen transportiert.
4.Blutreinigung: Die Milz entfernt überalterte, funktionsunfähige rote Blutkörperchen aus dem Blut und zerlegt sie in Bruchstücke. Fresszellen bauen diese dann ab.
5.Regulierung des Wasserhaushaltes: Die Lymphe reguliert das Flüssigkeitsvolumen im Gewebe und ist für den kontinuierlichen Abtransport von Flüssigkeiten aus den verschiedenen Körperteilen zuständig.
Die Lymphe im Fluss
Die Lymphe fliesst herzwärts, wo sie in den geschlossenen Blutkreislauf mündet. Damit dies entgegen der Schwerkraft funktioniert, sind die Lymphgefässe mit Klappen versehen. Jeder Abschnitt zwischen zwei Klappen, hat seinen eigenen kleinen Signalgeber – ein kleines Lymphherz. Durch das Zusammenziehen wird die Lymphe mit rhythmischen Bewegungen von einem Abschnitt in den nächsten gepumpt. Zusätzlich aktiviert die Muskeltätigkeit den Lymphfluss.
Lymphknoten – Sammelstation der Lymphe
Lymphknoten sind winzige bohnenförmige Organe, die als Sammelzentren der Lymphe dienen. In ihnen können Substanzen wie geschädigte Zellen, infektiöse Organismen oder Fremdstoffe mit Hilfe der weissen Blutkörperchen herausgefiltert und zerstört werden. Lymphknoten verteilen sich über den gesamten Körper und treten meist in Gruppen auf. Zum Teil sind sie in geschwollenem Zustand tastbar – zum Beispiel am Hals, in der Achselhöhle oder in der Kniekehle. Zu geschwollenen Lymphknoten kommt es, wenn sich der Körper gegen einen Erreger wehrt. Das Immunsystem läuft dann auf Hochtouren. Lymphknoten können aber auch anschwellen, wenn die Produktion von Lymphozyten aus dem Ruder läuft. Bei dieser krankhaften genetischen Fehlsteuerung werden übermässig viele Immunzellen produziert oder sie werden nicht ausreichend abgebaut. Dadurch können bösartige Vergrösserungen entstehen, sogenannte Lymphome. Daher gilt: bei schmerzhaften oder harten und unbeweglichen Lymphknotenvergrösserungen, die nicht mit einer akuten Erkältung oder Grippe in Verbindung gebracht werden können und über längere Zeit bestehen bleiben, sollten Sie zur genaueren Abklärung eine ärztliche Fachperson aufsuchen.
Wenn das Lymphsystem ins Stocken gerät
Ist das Lymphsystem überfordert, staut sich die Lymphe in den Gefässen und dem umliegenden Gewebe. Fehlerhafte Lebensführungen, organische Leiden, Verletzungen oder Entzündungen können Gründe dafür sein, dass an Armen und Beinen, aber auch Kopf oder Genitalien Schwellungen entstehen. Manchmal sind auch Krebsoperationen die Ursache, wenn Lymph- gefässe beschädigt oder Lymphknoten entfernt worden sind. Neben der Ödembildung sammeln sich auch Fette, Eiweisse, Zellteile und Schadstoffe im Gewebe an. Das Gewebe kann sich verhärten, die Immunabwehr im Bereich des Lymphödems wird geschwächt, die Barrierefunktion der Haut verringert sich und das Risiko für Wundinfektionen ist erhöht. Je länger ein Lymphödem besteht, ohne behandelt zu werden, desto ausgeprägter ist das Krankheitsbild und die Entstehung weiterer Beschwerden möglich, wie zum Beispiel ein Lipödem oder chronische Wunden.
Pflanzenkraft für das Lymphsystem
In der Naturheilkunde wird dem Lymphsystem eine grosse Bedeutung zugesprochen und als wichtiges Ausleitungsorgan geschätzt. In der Irisdiagnostik, sowie der damit verbundenen Konstitutionstherapie, findet sich die lymphatische Konstitution, erkennbar an einer blauen Grundfarbe des Auges. Diese Konstitution steht für eine angeborene Sensibilität des Lymphsystems. Diese körperliche Neigung kann sich in einer Über- oder Unterfunktion des Lymphsystems zeigen, und besonders bei gesundheitlicher Schwächung in den Fokus rutschen. Hier lohnt sich eine spezifische konstitutionelle Stabilisierung und umfassende naturheilkundliche Beratung.
