Manchmal braucht unser Gehirn Unterstützung, ganz besonders dann, wenn Dauerstress auf Konzentration und Gedächtnisleistung schlägt. Die Blätter des Ginkgo-Baumes enthalten Wirkstoffe, die das Blut besser fliessen und das Hirn wieder besser arbeiten lassen.
In vielen Kulturen wird der ausgesprochen widerstandsfähige Baum als Zeichen für ein langes Leben, für Fruchtbarkeit, Unbesiegbarkeit und Freundschaft verehrt. Auch als Heilpflanze findet Ginkgo seit Jahrhunderten Verwendung. Vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat er einen hohen Stellenwert. Samen, Blätter, Rinde und Wurzeln kommen bei unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen zum Einsatz.
Die westliche Komplementärmedizin verwendet Ginkgo ebenfalls schon eine Weile – allerdings nur die getrockneten Blätter des Baums. Aus ihnen wird ein spezieller Extrakt gewonnen. Als Arzneimittel ist er unter anderem bei diesen Beschwerden zugelassen:
- Gedächtnisschwäche
- Konzentrationsstörungen
- Leistungsstörungen des Gehirns (z. B. leichte Demenz)
- Schwindel
- Durchblutungsstörungen
- Ohrgeräuschen (Tinnitus)
Was steckt im Ginkgo-Blatt?
In den Blättern stecken die meisten Inhaltsstoffe. Am wichtigsten sind hier die sekundären Pflanzenstoffe, darunter vor allem Flavonoide und Terpentrilactone. Diese Stoffe haben eine antioxidative Wirkung.
Das heisst, sie fangen freie Radikale ab und schützen die Nervenzellen im Gehirn vor schädlichen Einflüssen. Gleichzeitig verbessern sie die Sauerstoffversorgung der Zellen. Sie fördern die Fliesseigenschaften des Blutes und die Durchblutung der kleinen Gefässe und sorgen so für eine bessere Vernetzung der Nerven- und Gehirnzellen.
«Der Ginkgo-Baum wird in vielen Kulturen als Symbol für ein langes Leben, Fruchtbarkeit, Unbesiegbarkeit und Freundschaft verehrt.»
Doch Vorsicht: Ginkgo-Blätter enthalten auch schädliche Inhaltsstoffe – zum Beispiel Ginkgolsäure. Sie kann Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen sowie Magenschleimhautentzündungen und Allergien hervorrufen. Allerdings betrifft das nicht die Ginkgo-Arzneimittel aus dem Fachhandel, denn darin ist der Ginkgolsäure-Gehalt begrenzt.
Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo
Für die Herstellung von Arznei-Extrakten aus Ginkgo-Blättern gelten strenge Richtlinien. Die wirksamen Bestandteile werden angereichert und konzentriert, während die unerwünschten Bestandteile entfernt werden. Die Extrakte sind zudem standardisiert. Das heisst: Sie enthalten immer die gleiche Menge an Wirkstoff pro Tablette oder Lösung. Die Wirksamkeit dieser Extrakte wurde in vielen wissenschaftlichen Studien untersucht und nachgewiesen. Für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit Ginkgo gibt es solche Standards jedoch nicht, hier ist also Vorsicht geboten. Auch die Zubereitung von Ginkgo-Tee ist wegen der schädlichen Inhaltsstoffe nicht zu empfehlen. Nebenwirkungen treten bei Medikamenten mit Ginkgo nur selten auf. Dazu gehören leichte Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen sowie Kopfschmerzen.
Da Ginkgo-Präparate die Blutungsbereitschaft erhöhen, sollten Patientinnen und Patienten, die Blutverdünner einnehmen, Rücksprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin halten. Wer Ginkgo nimmt und operiert werden muss, sollte die Medikamente vorsichtshalber drei bis vier Tage vor der geplanten Operation absetzen. (kel)
Gedicht für einen Baum
In seinem Garten hatte Johann Wolfgang von Goethe einen der damals noch seltenen und exotischen Ginkgo-Bäume gepflanzt. Er gefiel ihm so gut, dass er 1815 ein Gedicht über den Baum schrieb. Hier ist es im Originalwortlaut:
Ginkgo Biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt.
Solche Frage zu erwiedern
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Dass ich eins und doppelt bin