Asthma: Pflanzen, die das Atmen erleichtern
Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern, doch auch Erwachsene sind nicht davor gefeit. Wie das Beispiel von Emma zeigt, überrascht die Natur mit Pflanzenschätzen, die das Atmen erleichtern und andere Symptome lindern – einige Kräuter wachsen sogar im Garten oder stehen im Gewürzschrank.
Etwas wehmütig zieht Emma ihre Medaillen an den bunten Bändern aus einer Holzkiste. Die meisten glänzen goldig in der Sonne, die durchs Fenster ins Wohnzimmer scheint. «Im Schulsport bin ich allen davon gerannt; später auch den meisten Mädchen an den Leichtathletik-Wettkämpfen», erzählt sie und schmunzelt. Nach ihrem 18. Geburtstag liess ihre Leistung bei den 100-Meter-Läufen nach. «Ich konnte die Sprints nicht mehr bis zum Schluss durchziehen, weil ich fast keine Luft mehr bekam. Es fühlte sich an, als würde mir jemand den Brustkasten zuschnüren.»
Dieser Zustand bereitete ihr Sorgen. Weil die Beschwerden schleichend und nicht immer mit derselben Intensität auftraten, brachte sie die Atemnot nicht mit einer Krankheit in Verbindung. Erst nachdem ihr damaliger Freund den Notarzt rufen musste, weil sie zu ersticken drohte, wurde das Rätsel um ihre Verfassung gelöst: Sie hatte einen Asthmaanfall erlitten. «Asthma war in den 80er-Jahren wenig bekannt. Deshalb klang der Begriff wie ein Fremdwort in meinen Ohren.»
Jedes zehnte Kind betroffen
Asthma ist ein Fremdwort. Es stammt aus dem Griechischen und bedeutet Atemnot. Dyspnoe, der Fachbegriff dafür, ist allerdings nur eines der Symptome der obstruktiven (verengenden) Atemwegserkrankung, die sich in den letzten 20 Jahren zu einer Volkskrankheit entwickelt hat. 262 Millionen Menschen sind weltweit von Asthma betroffen; laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert die Lungenkrankheit jährlich rund eine halbe Million Tote. Auch in der Schweiz ist Asthma weit verbreitet. Wie ein Blick auf die Seite der Lungenliga verrät, trifft es jeden vierzehnten Erwachsenen und jedes zehnte Kind.
Asthma ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Glücklicherweise haben 20 bis 30 Prozent dieser Kinder im Erwachsenenalter keine Symptome mehr. Hingegen ist jeder dritte nicht älter als 40 Jahre alt, wenn er zum Asthmatiker wird. Doch auch die Anzahl an Personen, die im höheren Alter an Asthma erkranken, nimmt laut Studien zu. Ein trockener Husten nach Spaziergängen in der Kälte, ein Druckgefühl in der Brust, Kurzatmigkeit oder Atemnot sind für ältere Menschen nicht nur belastender, sondern auch gefährlicher. Deshalb sollten diese ersten Anzeichen ernst genommen und abgeklärt werden.
Weshalb Asthma weltweit zunimmt und wie die Krankheit entsteht, hat die Wissenschaft noch nicht abschliessend geklärt. Es wird vermutet, dass eine zunehmende Hygiene, Umweltfaktoren wie hohe Ozonwerte oder Abgase sowie genetische Einflüsse eine Rolle spielen.
Zwei Formen – eine Gefahr
Asthma ist aber nicht gleich Asthma: Die Formen und Schweregrade sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. In erster Linie wird zwischen dem allergischen (extrinsischen) und dem nicht-allergischen (intrinsischen) Asthma unterschieden. Die beiden Varianten kommen jedoch selten in ihrer Reinform vor: 90 Prozent aller Asthmatiker leiden unter einer Mischform (siehe Box).
Das ist auch bei Emma der Fall: «Nach einem Lungenfunktionstest bei einem Spezialisten erhielt ich zuerst die Diagnose Belastungsasthma. Deshalb zeigte sich die Krankheit erstmals nach dem Sport. Später kamen diverse Allergien dazu, die unterschiedlich ausgeprägt sind, plötzlich auftreten können und den Ärzt*innen oftmals Rätsel aufgeben», so Emma.
Was beide Formen gemeinsam haben: Sie können einen Asthmaanfall auslösen. Deshalb sollte der Atemwegserkrankung, die nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar ist, Beachtung geschenkt werden. «Ich konnte mich am Anfang nur schwer damit abfinden, dass ich nicht mehr ohne Medikamente leben kann. Trotzdem gehe ich nie ohne meine Inhalatoren und mein Notfallset aus dem Haus.»
