Shiatsu ist eine ganzheitliche japanische Therapieform, die sich positiv auf Körper, Geist und Seele auswirkt. Insbesondere in Zeiten der Veränderungen unterstützt und begleitet die sanfte Körpertherapie.
Blanca Bürgisser
In der Schweiz arbeitet die Mehrheit der Shiatsu-Therapeut*innen nach der Methode des Japaners Shizuto Masunaga, der seinen eigenen Shiatsu-Stil – das Zen Shiatsu – entwickelte, mit dem Ziel, westliche und östliche Ansätze zu verbinden. In der Schweiz hat sich Shiatsu in den letzten Jahrzehnten stark etabliert und verbreitet. So zählt der Shiatsu-Verband heute um die 1000 Mitglieder.
Shiatsu-Therapeut*innen konzentrieren sich nicht auf einzelne Punkte, sondern betrachten und behandeln stets den ganzen Körper. Im Fokus stehen dabei die Meridiane, anhand derer die Therapeut*innen den energetischen Zustand einer Person wahrnehmen. Dabei erspüren sie allfällige Blockaden, die sie dann im Verlauf der Therapie lösen, um den Energiefluss wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei wenden sie unterschiedliche Techniken an, insbesondere Fingerdruck. Denn schliesslich bedeutet das Wort «Shiatsu» übersetzt auch so viel wie Fingerdruck. Aber auch andere Techniken wie Dehnungen oder Rotationen werden gebraucht, um den Körper zu öffnen. «Manchmal arbeiten wir auch mit dem Knie oder dem Ellbogen», erklärt die Shiatsu-Therapeutin Alexandra Aebischer aus Thun. Wie viel Druck die Therapeutin anwendet, hängt ganz von der Person ab und kann von Sitzung zu Sitzung variieren. Manchmal arbeitet sie ganz fein: «Ich habe viele Rückmeldungen von Menschen, die sagen: ‹Es ist so erstaunlich, du hast michnur fein angefasst und so viel bewirkt.›»
Die Stille als wichtiger Aspekt der Behandlung um zu sich zu kommen.
Stärkung von Körper und Seele
Meist findet die Shiatsu-Therapie auf dem Futon statt. Die Therapeut*innen arbeiten dabei am angekleideten Körper. Am besten zieht man für die Sitzung also eine Trainerhose und ein bequemes Oberteil an. «Ein sehr wichtiger Teil», betont Alexandra Aebischer, «ist das Gespräch vor und nach der Sitzung.» Dies dient zum Reflektieren und Besprechen allfälliger Veränderungen. Denn die Selbstwahrnehmung und -reflexion ist essenziell für die Genesung. Sie hilft, Gefühls-, Denk- und Handlungsmuster zu erkennen und zu verändern.
Die Anliegen, mit denen die Leute Alexandra Aebischer aufsuchen, sind ganz unterschiedlich. Manche Klient*innen beispielsweise kommen nach Operationen, wenn es ihnen körperlich nicht mehr wohl ist. Menschen mit chronischen Schmerzen erfahren im Shiatsu einen Moment der Entspannung. Auch Leute mit psychischen Anliegen, die sich häufig auch im Körper manifestieren, suchen die Therapeutin auf. Hier kann Shiatsu nicht nur körperliche Symptome lindern, sondern es unterstützt und begleitet auch eine psychische Genesung.
Durch die Entspannung kann sich die Selbstwahrnehmung verbessern.
Raum für Veränderungen
«Shiatsu ist etwas ganz Schönes zur Begleitung von Veränderungsprozessen», betont Alexandra Aebischer. Sei es eine neue Stelle, eine Pensionierung oder eine Schwangerschaft. «Eine Schwangerschaft ist eine körperliche Meisterleistung und für mich etwas Wunderschönes zum Begleiten», schwärmt die Thuner Shiatsu-Therapeutin. Aber auch bei traurigen Veränderungen wie dem Verlust einer geliebten Person oder einer Trennung, bei der einem der Boden unter den Füssen wegfällt, kann Shiatsu stabilisieren und begleiten.
Der schönste Moment während einer Behandlung ist für Alexandra Aebischer, wenn es plötzlich ganz still ist und die Aussenwelt komplett in den Hintergrund rückt. Während dieses Augenblicks der Ruhe und des Seins entsteht ein Kontakt mit sich selbst und seinem ureigenen Ich. Und aus diesem Moment kann ganz viel Neues entstehen.
www.shiatsuverband.ch
Alexandra Aebischer
hat ihre Ausbildung zur Shiatsu-Therapeutin 2016 abgeschlossen und ist seither Mitglied der Shiatsu Gesellschaft Schweiz. In ihren Weiterbildungen setzt sie sich gerne mit dem Thema des multidimensionalen Shiatsus auseinander.