Belebter Hautstoffwechsel

Die Haut zählt zu unseren Ausscheidungsorganen. Als grösstes Organ des Menschen übernimmt sie wichtige Aufgaben: nebst Atmung, Abgrenzung, Schutz, Aufnahme von Sonnenlicht und Sinneswahrnehmungen dient sie der Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten. Mit Heilpflanzenkraft, Kräuterdampfbäder und Wechselduschen kann der Hautstoffwechsel belebt werden.

Laura Columberg

Wie zeigt sich Ihre Haut aktuell? Erscheint sie fahl und glanzlos oder hat sie eine gesunde, rosige Leuchtkraft? Oder leiden Sie unter trockenen, juckenden und nässenden Hautstellen? Manchmal erscheinen plötzlich Unreinheiten und Rötungen, die vorher noch nie da waren. Oder die Haut reagiert neu allergisch auf Seifen und Materialien. Solche Veränderungen weisen auf eine Überlastung des Hautstoffwechsels hin. Dieser steht in enger Verbindung mit inneren Organen wie Leber, Galle, Nieren und Darm.

Als wichtiges Ausscheidungsorgan entgiften wir über die Haut Stoffwechselendprodukte und Säuren – in Form von Talg und Schweiss. In alten naturheilkundlichen Lehrbüchern wird die Haut als dritte Niere bezeichnet. Ein Hinweis auf ihre Funktion als Stoffwechselorgan. In der heutigen Zeit ist diese Bedeutung in den Hintergrund gerutscht. Wertvoller erscheinen das makellose Hautbild und die Faltenfreiheit. Doch gesunde Haut ist lebendig! Sie weist Altersveränderungen und Makel auf. Zeigt Narben nach Erlebtem. Reagiert auf innere und äussere Einflüsse und verändert die Farbe und Struktur durch den Sonneneinfluss.

Die Haut sagt viel über den Menschen, der in ihr steckt: Wenn die Gesichtshaut sich vor Begeisterung rötet oder in einem Moment des Schreckens erblasst, wenn die Haut vor lauter Nervosität juckt oder wenn jemand ganz im Gegenteil «ein dickes Fell» hat, dann ist sie das sprichwörtliche Spiegelbild der Seele. Sie repräsentiert, wie es uns geht. Jede Belastung und emotionale Krise, unsere Ernährungsgewohnheiten oder der schwankende Stresslevel, sowie viele weitere innere und äussere Einflüsse, verändern unser Hautbild.

Aufbau und Aufgaben der Haut

Unterteilt wird die Haut in drei verschiedene Schichten:

  1. Zunächst zeigt sich die Oberhaut (Epidermis): Sie bildet die Grenze nach aussen und sorgt dafür, dass körperfremde Substanzen wie UV-Strahlung, fremde Bakterien oder Viren nicht eindringen können. Die Oberhaut wird von Hornzellen gebildet, zwischen denen Fett und Wasser eingelagert sind. Ausserdem enthält sie Abwehr- und Pigmentzellen sowie Tastkörperchen.
  2. Eine Etage tiefer beginnt die Lederhaut (Dermis): Sie verfügt über Nervenzellen sowie über Blut- und Lymphgefässe, mit denen sie die Oberhaut mit Nährstoffen versorgt. Da die Oberhaut sehr dünn ist, sind die feinen Blutgefässe der Lederhaut als rosiger Teint oder gar als deutliches Erröten von aussen sichtbar. In den tieferen Bereichen der Lederhaut liegen Haarwurzeln sowie Schweiss- und Talgdrüsen.
  3. Und zuletzt die Unterhaut (Subcutis): Sie besteht neben lockerem Bindegewebe vor allem aus Fettgewebe, das als Energie- und Wärmespeicher dient, als Druckpolster Verletzungen abpuffert und die Körperformen rundet.

Zudem ist die Haut mit einem feinen Ölfilm überzogen. Dieser dient als Schutz vor Verletzungen und äusseren Einflüssen und schenkt Elastizität und Spannkraft. Die Haut ist ein belebtes und lebendiges Organ. Sie speichert Fett und Wasser, reguliert den Wärmehaushalt mithilfe der Schweissproduktion und ist übersäht von Schmerz-, Druck-, Kälte- und Wärmerezeptoren, Haarfollikeln und Talgdrüsen.

Die Haut mag’s bitter

Die Bitterwirkung beginnt im Mund. Dieser Leitsatz ist altbekannt und beruht auf der Annahme, dass Bitterstoffrezeptoren im Mund – vor allem auf der Zunge – erkennbar sind. Dass man Bittermittel wie das berühmte Schwedenbitter in der Volksheilkunde schon lange auch äusserlich nutzt, hätte stutzig machen sollen. Der Körper besitzt auf vielen Organen direkte Bitterstoffrezeptoren: so im gesamten Verdauungssystem, aber auch in den Bronchien und direkt auf der Haut.

Naturheilkundliche Therapiekonzepte beziehen diese wertvolle Entdeckung in die Behandlung von Hauterkrankungen mit ein. So wird besonders bei trockenen und schuppigen Hauterkrankungen, der Einfluss der Leber beachtet. Ist die Leber überlastet oder in ihrer Funktion eingeschränkt, muss die Haut umso mehr leisten und kompensatorisch arbeiten. Doch dafür ist die Haut nicht vorgesehen – sie zeigt sich gereizt und reagiert sensibel auf äussere Einflüsse. Direkte Anwendungen von bitterstoffhaltigen Salben auf den betroffenen Hautgebieten haben eine stoffwechselanregende Wirkung und entlasten so den überforderten Hautstoffwechsel. Zudem wird die Hautbarriere gestärkt und die Regenerationskraft der Oberhaut gefördert.

Sonnenlicht – Einfluss auf die Haut

Das Sehnen nach Wärme und Sonnenlicht ist besonders im Frühling bei uns Menschen stark vorhanden. Nach der dunklen und kalten Jahreszeit erfreut man sich an jedem Lichtstrahl der Sonne und spürt den deutlichen Unterschied zwischen lichtvollen und trüben Tagen. Sonnenlicht ermöglicht Leben und belebt Körper, Psyche und Geist. Die Infrarotstrahlen der Sonne spenden Wärme und aktivieren die Hautdurchblutung. Zum Aufbau und Erhalt gesunder Knochen mithilfe von Vitamin D, aber auch zur Pflege der Psyche dienen die UV-A- und UV-B-Strahlen. Bereits 15 Minuten täglich Sonnenlicht auf Gesicht, Unterarmen und Handinnenflächen aktivieren die Vitamin-D-Bildung und den Hautstoffwechsel.

Ein Sonnenbad galt bereits in der Antike als ideales Mittel, um den Körper zu stärken und zu straffen, die Leistungsfähigkeit zu erhöhen und die Abwehrkräfte zu unterstützen. Auch wurden Tuberkulosekranke zu Beginn des 20. Jahrhunderts der heilsamen Wirkung des Sonnenlichts ausgesetzt. Heute wird die Sonnenlichttherapie (Heliotherapie) gezielt bei Hauterkrankungen wie Schuppenflechten, Akne und Neurodermitis mit Erfolg verwendet.

Dennoch ist der massvolle Umgang mit Sonnenlicht enorm wichtig. So schön gebräunte Haut aussehen mag und so wohltuend die Wärme der Sonne sich auf der Haut anfühlt, heute weiss man wie gefährlich übermässiges Sonnenbaden ist. Besonders riskant leben Sonnenanbetende, die sich die UV-A-Strahlen stundenlang auf die Haut brennen lassen. Die UV-A-Strahlung setzt die Hautalterungsprozesse in Gang, und die UV-B-Strahlen beginnen dann ihr zerstörerisches Werk. Bei fortschreitender Bestrahlung dringt die UVB-Strahlung bis in den Zellkern der Hautzellen ein und schädigt die Erbsubstanz.

Geringere Beschädigungen werden von den Zellen innerhalb eines Tages repariert. Länger anhaltende UV-Belastung kann zu Mutationen führen. Die geschädigte Erbinformation wird an Tochterzellen weiter gegeben – der Beginn des Tumorwachstums. Haben Sie Hautveränderungen entdeckt, die Sie nicht einordnen können? Dann zeigen Sie diese bei Gelegenheit einer hautärztlichen Fachperson.

Schutz für die Haut versprechen Cremes und Lotionen mit chemischem oder mineralischem Filter. Eine Sonnencreme verlängert die Eigenschutzzeit – je nach Hauttyp zwischen 5–20 Minuten – um den angegebenen Sonnenschutzfaktor. Sie stellen aber keinen Freifahrtenschein für stundenlanges Sonnenbaden dar. Spätestens bei ersten Rötungen oder einem Brenngefühl auf der Haut gilt: ab in den Schatten.

Naturheilkunde für den Hautstoffwechsel

Die Belebung des Hautstoffwechsels ist nicht erst bei fahler und müder Haut oder bei akuten Erkrankungen sinnvoll. Es ist wichtig unser grosses Ausscheidungsorgan regelmässig in seiner Funktion zu unterstützen und zu entlasten. Besonders im Frühjahr, wenn der Stoffwechsel vom «Winterschlaf-Modus» in den dynamischeren «Sommer-Modus» umstellt, lohnt sich die naturheilkundliche Unterstützung. Ganz allgemein können Sie dies mit Bewegung und viel frischer Luft, sowie moderatem Sonnentanken tun. Durch den Einfluss des Sonnenlichtes wird die Hautdurchblutung und damit die Stoffwechselfunktion angekurbelt.

Zusätzlich beleben Bitterstoffpflanzen die Stoffwechselfunktion und stärken die Schutzfunktion der Haut, da sie direkt an den Bitterstoffrezeptoren ansetzen. In einem Fachgeschäft finden sich mittlerweile verschiedene Produkte als Salbe, Öl oder Creme mit Bitterstoffen des Echten Tausendgüldenkrautes (Centaurium erythraea), des Wermuts (Artemisia absinthium) oder der Engelwurz (Angelika archangelica).

Natürlich lohnt sich auch die innerliche Anwendung von Bitterstoffpflanzen. So kann zum Beispiel der Löwenzahn oder die Schafgarbe die Leber-Galle-Funktion unterstützen und funktionsentlastend wirken. Besonders trockene und schuppige Hautbeschwerden profitieren von einer Leberentlastung. Die zusätzliche Kombination mit Nierenpflanzen wie Brennnessel, Birke oder Goldrute fördert die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten und klärt das Hautbild. Bei nässenden Hautausschlägen oder allergischen Reaktionen sollte die Nierenfunktion besonders intensiv entlastet werden.

Eine der wichtigsten Pflanze für den Hautstoffwechsel ist das Stiefmütterchenkraut (Viola tricolor). Die Anwendung kann lokal als Salbe oder innerlich als Teekraut oder Tinktur erfolgen. Bereits Hildegard von Bingen schwor auf die heilsame Wirkung, besonders bei entzündlichen Beschwerden, die auf einem überlasteten Hautstoffwechsel und einer verminderten Schutzfunktion beruhen.

Nebst der innerlichen und/oder äusserlichen Anwendung passender Heilpflanzen, kann der Hautstoffwechsel mit Gesichtsdampfbäder aus Ringelblume, Kamille oder Stiefmütterchenkraut sowie warm-kalter Ganzkörper-Wechselduschen angekurbelt werden.

Pflegen, beleben und ehren Sie Ihre Haut. Sie erzählt Ihre Lebensgeschichte und spiegelt aktuelle Empfindungen und Ihren Gesundheitszustand. Ein wundervolles Organ, das sich über jede Form der Zuwendung freut.

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