Der kurze Blick nach hinten, um frei nach vorne zu gehen

Die transgenerationale Weitergabe von Traumata bezeichnet die Übertragung von Emotionen traumatischer Erfahrungen zwischen Angehörigen einer oder mehrerer Generationen, die in der Regel unbeabsichtigt, meist unbewusst und oft ungewollt erfolgt. Wie können wir diese emotionalen Bindungen und Solidaritäten erkennen? Und wie können wir uns daraus befreien, ohne die Lebenskraft zu verlieren, die von unseren Vorfahren ausgeht?

Susanne Scherzinger-Hochuli

Transgenerationale Beziehungen als Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Beziehungen, die über mehrere Generationen hinweg bestehen. Sie können auf verschiedenen Ebenen bestehen, sei es auf familiärer, kultureller, emotionaler oder spiritueller Ebene. Transgenerationale Verbindungen können sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Positive Verbindungen können wichtige Traditionen, Werte und Geschichten weitergeben, die die Identität einer Familie oder Gemeinschaft stärken. Negativ können sich jedoch belastende Erfahrungen oder ungelöste Konflikte früherer Generationen auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, wie Generationenbeziehungen uns prägen und beeinflussen können, um negative Muster zu durchbrechen und positive Aspekte zu stärken, damit Generationenbeziehungen auf gesunde und konstruktive Weise weitergegeben werden.


Kraft unserer Ahnen wirkt

Die Kraft unserer Ahnen spielt eine entscheidende Rolle in unserem Leben, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Durch unsere Ahnen tragen wir nicht nur genetische Merkmale und Eigenschaften in uns, sondern auch ihre Geisteshaltung, ihre Erfahrungen und ihr Wissen. Die Verbindung zu unseren Ahnen hilft uns, unsere eigene Identität zu finden und uns in schwierigen Situationen zu stärken. Ihre Lebensgeschichten und Überlieferungen geben uns Mut und Zuversicht und begleiten uns auf unserem Lebensweg. Deshalb ist es wichtig, sich mit der Kraft der eigenen Vorfahren auseinanderzusetzen und ihre Lehren zu ehren. Indem wir ihre Geschichten weitergeben, ihre Traditionen bewahren und ihr Erbe respektieren, geben wir ihrer Kraft Raum, in unserem eigenen Leben zu wirken.

 

«Durch die Verbindung zu unseren Ahnen, erkennen wir unsere Wurzeln und finden unsere Bestimmung.»

 

Die Verbundenheit zu unseren Ahnen hilft uns, unsere Wurzeln zu erkennen und unsere Bestimmung zu finden. Denn letztlich stehen wir in einer langen Reihe von Menschen, die uns geprägt haben und uns bis heute begleiten. Ihre Kraft gibt unserem Leben eine Tiefe und einen Sinn, der uns auch in schwierigen Zeiten stützt.

 


Wir erben sowohl gute wie auch eher negative Dinge.



Unsichtbare Fäden verbinden uns

Transgenerationale Bindungen sind wie unsichtbare Fäden, die uns mit unseren Vorfahren und ihren Erfahrungen verbinden. Deshalb ist es wichtig, dass diese Verbindungen neutral sind, frei von negativer Solidarität, denn oft tragen wir Lasten mit uns herum, die nicht unsere eigenen sind, sondern von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Diese unsichtbaren Fesseln halten uns zurück und hindern uns daran, unser volles Potenzial zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Indem wir diese übernommenen Energien heilen und transformieren, können wir den Kreislauf von Trauma und Leid durchbrechen und ein erfülltes und freies Leben führen.

Die transgenerationale Vererbung von Traumata ist ein Phänomen, das seit vielen Jahren in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert wird. Es bezieht sich auf die Beobachtung, dass Emotionen aus traumatischen Erfahrungen unserer Vorfahren an uns weitergegeben werden und sich in unserem Verhalten und unseren psychischen Problemen manifestieren. Transgenerationale Emotionen, die aus Traumata herrühren, die unsere Eltern, Grosseltern, Urgrosseltern und andere Personen unserer direkten Abstammungslinie erlebt haben, können auf verschiedenen Wegen weitergegeben werden:

  • Eine Möglichkeit ist, dass traumatische Erfahrungen unbewusst von Generation zu Generation weitergegeben werden, oft in Form ähnlicher emotionaler Reaktionen oder Verhaltensweisen. Zum Beispiel können Kinder die Ängste oder Depressionen ihrer Eltern, Grosseltern oder Urgrosseltern übernehmen, ohne zu wissen, woher diese kommen.
  • Ein weiterer Mechanismus, durch den Emotionen transgenerational weitergegeben werden können, ist die Epigenetik. Studien haben gezeigt, dass Traumata die Genexpression verändern können und dass diese Veränderungen an zukünftige Generationen weitergegeben werden können. Epigenetik ist ein Mechanismus, der die Aktivität bestimmter Gene reguliert, ohne die DNA-Sequenz zu verändern. Dies kann dazu führen, dass wir unbewusst die Gefühle und Gedanken unserer Vorfahren übernehmen und uns in ähnliche Situationen bringen wie sie.
  • Darüber hinaus können transgenerationale Emotionen auch durch die Art und Weise, wie Eltern oder Grosseltern mit ihren Kindern oder Enkelkindern interagieren, weitergegeben werden. Eltern oder Grosseltern, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, können unbewusst ihre eigenen unverarbeiteten Emotionen und Ängste an ihre Kinder weitergeben, indem sie ihnen möglicherweise nicht die emotionale Unterstützung geben, die sie benötigen.

