Coole Tipps für heisse Sommertage

Seit Messbeginn haben Hitzetage in der Schweiz stark zugenommen – mit Folgen für die Gesundheit: Heisse Tage stressen die Wärmeregulation des Körpers, was zur Überhitzung und schlimmstenfalls zum Hitzschlag führen kann. Wichtige Fakten zum Thema Hitze und wie wir ihr trotzen. 

Erna Jonsdottir

Erinnern Sie sich an dieses Kinderlied? «Dra-ri-ra, de Summer isch jetzt da! O chumm mer wänd in Garte, dem schöne Summer warte. Dra-ri-ra, de Summer isch jetzt da». Falls nicht: Es gehört neben «Schneeglöggli lüüt», «Chumm mir wei ga Chriesli gwünne» oder «Es schneielet, es beielet» zur Liedersammlung von «Chömed Chinde, mir wänd singe». Das beliebte Maggi-Kinderliederbuch stammt aus dem Jahr 1946 und sorgt mit seinen schönen Illustrationen und fröhlichen Kompositionen 78 Jahre später noch unverändert für Freude und unbeschwerte Momente bei Klein und Gross.

 

Häufiger heisse Tage
Spürbar verändert hat sich in dieser Zeit das Klima. So gab es in den letzten Jahren immer häufiger Jahreszeiten, in denen es weniger zu singen gab, weil Frau Holle im Winter ihre Kissen nicht schütteln wollte, Väterchen Frost erst im Frühling kam, Regen- und Sonnengottheiten im Sommer aus den Fugen gerieten und sich die Altweiber bis in den Oktober hinein amüsierten.

2023 liess der erste Hitzetag zwar lange auf sich warten: Auf der Alpennordseite kletterte das Thermometer erst am 18. Juni über 30 Grad Celsius. Über das Jahr hinweg betrachtet wurden je nach Region laut der Statistik des Bundes (BFS) «Klimadaten: Eistage, Frosttage, Sommertage, Hitzetage, Tropennächte und Niederschlagstage» jedoch bis zu 40 Hitzetage (Genf) gezählt; 2022 waren es sogar 48 (Sion)! Bedenklich: Vor 30 Jahren wurden in Genf 15 Hitzetage und in Sion 14 dokumentiert. Und: Am Beispiel von Sion haben sich die Hitzetage seit Messbeginn im Jahr 1959 verachtfacht und eine Kehrtwende ist nicht in Sicht: Gemäss Prognosen des Bundes könnten die Höchsttemperaturen im Jahr 2050 um bis zu 5,5 Grad gestiegen sein und damit 3 bis 17 Hitzetage mehr als heute bringen.

 

Manche mögen’s heiss
Nur schon der Gedanke an diese Entwicklung sowie an Temperaturen über 30 Grad treiben manchen Schweissperlen auf die Stirn. Denn bei der Wahrnehmung von Hitze spielt neben der körperlichen Konstitution auch die Psychologie eine wichtige Rolle. Wie unser Körper mit Hitze umgeht, hängt vom Alter, der Fitness und der gesundheitlichen Verfassung ab. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Pflegebedürftige, Personen mit chronischen und Herzkreislauf- oder Atmungserkrankungen, Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge. Empfindlich auf Hitze und Sonneneinwirkung reagieren Menschen mit heller Haut und hellen Haaren. So neigt der helle, nordländische Typ eher zu einem Sonnenbrand und zu einem Sonnenstich als der mediterrane Typ.

Trotzdem gilt: Hitzetage und Hitzewellen sollten nicht unterschätzt werden, weil neben der Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit, also der Hitzeindex, mitspielt (siehe Box). Ein Beispiel: Bei einer Temperatur von 33 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent fühlt unser Körper eine Temperatur von 40 Grad.

 

Pfefferminztee kühlt an heissen Tagen.

 

Wärmeregulation und Schwitzen
Gehirn und Organe benötigen eine stabile Körpertemperatur, um ihre lebenswichtigen Aufgaben zu erfüllen. Am besten funktioniert unser Stoffwechsel bei 37 Grad, weshalb der Körper, egal ob heiss oder kalt, viel Energie dafür einsetzt, diese Temperatur zu halten. Liegt die Körpertemperatur ausserhalb des Sollwertbereiches, gibt der Körper Gegensteuer; an Hitzetagen oder bei Hitzewellen bedeutet das Schwerstarbeit.

Die Thermoregulation (Wärmeregulierung) ist ein komplexer Vorgang mit verschiedenen Wirkungsmechanismen. Vereinfacht erklärt: Unsere Körperkerntemperatur wird über die Hautdurchblutung reguliert. Auf der Haut und im Inneren des Körpers gibt es Sensoren, die laufend die Temperatur messen. Die Resultate werden über Nerven an unser Gehirn gemeldet. Dieses gleicht die Temperaturen mit dem Sollwert ab und leitet bei Gefahr einer Überhitzung Massnahmen zur Kühlung ein. Damit der Körper Wärme ableiten kann, werden die Blutgefässe in der Haut erweitert. Zusätzlich zur erhöhten Hautdurchblutung fängt unser Körper an zu schwitzen. Durch die Verdunstung von Schweiss auf der Haut kühlt der Körper ab. Bis zu zwei Liter Schweiss kann unser Körper pro Stunde produzieren. Dabei verlieren wir nicht nur eine grosse Menge an Wasser, sondern auch Elektrolyten wie Natrium, Kalium, Kalzium oder Magnesium. Umso wichtiger ist es, an heissen Tagen genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

 

Erhöhte Sterblichkeit bei Hitze
Die Verlagerung von mehr Blut in die Haut hat einen Nebeneffekt: Weil der Blutdruck dadurch sinkt, ist das Herz-Kreislauf-System stark gefordert. Die Folgen können unter anderem Müdigkeit, Erschöpfung und schlimmstenfalls ein Sonnenstich oder ein Hitzschlag sein. Hitze kann auch bestehende Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs-, Nieren- oder psychische Erkrankungen verschlimmern. Gemäss des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) verursachen Hitzewellen und einzelne Hitzetage sowohl eine Zunahme von Notfall-Spitaleintritten als auch der Sterblichkeit. Im Hitzesommer 2003 starben zwischen Juni und August knapp 1000 Menschen mehr als in diesem Zeitraum üblich. Am meisten betroffen waren Menschen ab 85 Jahren – die Anzahl täglicher Todesfälle während den Hitzewellen stiegen gemäss regionalen Analysen vor allem in der Deutschschweiz an.

 

Tees und leichte Kost
Bei Hitze oder Hitzewellen gibt es diverse einfache Massnahmen, die ergriffen werden können, um die Tage zu überstehen. Wichtig ist es, Hitzewarnungen ernst zu nehmen und zur heissesten Tageszeit anstrengende körperliche Tätigkeiten zu vermeiden. Für Abkühlung sorgen Kneipp-Anwendungen, eine kalte Dusche, ein Bad im See, Fluss oder in einem Freibad. Wichtig: Nicht überhitzt ins kalte Wasser springen. Gewöhnen Sie Ihren überhitzten Körper an das kalte Nass. Bei Schwellungen (Ödemen) in den Beinen helfen temperierte Umschläge.

Wer draussen ist oder sein muss: Tragen Sie leichte (Baumwoll-)Kleidung. Setzen Sie sich in den Schatten, zum Beispiel unter einen Baum. Im Schatten eines grossen, ausgewachsenen Baums ist es aufgrund seiner Verdunstungsleistung etwa 7 Grad kühler! Schützen Sie sich mit einem Hut und Sonnencreme vor der Sonneneinstrahlung. Trinken Sie regelmässig und mindestens 1,5 Liter temperiertes Wasser oder lauwarmen Tee pro Tag und verzichten Sie auf eiskalte, alkoholische oder gesüsste Getränke, denn diese belasten den Körper zusätzlich. 