Eine der wichtigsten Heilpflanzen für das Lymphsystem ist der Stinkende Storchenschnabel (Geranium robertianum). Die enthaltenen Gerbstoffe, Flavonoide und ätherischen Öle entfalten im Lymphsystem eine bewegende, ziehende und reinigende Wirkung. Der Storchenschnabel kann nicht nur in akuten Zuständen der Lymphstauung eingesetzt werden, sondern auch prophylaktisch. Auf seelischer Ebene unterstützt er bei Blockaden durch Schock oder Traumen. Zusätzlich wird die Funktion des Immunsystem reguliert und gestärkt sowie die Lymphreinigung unterstützt. Die Anwendung als Tee, Tinktur oder spagyrische Essenz kann individuell passend auf Sie abgestimmt werden.
Bei entzündlichen und schmerzhaften Beschwerden im Bereich der Lymphknoten sowie der Haut, lohnt sich eine zusätzliche Anwendung mit der Ringelblume (Calendula officinalis). Die enthaltenen Flavonoide entfalten im Körper eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung. Berührt man eine Ringelblume mit den Händen, um sie zu pflücken, hinterlässt sie auf der Haut ein klebriges Sekret. Dies weist auf die hervorragende wundverklebende Eigenschaft hin.
Die lokale Anwendung in Form von Salbe oder Öl ist vorrangig. Besonders bei chronischen Wunden und Schwellungen von Lymphknoten sollten sanfte Einreibungen und Streichungen versucht werden. Lassen Sie sich hierfür von einer Fachperson in der Naturheilpraxis, Drogerie oder Apotheke beraten.
Die dritte der drei wichtigsten Lymphheilpflanzen ist der Steinklee (Melilotus officinalis). Seine Cumarine entfalten im Körper eine lösende und bewegende Wirkung, die der Ödembildung besonders an Armen und Beinen entgegenwirken. Zusätzlich entfalten die Cumarine – die übrigens nach frischem Heu riechen – eine blutgerinnungshemmenden Wirkung. Auf seelischer Ebene wirkt der Steinklee beruhigend und entspannend – eine Wirkung, die besonders bei chronischen Lymphbeschwerden, die an der körperlichen Kraft zehren, geschätzt wird. Auch diese Heilpflanze kann in Form von Spagyrik, Tinktur oder Tee eingenommen werden. Die Anfangsdosierung sollte hier sanft gewählt werden, da einige Menschen die Cumarine in der Verdauung spüren. Neben dem Einsatz von Heilpflanzen wird naturheilkundlich mit manuellen Behandlungen wie Lymphdrainage, Massagen oder einer lymphaktivierenden Fussreflexzonentherapie gearbeitet. Diese Methoden bewegen, entlasten und entstauen die Lymphe, mit dem Ziel eine Verbesserung des Lymphflusses sowie die Reinigung der Lymphe zu erreichen. Um langfristig und nachhaltig Veränderungen erreichen zu können, sollten aber auch eine antientzündliche Ernährung, ausreichend Bewegung und lymphflussförderende Massnahmen in den Alltag einbaut werden. Suchen Sie sich hierfür Hilfe in einer Naturheilpraxis oder bei einer gesundheitlichen Fachperson.
Und auch wenn Sie aktuell keine Beschwerden im Lymphsystem wahrnehmen. Nicht unter Schwellungen an Armen und Beinen leiden. Oder eine gute Immunabwehr haben. Entlasten Sie Ihr Lymphsystem dennoch von Zeit zu Zeit. Ganz im Sinne des Lebensmottos: «Im Fluss bleiben heisst, sich dem Leben anzupassen und Veränderungen anzunehmen.»
So bringen Sie Ihr Lymphsystem in Schwung
Bewegung: sanftes Hüpfen auf dem Trampolin, Spazieren an der frischen Luft, Walken, Schwimmen
Kneippen: Trockenbürsten an Beinen und Armen, Wechselduschen, Storchengang durch kaltes Wasser
Trinken: 35 ml Wasser/Tee pro kg Körpergewicht sollten pro Tag getrunken werden
Lymphmassage: zupfen sie sanft an der «Schwimmhaut» zwischen Zehen und Fingern – dies aktiviert das Lymphsystem