Insgesamt ist die transgenerationale Weitergabe von Emotionen ein komplexer Prozess, der verschiedene psychologische und biologische Mechanismen umfasst. Es ist wichtig, diese Dynamiken zu erkennen und anzugehen, um den Kreislauf von Traumatisierung und emotionaler Belastung in Familien zu durchbrechen.

 

«Die Bewusstwerdung und Behandlung dieser Dynamiken ist entscheidend, um traumatische Belastungen in Familien zu überwinden.»


Unbewusste Wirkung blockiert uns

Die blockierende Wirkung unbewusst übernommener Energien aus früheren traumatischen Ereignissen im Leben unserer Vorfahren beeinträchtigt uns in vielerlei Hinsicht. Oft sind wir uns gar nicht bewusst, dass wir diese Energien in uns tragen und dass sie unser Verhalten, unsere Emotionen und sogar unsere körperliche Gesundheit beeinflussen. Diese Energien stammen von traumatischen Ereignissen, die unsere Vorfahr*innen erlebt haben. Diese Ereignisse können Krieg, Flucht, Vergewaltigung, Verfolgung, früher Tod eines Elternteils oder eines Kindes, Unfälle, Naturkatastrophen, Verlust von Eigentum oder andere traumatische Erlebnisse sein, die tiefe Spuren in der Familiengeschichte hinterlassen haben.

Die übernommenen Energien und Emotionen können sich auf unterschiedliche Weise in unserem Leben manifestieren. Sie können körperliche und seelische Krankheiten verursachen, wie beispielsweise plötzliche Angstzustände, Panikattacken, Wutausbrüche, mangelnde Lebensfreude bis hin zu Depression, Kinderlosigkeit, früher Kindsverlust oder Aborte, Verlustängste, ständige Mangelerfahrungen bis hin zu Existenzängsten, allgemein Erbkrankheiten, Essstörungen und vieles mehr. Diese Energien können auch unsere Beziehungen beeinflussen, indem sie uns dazu verleiten, Konflikte und Muster aus der Vergangenheit zu wiederholen. Oder die übernommenen Emotionen und Energien bringen uns dazu, bestimmte Verhaltensmuster zu wiederholen, die wir nicht verstehen oder kontrollieren können, wie beispielsweise: Existenzängste, Kleptomanie, Jähzorn, Eifersucht, Paraphilie, Single sein, Kontrollsucht und vieles mehr.

 

«Traumata der Vorfahren beeinflussen unser Verhalten, Emotionen und Gesundheit.»


Hinweise auf unverarbeitete Traumata

Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass wir immer noch mit den Emotionen unverarbeiteter Traumata unserer Vorfahren verbunden sind. Dazu gehören wiederkehrende belastende Gefühle wie Angst, Wut, Schuld oder Scham, die scheinbar aus dem Nichts auftauchen und schwer zu erklären sind. Auch Überreaktionen auf bestimmte Auslöser oder Situationen können ein Hinweis darauf sein, dass wir die Emotionen unserer Vorfahren weitertragen. Auch körperliche Symptome wie chronische Schmerzen, Schlafstörungen oder Magenprobleme können auftreten, ohne dass eine medizinische Ursache gefunden werden kann. Es ist wichtig, diese Anzeichen ernst zu nehmen und die Verbindung zu den unverarbeiteten Traumata unserer Vorfahren zu lösen. Indem wir uns aus diesen transgenerationalen Bindungen befreien, geben wir uns die Chance, unseren eigenen Weg zu gehen, unsere eigenen Fehler zu machen und unsere eigenen Erfolge zu feiern. Wir können eine neue Geschichte schreiben, die nicht von Schuldgefühlen, Ängsten und Traumata geprägt ist, sondern von Selbstliebe, Selbstvertrauen und innerem Frieden.

Insgesamt zeigen uns Forschung und Erfahrung, dass die transgenerationalen Verbindungen zu den Traumata unserer Vorfahren tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben haben. Mit einer gezielten Therapiemethode, so wie ich sie seit Jahren erfolgreich einsetze, werden diese blockierenden Bindungen dauerhaft gelöst. Darüber hinaus stehen uns keine belastenden Solidaritäten mehr im Wege, wir können auf die Kraft, auf die Erfahrungen und die Unterstützung der Lebenskraft unserer Vorfahren vertrauen.

Haben wir also den Mut, uns von den unsichtbaren Fäden zu befreien, die uns zurückhalten. Es ist an der Zeit, unsere eigene Geschichte zu schreiben und unser eigenes Glück zu finden. Denn nur wenn wir uns von den belastenden transgenerationalen Bindungen befreien, können wir wirklich frei sein und unser Leben in vollen Zügen geniessen.

 

Susanne Scherzinger-Hochuli ist Lebens-Beraterin und -Begleiterin, diplomierte Traumatherapeutin SE und Autorin. Seit 2002 arbeitet sie als Spezialistin für Systemische Familien- und Organisations-Themen mit eigener Praxis in Aarau und bildet in der Anwendung des «Familienstellens» aus. Ihre Ausrichtung und ihre Medialität gehört der ganzheitlichen Spiritualität, den geistigen Gesetzen des Universums sowie dem Urwissen Advaitas. Als Expertin in diesen Fachgebieten unterrichtet sie als Soul-Coach. Der Weg zu einem Kontakt und weitere Informationen führt über die Homepage www.susanne-scherzinger.ch

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