Energie ist eine wirkende Kraft

Was ist Energie so einfach wie möglich erklärt? Wie können wir Energie beschreiben? Um welche Energie handelt es sich?

Ursula de Almeida Goldfarb


G
oogle sagt dazu: Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten und kann in Joule oder Kalorien gemessen werden. Sie kommt in vielen Formen vor, in elektrischer, thermischer, nuklearer oder chemischer Form, oder beim Stoffwechsel. Kohle, Erdgas, Erdöl sind fossile Energieträger. Wasser, Feuer, Wind, Licht, Photostatik sind Energieträger. Energien sind Nährstoffe für Körper und Gehirn. Das Leben, die Umwelt, der Verkehr, die Kommunikation sind abhängig vom Vorhandensein von Energie. 

Energie ist das Potenzial Aktivität/Handlung zu kreieren. Energie ist mehr! Eigentlich ist alles Energie, in den multiplen verschiedensten Formen. Selbst die Leere ist höchst transparente Energie.

«Du siehst die leicht geschwungene Linie des fernen Horizonts im Schnee. Übe dich darin, diese Linie in dich aufzunehmen. Sei eins mit den Dingen und fliesse mit ihnen dahin. Das ist die Grundregel zur Bewahrung des Lebens». Zitat von Chuangqi (siehe Bild oben).

Im Westen wird Lebensenergie «Odem», im Osten «Qi» (China) oder «Pran» (Indien) genannt. Energie bewegt, sie ist eine Kombination von Welle, Elektrizität, Licht, Atom und Elektronen, die sich verdichtet, vermaterialisiert hat. Unser Körper als Träger der Energie, ist verdichtetes potenzielles Licht. Er darf nicht zu durchlässig und nicht zu dicht zu werden, damit er sich transformieren kann.

Leib, Geist und Lichtkörper sind hohe Energien. Seele, Bewusstsein, Unbewusstsein, Wahrnehmung, Gedanken, Emotionen Psyche, das Wesen sind Energie. Energie ist eine im lebendigen Wesen innewohnende Kraft, die Urenergie (Yuan Qi ist die wahre Kernkraft). Verdichtete Energie wird z. B. zur innersten Organschicht, Knochen, Blut, Gefässen, Lymphe, Muskeln, Bändern/Ligamenten, Bindegewebe, Fett, Haut. Der Geist lenkt den Atem. Atem und Lebenskraft/Qi verbinden sich und steigern die Energie, die sich wiederum zu höherem Bewusstsein als Energie verfeinert.

Unser spezielles Wahrnehmungsorgan, das Köperbewusstsein, das Sinnesbewusstsein (5 und 7 Sinne = 12 Sinne), Atem und Gedanken lenken unsere angeborene vorgeburtliche Lebensenergie, die immer gepflegt werden sollte, damit sie nicht aufgebraucht wird, wir nie mehr von ihr ausgeben, als wir von ihr haben. Wir sollten sie über Atem, Bewusstsein, Meditation pflegen, kultivieren, vermehren. Sie ist die Grundlage der nachgeburtlichen Energie.

Das Studium des Konzepts von «Xing», welches das Bewusstsein für die psychische, seelische und geistige Lebenskraft beinhaltet sowie für «Ming», das Bewusstsein, das die Anlage des Urbewusstseins und des nachgeburtlichen physischen Bewusstseins enthält, steht im Vordergrund. Die Kunst des Übens über Erfahrung und Einsicht ist darauf gerichtet, dass sich «Xing» und «Ming» vermengen, vereinen, treffen. Nur so können wir zur verborgenen wahren unvergänglichen Yang-Ur-Qi-Kraft kommen, wieder heimkehren, wo wir herkommen. 

Die daoistische buddhistische Philosophie und Medizin beharrt darauf, dass wir, bevor wir werden können, wer wir wirklich sind, herausfinden müssen, woher wir kommen, um dann wieder dorthin heimzukehren, woher wir kamen. Die chinesische buddhistische Philosophie basiert darauf, dass wir aus der Leere, dem Nichts, dem Nichtsein in die Einheit, von da aus in die Zweiheit (Yin und Yang) schmelzen und von dort aus der polaren Yin-Yang-Energie, die dritte Kraft (z. B. das Kind) geboren wird. Daraus erst entfalten sich die 10 000 Dinge.

Selbstkultivierung ist der einfachste und gleichzeitig schwierigste Weg. Es braucht Ausdauer, Beharrlichkeit, Wiederholun. Das Gehirn hasst Transformationen, weil es denkt, dass was es weiss und kennt, sei das einzig Richtige. Es braucht Qi (Kraft, Energie), Herz (Geist Shin) und Djing (Essenz), um sich unermüdlich im Selbstentdecken zu üben. Durch diese Selbstkultivierung verändert sich die Materie, die Neuroplastizität des Gehirns, des Denkens und das körperliche Erscheinungsbild.


