Zum Besuch im Feigenparadies
Die violette Schale, das rote Fruchtfleisch durchsetzt von gelblich-weissen Tupfern – die Feige schmeckt Mund wie Auge. Die ursprünglich aus dem Süden stammende Frucht ist in der Schweiz in zahlreichen Gärten zu finden – und wird auf einem Bauernhof in Luzern sogar in grossem Stil angebaut.
Rebekka Affolter

Seit 2012 baut die Familie Stocker Feigen nicht nur für den Eigengebrauch an, sondern auch für den Verkauf. «Wir wollten uns mit diesem Anbau eine Nische schaffen», erklärt Andrea Stocker. «Die Feige ist eine beliebte Frucht.» In ihrer Familie wie der Region. Ein Feigenbaum finde sich hier in beinahe jedem Garten. «Denn verglichen mit anderen Orten in der Schweiz profitieren die Bäume hier von einem milderen Klima.» Im Tessin und dem Wallis gedeihen die Früchte ebenfalls sehr gut.
Lecker und gesund wie sie sind, entstehen aus Feigen eine Vielzahl Erzeugnisse. Stockers machen aus ihren Früchten neben Konfitüre zudem Senf und Balsam-Essig – «mein Lieblingsprodukt. Für Salat brauche ich diesen immer ungewürzt.» Zudem haben sie normalen Essig, Schnaps und getrocknete wie gefriergetrocknete Feigen im Angebot. «Letztere sind unser neustes Angebot – und zudem ein Superfood aus der Schweiz», sagt Stocker.

Kalzium-Ersatz
Pro 100 Gramm hat die aus dem Mittelmeerbereich stammende Köstlichkeit rund 74 Kilokalorien – und ist damit kalorienarm, aber dennoch reich an Nährstoffen, wie zahlreiche Vitamine und Ballaststoffe, Eisen, Kalium und Kalzium. Letzteres ist besonders für Menschen wichtig, die auf Milchprodukte verzichten: Die Frucht stellt eine wertvolle pflanzliche Ersatzquelle dar.
Ungespritzte Feigen – wie die von Stockers – kann man problemlos mit der Schale essen. Während die Früchte südlich der Alpen von der sogenannten Feigenwespe besamt werden, befruchtet sich das Obst nördlich der Alpen selbst. «Hier gibt es die Feigengallwespe nicht», erklärt Stocker. Wer aus den Ferien am Meer Samen zum Anpflanzen mitnimmt, braucht sich also keine Hoffnung zu machen – ohne das Insekt gibt es keinen süssen Ertrag.
Die Feigen-Haltung in der Schweiz Während in einigen Regionen – wie in der Luzerner Riviera – beinahe jeder Garten einen Feigenbaum aufweist, sind Stockers die einzigen, die Feigen im grossen Stil anbauen. «Der Baum ist nicht so heikel, die Früchte allerdings schon.» Nach der Ernte müssen sie innerhalb von wenigen Tagen gegessen werden, zudem reagieren sie sehr empfindlich auf Druck. Die Lagerung muss also sehr vorsichtig vorgenommen werden. Auf der anderen Seite hat der Baum wenig Schädlinge zu bekämpfen. «Wir müssen unsere Bäume vor allem vor Mäusen schützen.» Vögel machen sich zudem gerne über die Frucht her – besonders die unreife. Mit Netzen rundherum wird die zukünftige Ernte geschützt. Auch der Winter stellt grösstenteils kein Problem dar. «Die kleinen Setzlinge packten wir zu Beginn noch ein, inzwischen sind unsere Bäume so gross, dass wir nichts mehr machen müssen.» Besonders, da Stockers in Greppen von einem eher milden Klima profitieren. Grundsätzlich gilt: Die Feigen mögen für den Winter eher geschützte Orte, wer seinen Baum in einem Topf hat, kann ihn gut in einen Wintergarten oder abgedeckten Bereich stellen.

Ab an die Ernte
Während Feigenbäume sehr pflegeleicht sind und nicht viel Wasser benötigen, sollte man sie während heissen Zeiten regelmässig giessen. «Bei uns werden sie durch den Sommer hindurch bewässert.» Im Winter geht es zudem mit der Baumschere an die Bäume – «wir stutzen sie eigentlich jedes Jahr», so Stocker. «Zum einen, damit sie nicht wuchern, zum anderen, damit wir die Früchte vom Boden aus ablesen können.» Normalerweise beginnt die Saison für die Sommerernte Ende Juli und dauert drei bis vier Wochen. «Dieses Jahr waren wir mit Mitte Juli eher früh dran.» Ende August bis Ende Oktober sind zudem die Herbstfeigen bereit zum Vernaschen. Reife Früchte erkennt man unter anderem an der Farbe – das ist je nach Sorte verschieden. Auch wie weich das Obst ist, gibt an, ob sie bereit sind für die Ernte. «Pflückt man die Früchte und sieht einen weissen Saft, dann war man zu voreilig.» Geduld will geübt sein.
Feigen, Feigen, Feigen
Ein Baum gibt durchschnittlich 12,5 Kilo Ernte pro Jahr, 160 Bäume befinden sich auf Stockers Bauernhof. Ob man irgendwann genug von den Früchten gesehen hat? «Nein», lacht Stocker. «Während der Saison esse ich jeden Morgen Feigen in meinem Müsli.» Auch Konfitüre und Balsam sind in ihrer Familie sehr beliebt. Immer wieder überzeugt sie Gäste mit ihren Produkten, nicht zuletzt mit Apéro-Schnecken, bei denen sie den Frischkäse mit Feigensenf ersetzt.
Für alle, die sich selbst an Gerichten mit der süssen Köstlichkeit versuchen wollen: Das nachfolgende Rezept ist ein toller Punkt zum Starten.
Feigensenf-Schnecken
Du brauchst:
- 1 Rolle Blätterteig
- Feigensenf
- 1 Ei
Material:
- Esslöffel
- Scharfes Messer
- Schneidebrett
- Backblech
- Backpapier
- Backofen
Zubereitung:
- Rollen Sie den Blätterteig vor sich aus. Legen Sie ihn vor sich hin.
- Streichen Sie mit dem Löffel den Feigensenf auf den Teig. Lassen Sie dabei oben einen Rand frei.
- Rollen Sie den Blätterteig von unten satt ein.
- Legen Sie ihn für ca. 30 Minuten in das Gefrierfach.
- Nehmen Sie den Blätterteig aus dem Gefrierfach.
- Schneiden Sie mit einem scharfen Messer Rädli von ca. 0,5 cm Breite.
- Legen Sie diese auf das Backblech.
- Bemalen Sie die Schnecken auf einer Seite mit Ei.
- Backen: 180 Grad, Umluft, ca. 15–20 Minuten, bis die Schnecken eine schöne Farbe haben.