Auch die Ernährung ist wichtig: Salzhaltige Lebensmittel helfen, den Mineralverlust auszugleichen – leichte und frische Kost in Form von Gemüse und Früchten erleichtern die Verdauung und entlasten damit den Körper. Wer gut auf sich achtet und auf den Körper hört, dem wird es vielleicht sogar an einem Hitzetag zum Singen zu Mute.

 

Hitzebedingte Notfälle

Der Sonnenstich
Beim Sonnenstich (Insolation) kommt es durch längere und direkte Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf und Nacken zu einer Reizung der Hirnhaut. Dies führt zu

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • roten, heissen Köpfen
  • Nackensteifigkeit
  • Schwindel
  • Abgeschlagenheit
  • bei Kleinkindern zu hohem Fieber
  • je nachdem zu Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen

Besonders gefährdet sind Personen, die keinen natürlichen Schutz gegen direkte Sonneneinstrahlung haben wie etwa Kleinkinder und Erwachsene mit wenig Kopfhaar.

Wichtig: Tritt bei Kleinkindern mit Verzögerung Fieber auf, ist eine sofortige Arztbehandlung erforderlich, da sich eine Meningitis (Hirnhautentzündung) entwickeln kann.

Erstmassnahmen bei Sonnenstich

  • Bei Bewusstlosigkeit oder Krämpfen Notarzt verständigen, ansonsten nach Erster Hilfe Arztbesuch veranlassen
  • Betroffene Person schnell an einen kühlen Ort bringen und diese dort mit erhöhtem Kopf lagern (bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage).
  • Kopf mit nassen Tüchern kühlen
  • Bis zum Eintreffen des Notarztes Bewusstsein, Atmung und Lebenszeichen kontrollieren

Wald und auch einzelne Bäume bieten Schatten und sind daher für eine Rast besonders geeignet.

 

Hitzebedingte Notfälle

Der Hitzeschlag
Bei Störung der Wärmeregulation kommt es nach längerer Hitzeexposition und unzureichender Wärmeabgabe zum sogenannten Hitzschlag. Die Symptome:

  • Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
  • Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit
  • Tachykardie (Herzrasen) bei zunächst normalem und später niedrigem Blutdruck
  • Verstärkte Atmung
  • Temperatur über 40 Grad
  • rote, heisse, trockene Haut

Besonders gefährdet sind chronisch kranke Patient*innen (z. B. Diabetes mellitus) sowie alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehende Menschen. Auch der Aufenthalt in Menschenmengen bei höheren Temperaturen stellt eine Gefahr dar.

Die häufigsten Ursachen sind:zu lange Sonnenbestrahlung,

  • zu warme Kleidung
  • hoher Flüssigkeitsverlust
  • körperliche Anstrengung
  • ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Luftumwälzung, Medikamente wie Antihistaminika erhöhen das Risiko
  • für einen Wärmestau mit Hitzeschlag

 

Erstmassnahmen bei Hitzeschlag

  • Notarzt alarmieren
  • Patient*innen an einen kühlen Ort bringen, Oberkörper hochlagern
  • Patient*innen kühlen, z. B. durch Umschläge im Bereich von Kopf und Nacken, Kleidung weit öffnen. Kein Eis auf den Körper geben!
  • Wasser oder Fruchtsäfte anbieten
  • Bewusstsein und Atmung kontrollieren
  • Wenn Person benommen ist, Füsse hochlagern
  • Bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage anwenden

 

Meteorologische Begriffe

Sommertag: Ein Tag mit einer Maximaltemperatur von mindestens 25 Grad Celsius.

Hitzetag: Die Tagestemperatur überschreitet 30 Grad.

Tropennacht: Eine Nacht, in der die niedrigste Lufttemperatur zwischen 18 und 6 Uhr nicht unter 20 Grad fällt.

Hitzewelle: Es gibt keine weltweit gültige Definition für Hitze oder Hitzewelle MeteoSchweiz spricht von einer Hitzewelle, wenn die Tagesmitteltemperatur an mindestens drei aufeinander folgenden Tagen mindestens 25 Grad beträgt. Der Hitzeindex besteht aus einer Kombination von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

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