Die vier Säfte im Zentrum der Gesundheit

Wer sich mit der europäischen Naturheilkunde auseinandersetzt, kommt an der Viersäftelehre der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde nicht vorbei. Das Grundprinzip des Menschen hat bis heute seine Richtigkeit.

Sabine Hurni

Die Bezeichnung Traditionelle europäische Naturheilkunde ist ein moderner Ausdruck, der in älteren Büchern über naturheilkundliche Verfahren noch nicht verwendet wurde. Die Naturheilkunde des Westens basiert auf den Anfängen der Heilkunde und deren Vertreter*innen aus der Antike. Erste schriftliche Zeugnisse der europäischen Naturheilkunde stammen aus der griechischen und römischen Antike, spätere Werke aus ganz Europa und Persien. Geprägt haben die Naturheilkunde bis heute Persönlichkeiten wie Aeskulap, Hippokrates, Dioskurides, Galen, Avicenna, Hildegard von Bingen und Paracelsus. In der moderneren Zeit kamen die Lehren von Sebastian Kneipp, Heinrich Schüssler, Rudolf Steiner, Maximilian Bircher-Benner und Pfarrer Künzle dazu. Hippokrates legte mit seiner Viersäftelehre den Grundstein der Medizin, weil er der Erste in Europa war, der versuchte, Krankheiten zu systematisieren und Erklärungen für diese Krankheitsphänomene zu finden. Ausserdem beschäftigte sich Hippokrates mit therapeutischen Richtlinien, um Krankheiten zu behandeln. Mit der Entwicklung der konventionellen Medizin seit dem 19. Jahrhundert verlor die Traditionelle europäische Naturheilkunde an Bedeutung. In den letzten Jahren ändert sich das und sie etabliert sich als wertvolle Behandlungsmöglichkeit oder Begleittherapie zur konventionellen Medizin.

Die Methode TEN kurz erklärt – Den Mensch als Ganzes betrachten

Die Viersäftelehre besagt, dass der menschliche Körper aus vier Substanzen besteht. Sind die Säfte im Gleichgewicht, ist der Mensch gesund. Geraten sie aus der Balance, wird der Mensch, so Hippokrates, krank. Bei den vier Säften handelt es sich um Blut, Gelbe Galle, Schwarze Galle und Schleim. Diese Qualitäten spiegeln sich in den vier Jahreszeiten, den Lebensabschnitten, in den Pflanzen und deren Heilwirkung sowie im Wesen von Krankheiten und deren Verlauf.

Blut: Kann verglichen werden mit dem Element Luft. Ist feucht und warm.

Gelbe Galle: Steht im Zusammenhang mit Feuer. Hat trockene und warme Eigenschaften.

Schwarze Galle: Mit der Erde verwandt. Die Qualität ist kalt und trocken.

Schleim: Bezieht sich auf das Wasser. Die Eigenschaften sind feucht und kalt.

Jedes Element erfüllt in unserem Organismus bestimmte Funktionen. Sind diese gestört, entstehen Krankheiten, welche mit entsprechenden Therapien behandelt werden können. Um herauszufinden, welche Elemente und Funktionen aus dem Gleichgewicht geraten sind, werden traditionelle wie auch moderne Diagnosetechniken angewendet. Sie helfen, ein umfassendes Bild des Menschen zu erhalten und verlangen ein fundiertes Fachwissen sowie eine geschulte Wahrnehmung.

Zu den Diagnosemöglichkeiten in der traditionellen europäischen Naturheilkunde gehören die Antlitzdiagnose, die Irisdiagnose, die Pulsdiagnose, Zungendiagnose, die Reflexzonen- und Segmentdiagnostik bis hin zur neuzeitlichen Labordiagnostik. Zu dieser gehören die Haarmineralanalyse, die Speichel- und Stuhlanalyse wie auch Bioresonanzmessungen. Der Ansatz der Traditionellen europäischen Naturheilkunde ist ganzheitlich. Man betrachtet den Menschen als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist, der möglichst individuell behandelt werden muss.

Wirkungsweise der TEN – Heilen mit den Gesetzen der Natur

Für die Therapieansätze stehen den Naturheilpraktiker* innen TEN viele Methoden offen. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Konstitutionsdiagnose sowie den erkennbaren funktionellen Störungen des Klienten oder der Klientin erfolgt die Auswahl der geeigneten Methoden. Das kann, wenn nötig eine Ernährungsberatung sein, kombiniert mit der Kraft von Pflanzenpräparaten aus einheimischen Heilpflanzen in Form von Tee, Tinkturen, Wickeln, Bädern, Frischpflanzensäften oder Spagyrischen Essenzen. Viele Naturheilpraktiker* innen TEN bieten auch Körpertherapien wie Massagen aller Art, Fussreflexzonenbehandlungen oder Wirbeltherapien an. Abgerundet von Achtsamkeitsübungen, Hinweise zu mehr Körperbewusstsein und den Umgang mit Emotionen. Grundsätzlich hat alles Platz, das den Gesetzen der Natur entspricht.

 

 

Serie Naturheilkunde

Die Naturheilkunde hat eine lange Tradition und gilt über den ganzen Erdball hinweg als Medizin des Volkes. Nicht immer ist es einfach, sich in der Fülle an Methoden und Angeboten zurechtzufinden. In unserer neuen Serie werden wir Ihnen im Verlauf des Jahres verschiedene Methoden der Naturheilkunde vorstellen.

01-02/23: Ayurveda

03/23: TEN

Zurück zum Blog