Alleine in der Küche einfach drauf loszutanzen, ist extrem befreiend. Abseits vom Druck des Alltags können wir unseren Gefühlen dabei freien Lauf lassen. Es ist die perfekte Art und Weise, die Freude an der Bewegung wieder zu entdecken.
Blanca Bürgisser
Viele Schweizer*innen lehnen eine Einladung zum Tanzen erst mal ab. «Ich kann nicht tanzen», lautet häufig die Antwort. Das ist schade, denn Tanzen macht nicht nur Spass, sondern ist auch äusserst gesund. Und tanzen können fast alle. Denn, wie die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Dr. Julia F. Christensen in ihrem Buch schreibt: «Tanzen ist uns in die Wiege gelegt.» Mehrere Studien zeigen, dass bereits Babys ihre Bewegungen zu Musik synchronisieren. Dabei haben die Forschenden noch eine andere Tatsache bemerkt: Die Babys lächeln, wenn sie tanzen. Auch die Freude am Tanzen haben wir also schon von klein auf.
Leider haben viele Menschen hierzulande Angst, sich beim Tanzen zu entblössen und probieren es deshalb erst gar nicht. Doch beim Tanzen gibt es kein Richtig oder Falsch. Es geht nur um den Spass an der Bewegung. Drehen Sie nächstes Mal zuhause einfach das Radio etwas lauter, lassen Sie die Musik auf sich wirken und tanzen Sie einfach drauf los. Ohne Zuschauer*innen ist es einfacher die Hemmungen fallen zu lassen. Und falls Sie Ihre Freude am Tanzen entdecken, gibt es unzählige Tanzstile, die Sie, wenn Sie Lust haben, auch in einem Kurs ausprobieren können. Auch hier gilt: Konzentrieren Sie sich auf den Spass und machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, was die anderen von Ihnen denken. Und seien Sie geduldig mit sich selbst: Neues zu lernen, braucht immer Zeit.
Gut für Körper und Geist
Tanzen lohnt sich nicht nur für die Fitness, sondern hat auch zahlreiche weitere positive Auswirkungen auf Körper und Psyche:
- Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass regelmässiges Tanzen dabei hilft, Stress abzubauen. Weitere Untersuchungen belegen, Tanzen hebt unsere Stimmung, und wir sind glücklicher, wenn wir öfters das Tanzbein schwingen.
- Durch das Tanzen lernen wir, unseren Körper besser wahrzunehmen. Dies stärkt das Selbstwertgefühl und gibt Selbstvertrauen.
- Das Tanzen bietet uns eine Möglichkeit, unsere Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.
- Der Besuch eines Tanzkurses fördert die soziale Verbundenheit, es lassen sich Kontakte knüpfen und man erlebt Zusammenhörigkeit.
Forschende führen die stimmungsaufhellende Wirkung des Tanzens auf die Ausschüttung von Glückshormonen wie Endorphine und Dopamin zurück. Dies wird verstärkt durch den Umstand, dass simultan der Spiegel des Stresshormons Kortisol gesenkt wird.
Perfekt für jedes Alter
Die enorme Vielfalt an Tanzstilen ermöglicht es jeder Person, den für sie passenden zu finden. In Tanzkursen lässt sich der Inhalt einfach variieren je nach Alter, Mobilität und psychischer Verfassung der Teilnehmenden. So kann der Fokus auf Beweglichkeit, Koordination, Ausdauer oder Kraft gelegt werden. Tanzen ist also der perfekte Sport für jedes Alter. Bei Kindern fördert Tanzen u. a. das räumliche Denken, die Beweglichkeit sowie die Geschicklichkeit. Und im Alter kann Tanzen helfen, die Gelenke geschmeidig zu halten, und den Gleichgewichtssinn zu stärken.
Tanzen als Therapie
Die Tanztherapie ist seit den 1940er-Jahren Teil der Methoden der Psycho- und Körperarbeit. Auch wenn bis heute noch nicht klar ist, wie und warum Tanzen wirkt, belegen zahlreiche Studien die Wirksamkeit der Tanztherapie bei den unterschiedlichsten Krankheiten. So wird die Tanztherapie u. a. bei chronischen Schmerzen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Essstörungen eingesetzt. Die Tanztherapie ist dabei eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin.