Ein Kratzen im Hals, eine verstopfte Nase, leichtes Fieber oder Husten – die Symptome einer Erkältung sind lästig. Schlägt der Körper damit Alarm, gilt es, zu handeln. Mit den richtigen Hausmitteln und kräftigen Suppen, werden die Symptome gelindert und die Krankheitsdauer verkürzt.
Erna Jonsdottir
Im Winter gesund zu bleiben, ist gar nicht so einfach: Die unsichtbaren Feinde lauern überall. Am liebsten sind ihnen viele Menschen in geschlossenen Räumen. Dort haben sie die grösste Chance, einen passenden Wirt zu finden, um sich zu vermehren. Just in den ersten beiden Monaten des Jahres erreicht die Erkältungswelle ihren Höhepunkt. Die Infektionsanfälligkeit hat – nicht wie der Namen vermuten lässt –, sehr wenig mit der Umgebungstemperatur zu tun. Eine Erkältung, oder grippaler Infekt, ist eine virale Infektion der oberen Atemwege. Die Auslöser stammen aus den Familien Rhino-, RSV- und Coronaviren. Letztere wurden bereits Mitte der 60er-Jahre beschrieben; je nach Jahreszeit sind sie für rund 10 bis 35 Prozent der gewöhnlichen viralen Infektionen verantwortlich. Während diese Viren unterschiedlich starke Symptome auslösen können, haben sie gemeinsam, dass sie stetig mutieren. Dadurch werden sie schlechter von unserem Immunsystem erkannt und sterben nicht aus.
Tröpfchen- versus Schmierinfektion
Das wichtigste und effektivste Verteidigungssystem gegen Krankheitserreger jeder Art ist ein intaktes Immunsystem. Schwächelt dieses, öffnet sich eine Pforte für die unsichtbaren Feinde. Übertragen werden sie durch Speicheltröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen ausgestossen werden (Tröpfcheninfektion). Virushaltige Sekrettröpfchen können auch auf Gegenständen wie Türklingen, Geländern oder Besteck landen, wo sie lange überleben. Greift eine gesunde Person die kontaminierten Flächen an und fasst sich an Mund oder Nase, steckt er sich wohl an (Schmierinfektion).
Symptome: Lästig aber sinnvoll
Sind die Viren in unseren Körper eingedrungen, dauert es meist zwei bis acht Tage, bis der Körper mit den ersten Anzeichen Alarm schlägt. Treten Symptome wie
- ein Kratzen im Hals,
- eine kribbelnde Nase,
- Hals- und Kopfschmerzen,
- Heiserkeit,
- leichtes Fieber oder
- ein zunächst trockener Husten
auf, gilt es zu Handeln. Denn während zahlreiche Hausmittel Linderung verschaffen, wirken sich sogenannte Immunmodulatoren positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
Eigene Abwehrkräfte aktivieren
Immunmodulatoren, auch Immunstimulanzien genannt, haben Einfluss auf das zelluläre Immunsystem. Deshalb können sie sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch eingesetzt werden. Besonders wertvoll sind die Arzneidrogen:
- Echinacea-pallida-Wurzel,
- Propolis,
- Sonnenhutkraut (Echinacea purpureae herba) und Taigawurzel.
Sie steigern unsere Abwehrkräfte gegenüber viralen und bakteriellen Infektionen. Werden sie bei den ersten Erkältungsanzeichen eingesetzt, können sie die Erkrankung abschwächen oder sogar verkürzen.
Wichtig dabei ist, dass sie kurzfristig (nicht länger als zwei Wochen) eingenommen werden: Immunmodulatoren wirken bei falscher Anwendung immunsuppressiv – sie unterdrücken das Immunsystem. Gänzlich darauf verzichten sollten deshalb Menschen mit Leukosen, Multipler Sklerose oder Autoimmunerkrankungen.
Erste Hilfe mit Zink und Vitamin C
Das Immunsystem ankurbeln, tun auch Vitamine und Spurenelemente. Wissenschaftlich gut untersucht ist Zink. Das Spurenelement hat antivirale, antibakterielle, immunmodulierende sowie entzündungshemmende Eigenschaften und reduziert Halsschmerzen, Schnupfen, Husten oder Müdigkeit sehr zuverlässig. Mehr noch: Wie dem «Handbuch Nährstoffe» von Burgerstein zu entnehmen ist, kann Zink die Krankheitsdauer auf die Hälfte reduzieren! Für diese Wirkung sollte ab dem ersten Tag 60 bis 100 Milligramm Zink eingenommen werden und danach täglich während der gesamten Infekt-Dauer. Hohe Mengen an Zink sind in Lebensmitteln wie Weizenkeimen (17mg/100g) und Austern (16,6mg/100g) enthalten. Allerdings muss viel davon verzehrt werden, um die empfohlene Tagesdosis abzudecken. Wer auf chemische Substanzen verzichten will, kann zu organischen Präparaten, zum Beispiel aus Guavenblättern, greifen.
Das Power-Team
Ein richtiger Power-Booster ist Zink in Kombination mit Vitamin C. Bis zu zehn Gramm und mehr können die Dauer und die Heftigkeit von Erkältungen mildern. Weil es wasserlöslich ist, sollte es über den Tag portionenweise zugeführt werden. Viel Vitamin C liefern der Saft der schwarzen Johannisbeere (150mg/100g) und die Früchte der Hagebutte (bis 3000mg/100g). Das Vitamin C in der Schale der Hundsrose bleibt in der Teezubereitung weitgehend erhalten. Ein sehr guter Lieferant ist auch der Sanddornsaft (bis 2000mg/100g), der ebenso die Vitamine A, E und B12 enthält.
«Jüdisches Penizillin»
Einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Genesung hat die Ernährung. Um den Magen-Darm-Trakt und den Stoffwechsel nicht zu stark mit Verdauungsarbeit zu belasten, sollte zu Beginn der Erkältung auf eine leichte Kost umgestellt werden. Hingegen müssen viel Wasser, Kräutertees oder frische, verdünnte Fruchtsäfte getrunken werden.
Wahre Superkräfte besitzen heisse Suppen. Eine der bewährtesten in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Zimtsuppe (siehe Rezept). Wissenschaftlich bewiesen ist die entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung der Hühnersuppe mit Gemüse, Zwiebeln, Sellerie, Lauch und Koriander. Ihre Heilkraft wurde bereits im 12. Jahrhundert vom jüdischen Gelehrten Moshe ben Maimon beschrieben, weshalb die Hühnersuppe heute scherzhaft als «Jewish Penicillin» (jüdisches Penizillin) bezeichnet wird.
Fieber: ein Unheil?
Noch älter ist der Spruch des griechischen Arztes Parmenides (540 bis 480 vor Christus): «Gebt mir die Möglichkeit, Fieber zu erzeugen, und ich heile jede Krankheit.» Fieber ist aus naturheilkundlicher Sicht grundsätzlich ein positives Geschehen. Erhitzt sich der Körper von selbst, will er Krankheitserreger untauglich machen.
Deshalb sollte leichtes Fieber nicht mit Medikamenten unterdrückt werden. Besser ist es, den «inneren Heiler» zu aktivieren. Will heissen: Viel Ruhe und warme, verdünnte schweisstreibende Tees aus Holunder- oder Lindenblüten sollten nun auf der Tagesordnung stehen. Ein hervorragender Heiler ist auch der schweisstreibende und fiebersenkende Ingwertee mit Honig und Zitrone.
