In 80 Beautygeheimnissen um die Welt

Rosenessenz aus Bulgarien, ayurvedische Naturkosmetik aus Indien, Schabmassage aus China: Was heute hierzulande hypt, hat in den Ursprungsländern oft eine lange Historie. Eine «Weltreise» zwischen Kult und Kulturgut, die sich gewaschen hat. 

Daniela Dambach


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latter, strahlender, reiner – egal in welcher Kultur, dieses Schönheitsideal gilt als Konsens. Wie dieses zu erreichen sei, unterscheidet sich von Land zu Land, auch bedingt durch dessen Geschichte, kulturelle Einflüsse oder dort gedeihende Kräutchen und Pflänzchen. Nur mit Kaltwasser und Kernseife waschen? Gurkenscheiben auf die Augen und Honig auf die Lippen? In einer globalisierten Welt braucht man nicht mehr einzig auf die Beauty-Geheimnisse zu bauen, welche die Grossmutter zwischen Badezimmertür und Spiegelschrank preisgab. Immer vernetzter, bedeutet auch: aus einer immensen Vielfalt an Naturkosmetik schöpfen. Ob Schneckenschleim-Cremes aus Korea, Weintrauben-Tonics aus Frankreich oder Matcha-Masken aus Japan – einmal kurz an der Weltkugel gedreht, zeigt sich: Die naturnahen Rezepturen könnten unterschiedlicher nicht sein – mit ein und demselben Ziel: Schönheit und Wohlbefinden zu voller Blüte bringen. 

Von Schnuppern bis Schaben

Bereits in der Antike sollen die Perser Damaszener-Rosen kultiviert haben, die schliesslich in europäischen Gärten landeten – und somit auch in Flakons: Bis heute werden aus den duftintensiven Blüten, die als Heilpflanzen gelten, Rosenöl und -wasser gewonnen, beispielsweise im Iran, in Marokko oder in der Türkei. Das grösste Anbaugebiet, das sich über 140 Kilometer erstreckt, liegt im Balkangebirge: Im bulgarischen Rosental hegen, pflegen und ernten die Rosenbauern seit dem 17. Jahrhundert tonnenweise Blüten, deren Destillate weltweit für wahrlich «rosige Wangen» sorgen. «Rosen», aber solche aus der Steinheil- statt aus der Pflanzenkunde, erleben derzeit einen Hype: Mit Gua Sha kann man sich mithilfe der farbigen, flachen Plättchen schöner schaben. Die über tausendjährige Geschichte der Masssagetechnik geht auf die traditionelle chinesische Medizin zurück. Sie soll die Durchblutung ankurbeln und deshalb entgiftend wirken. 

Makellos durch Mineralienstaub

Auf ein Gestein, aber in fein gemahlener Form, setzt man indes im Südtirol: Aus Silberquarzit, das weltweit einzig im Pfitschtal vorkommt, entstehen Lotionen, Peelings oder Badesalze unter dem Label «SilberQuarzit Experience». Durch die besondere mineralische Komposition soll der Heilstein unter anderem dazu beitragen, den Körper zu entgiften, die Haut zu straffen wie auch mentale Blockaden zu lösen. Ebenfalls nutzt die Marke «Glacisse» die natürlichen Südtiroler Urkräfte: Reines Gletscherwasser aus einer Quelle auf fast 3000 Metern in den Ötztaler Alpen ist die Grundlage der Pflegeserie. Taufrisch soll sich fühlen, wer sich mit den spurenelementreichen Komplexen eincremt oder einschäumt. Bergheu, Latschenkiefer oder Wacholder sind weitere Ingredienzen, die in typischen Südtiroler Schönheitsanwendungen nicht fehlen dürfen. Wer solche Heilkräuter, sei es für in den Topf oder in den Tiegel, selbst suchen will, wird auch in Slowenien fündig. 

Trends mit Tradition

Im grün gekleideten Land Slowenien hat die Kräuterheilkunde einen erheblichen Aufschwung erfahren. Sowohl in den unberührten Winkeln der Natur gedeihen heilsame Kräuterarten wie auch in den Kräuterschatzkammern der Klöster. In die uralten Geheimnisse der Mönche taucht man beispielsweise im Kloster Olimje ein, dessen Südturm die drittälteste erhaltene Apotheke Europas beherbergt. Als die Paulinermönche im Jahr 1663 in den Prachtbau unter dem Berg Rudnica zogen, begannen sie damit, Heilpflanzen anzubauen, systematisch zu untersuchen und zu Arzneimitteln zu verarbeiten. Zwar leiten heute die Minoriten die Pfarrei, doch sie beleben die alte Kräuterheilkunde mit eigenen Produkten neu. 

Beauty-Trend mit Geschichte: «Gua Sha» ist ein Massagetool aus der traditionellen chinesischen Medizin.


Auch das ist eine Gemeinsamkeit der «Trends dieser Tage» in der Naturkosmetik: In Anbetracht dessen, dass die Schätze der Natur wie Pflanzensäfte, Öle oder Fette seit Menschengedenken zur Schönheitspflege genutzt werden, handelt es sich meist um ein zeitgemässes Wiederaufleben. Ein weiteres Beispiel für Kosmetik als Kulturgut liefert Ayurveda: Die traditionelle indische Heilkunst, die schätzungsweise 5000 Jahre alt ist, erlebt in westlichen Kulturkreisen einen Boom. Ein Quantum der sanskritischen Lebensweisheit kann man sich in das Badezimmer bestellen: Die Naturkosmetik «Abhati Suisse» verbindet ayurvedische Bio-Pflanzen mit fortschrittlicher Schweizer Technologie. Die Gründerin Anja Rupal knüpft dabei an das Erbe ihrer indischen Grossmutter an, die sie hingebungsvoll mit in der Küche selbstgemachten Pflegemitteln puderte und einölte. Wer bei der Vorstellung, sich mit Schneckenschleim einzuschmieren oder sich mit steinalten Mineralien zu verjüngen, lachen muss, tut Wirkungsvolles: Lachen ist zweifelsohne einer der natürlichsten Booster für die Ausstrahlung – und das kulturübergreifend.

 

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