Komplementäre Heilmethoden
Begleitend zur ärztlichen Therapie suchte sich Emma nach Alternativen um – und fand sie. Neben der schulmedizinischen Behandlung gibt es zahlreiche komplementäre Heilmethoden, die wesentlich dazu beitragen, dass Betroffene wieder leichter und freier atmen können.
Wirkungsvoll die Symptome lindern:
• spezielle Atemtechniken,
• Akupunktur,
• TCM (Traditionelle Chinesische Medizin),
• homöopathische Mittel wie Aconitum, Belladonna, Lobelia oder Spongia,
• ätherische Öle wie Anis, Eukalyptus, Fenchel, Thymian und Nadelhölzer oder
• Heilkräuter.
Die Natur hält unzählige Pflanzen bereit, die vielleicht sogar im eigenen Garten wachsen oder im Gewürzschrank stehen. Die meisten enthalten Schleim- oder krampflösende Eigenschaften und wirken der zähverschleimten Lunge und diesem beengenden Gefühl entgegen.
Pflanzen, die das Atmen erleichtern
Dazu gehört zum Beispiel der Fenchel. Das mag überraschen, doch die faszinierende Pflanze wirkt nicht nur gegen Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden. Fencheltee wirkt schleimlösend, beruhigend und hilft auch gegen Verkrampfungen bei Asthma. Eine weitere wundervolle Pflanze ist der fein duftende Holunder: Seine Blüten fördern als Teeaufguss die Schleimlösung bei Husten; die Beeren stärken als Saft (Achtung: niemals roh konsumieren) das Immunsystem.
Mit guten Abwehrkräften kommt es im Winter seltener zu Erkrankungen mit Grippeviren. Immunstärkend ist auch der Basilikum, der ebenso entzündungshemmend und fiebersenkend wirkt. Und während der krampflösende und entspannende Majoran bei Atemwegsbeschwerden und Bronchitis hilft, trägt Kardamom zur Linderung von Asthma bei: Das orientalische Gewürz verringert den Widerstand in den Atemwegen und erleichtert dadurch die Atmung.
Bekannter ist die Anwendung von Thymian. Das mediterrane Gewürz überzeugt mit seiner desinfizierenden und krampflösenden Wirkung schon seit der Antike. Auch der Spitzwegerich und die Zwiebel sind altbewährte, schleimlösende Hausmittel; aus beiden Pflanzen lässt sich sogar ein eigener Hustensirup herstellen. Ein starkes Kraut, das nicht vor unserer Haustüre wächst, ist Isländisch Moos. Die schleimhaltige Pflanze hilft bei trockenem Husten ohne Auswurf – eines der Hauptsymptome bei Asthma.
Das Schleimhautmittel schlechthin
Zart, aber kraftvoll ist die Stockrose, auch Stockmalve genannt: Ihre Blüten sind ein hervorragendes Schutzmittel für die Lunge. Wie neue wissenschaftliche Analysen zeigen, enthalten sie einen beachtlichen Anteil an Schleimstoffen. In Kombination mit ätherischen Ölen, Gerbstoffen, Phytosterin und dem Farbstoff Malvidin bildet die Blüten-Essenz einen abschirmenden und bewahrenden Schutzmantel auf den menschlichen Schleimhäuten. Dadurch werden Pollen und Krankheitserreger, die sich auf diesem sensitiven Bereich festsetzen können, abgewehrt und in ihrer schädlichen Reizwirkung neutralisiert.
Emma schwört auf die Wirkung von Malvenblüten. «Sie gelten als das Schleimhautmittel schlechthin.» Doch auch mit der Königskerze und dem Quendel hat Emma gute Erfahrungen gemacht. Der einheimische wilde Thymian, der teppichartig in den Bergen wächst, hat einen milderen Geschmack als sein mediterraner Bruder, wirkt aber genauso gut gegen Atembeschwerden.
«Besonders beeindruckt hat mich die Wirkung von Schwarzkümmelöl und Meerrettich.» Schwarzkümmelöl erweitert die Bronchialgefässe und hilft bei allergischem Asthma. Meerrettich wirkt antibiotisch sowie krampflösend und regt die Sekretproduktion an. «Ein Tee aus der frisch gerieben Wurzel hilft beim Durchatmen und wirkt Wunder bei grippalen Infekten. Über den Geschmack lässt es sich allerdings streiten», sagt Emma und lacht während sie die Medaillen zurück in ihre Kiste legt. Sport betreibt sie übrigens noch heute – mit all ihre Mittelchen ganz sorgenlos.