Natürliches Aspirin
Sollte das Fieber über 39 Grad klettern, lohnt es sich, mit Wadenwickeln zu beginnen. Dazu werden kühles Wasser (16 bis 20 Grad) und Baumwolltücher benötigt. Gewickelt wird in drei Lagen: eine feuchte Lage, eine trockene Lage und eine Wolldecke über die Beine. Fiebersenkende und schmerzlindernde Eigenschaften hat das Mädesüss: Die Königin der Wiesen ist reich an Salicin und wird deshalb auch natürliches Aspirin genannt. Empfehlenswert ist das Mädesüss in Kombination mit Linden-, Holunder-, Kamillen- und Orangenblüten. Achtung: Bei einer Salicylat-Überempfindlichkeit sollte die Pflanze nicht verwendet werden.
Tees zum Inhalieren
Die Kamille ist entzündungshemmend und trägt zum Abschwellen der Schleimhäute bei, weshalb sie sich wunderbar für Inhalationen eignet. Durch das Beifügen von Salbei, Fenchel oder Pfefferminze kommt der Inhalation eine schleimlösende Wirkung dazu, wodurch Halsschmerzen und Husten gelindert werden. Auch ätherische Öle wie Eukalyptus, Pfefferminze oder Latschenkiefer verschaffen Linderung. Vorsicht: Pfefferminz- und Eukalyptusöl niemals im Bereich des Gesichts bei Säuglingen und Kleinkindern anwenden. Es kann zum sogenannten Kratschmer-Reflex (Glottiskrampf) kommen.
Rachenputzer und Hustenmittel Von wegen Halsschmerzen: Neben einer Gurgellösung mit Salbeitee, wirkt der frisch geriebene Meerrettich – vermischt mit der gleichen Menge Honig und Zitronensaft –, wie ein Rachenputzer. Gesellt sich ein Husten dazu, gibt es kaum ein bewährteres Hausmittel, um den zähen Bronchialschleim zu lösen als den Zwiebelsirup. Dafür wird eine Zwiebel klein geschnitten und mit einer Tasse Wasser langsam aufgekocht. Ist das Gebräu abgekühlt, kommen zwei Esslöffel Honig dazu. Eine halbe Stunde später abgiessen und über den Tag verteilt mehrere Teelöffel davon einnehmen.
Gegen Husten sind viele Kräuter gewachsen. Wichtig ist die Wahl des richtigen Krauts für den entsprechenden Husten: Während Eibisch, Malve oder Spitzwegerich gegen unproduktiven, trockenen Reizhusten helfen, kommen Thymian, Fenchel oder Anis bei produktivem, verschleimtem Husten zum Einsatz.
Ein Tipp noch zum Schluss: Hustentees sollten mit Honig gesüsst werden. Die Geschmacksknospen im Mund, die für «süss» zuständig sind, reizen die parasympathisch sensiblen Nerven und steigern dadurch die Bronchialsekretion. Honig ist überhaupt ein wertvolles Gut. Damit Vitamine und Mineralien erhalten bleiben, niemals über 40 Grad erhitzen.
Erkältung oder Grippe?
Oft wird der «grippale Infekt» (Erkältung) mit der viel schwereren echten Grippe (Influenza) verwechselt. Tatsächlich handelt es sich um zwei verschiedene Krankheitsbilder, auch wenn es am Anfang der Erkrankung zu ähnlichen Symptomen kommt. Die Influenza wird durch drei spezifischen Virentypen ausgelöst: Influenza A, B und C, deren Genmaterial sich permanent verändert. Und: Die echte Grippe beginnt im Gegensatz zur Erkältung schlagartig und heftig. Für immungeschwächte Personen kann die Grippe tödlich verlaufen.
Zimtsuppe
1 EL Gewürznelken mit 1 Zimtstange in ¼ Liter Wasser 10 Minuten sanft köcheln. 2 getrocknete Feigen und zirka 5 Zentimeter frische, klein geschnittene Ingwerwurzel zugeben und 10 Minuten weiter köcheln, danach abgiessen. Davon je 2 Teelöffel in 1 Tasse heisses Wasser geben und schluckweise trinken: morgens und abends je 1 Tasse.