Wie kann ich Energie, also Lebenskraft z. B. aus der Nei Qi Gong Praxis üben und dadurch erhalten?

Ich versuche dies anhand einer Qi Gong – Lektion, in der die richtige Grundlage aufgebaut wird, zu erläutern. Ich erkenne, dass es sich um Hinarbeiten über Entspannung, zu achtsamer Wahrnehmung, hin zur Stille zur Leere als höchste Energie handelt.

Das Konzept von makro- und mikrokosmischer Energie ist tragend. Wir haben unsere eigene Energie, aber die Energie des Himmels, des Kosmos, des Universums, der Erde und der Natur haben im rhythmisch dynamischen Turnus von Tag (Yang) und Nacht (Yin) einen Einfluss auf unser Yang im Yin in uns selbst. Die respektvolle Anerkennung, dass wir Teil des grossen Ganzen, der Natur, des Universums sind, bietet uns auf, immer so zu üben, dass wir uns dieser Einflüsse bewusst bleiben. Wir wirken in bescheidenem einfachen Mass gegenseitig aufeinander ein; aussen und innen, oben und unten, rechts und links, vor uns und hinter uns stehen in dauerndem Austausch miteinander. 

So entsteht polar das Eine aus dem Anderen. Die beiden Pole bedingen sich, widerstreiten sich nicht, erst wenn sie eins werden, entsteht die wahre, leere Energie/Kraft und schenkt uns ein zentriertes, stabiles, flexibles, immer wieder sich neu suchendes Gleichgewicht. Dies gilt auch für eine gemittete, soziale, interagierende Haltung Es handelt sich dabei um einen fortdauernden Prozess der Transformation vom Negativem zum Positiven, die Energie in der wahren Wandlung der Transformation. «Die Wahrheit besteht darin, dass nichts, was wahr ist, gleich bleibt, alles ist in ewiger Verwandlung». Zitat von Einstein. 

In diesem Sinne üben wir die Grundlage, die Basis in unserer Mitte (Bauch, Tan Tien, Hara) – mit Anfängergeist – da jede Wiederholung lebendig und neu erfahren wird. Nichts wiederholt sich, nichts wird langweilig, wir erwarten nichts, lassen uns überraschen, bleiben entspannt. Die Sinne nach innen gerichtet, fokussiert man sich gleichzeitig nach aussen – betrachtend, beobachtend, wahrnehmend, ganz wach – «der Lehrer in uns selbst» (Buddha within you) übt selbstforschend, nicht manipulierend, möglichst nicht wertend. Wir üben die erste von sechs Linien; indem wir uns von oben, vom Scheitel (Yang/Himmel) nach unten zum Damm (Yin/Erde) tief entspannen. Wir erreichen einen Zwischenzustand (Qi-Gong-Zustand, wache Trance). Für die sichergestellte Grundlage lenken wir den Fokus in das untere Tan Tien (Tandem), dem Himmel in der Erde, wo alles Leben entsteht, regeneriert und kultiviert wird. (siehe Bild S. 18 «Pong» gesammelte Energie im unteren Tan Tien.)

Wir sammeln den Geist am Ursprung, verankern ihn im Damm. Ebenso lassen wir die Atmung dorthin gelangen – das geht nur durch tiefe, wache Entspannung. Der Bauchraum öffnet und schliesst, hebt und senkt sich rundherum. Das Zwerchfell senkt, hebt, weitet und entspannt sich, öffnet und schliesst sich locker. Die Verbindung von Niere (Wasser, Minister von Herz), die sich so als Wurzel aller Organe, auch des Gehirns, erhitzt, beginnt Dampf (Qi) zu entwickeln und stützt somit das Herz, kühlt das Feuer des Kaiserorgans mit dem Herzbeutel ab. Diese gesunde Verbindung erlaubt den Gedanken ruhiger, stiller zu werden, ein Anfang, das intuitive Herzenswahrnehmen (Denken) zu entwickeln. Der Kopf wird kühl und leer, der Bauch, die Beine und Füsse werden warm und voll (wir nennen das 70 % der Energie unten und 30 % der Energie oben). Die daoistische energetische Atempraxis, die mit ähnlichen yogischen Atemweisen verglichen werden kann, wird anders platziert (dient dem Placement) und geübt. Wir atmen drei Minuten durch Nase ein und aus, dann drei Minuten durch Mund ein und aus, dann mischen wir drei Minuten durch die Nase dreimal und durch den Mund dreimal, und beobachten den sich ordnenden Rhythmus, auch die Innenbewegung. In den Pausen, geht es nochmals um das Leerwerden, Nichtstun, Empfangen, von alleine kommen lassen. Wenn dadurch Bewegung entsteht, so ist das die wahre innere Energiebewegung, der dem Geist und letztlich dem Körper folgen kann. So entsteht aus der Qi Gong Übungsweise (Erarbeiten des Qi) der ursprüngliche grosse Weg des Tai Ji.

 

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