Zähneknirschen – was tun gegen zu viel Druck?

Meine erwachsenen Kinder leiden an starkem Zähneknirschen nachts und tragen eine Zahnschiene. Meine Tochter liess sich Botox in den Kiefer spritzen, um die Verhärtung aufzulockern. Damit ist die Ursache aber nicht behoben. Ihr Zahnarzt empfahl Meditation. Von welchem Körperteil aus kommt das Zähneknirschen? Wo liegt die Ursache? Was empfehlen Sie?

V. S., Goldach

Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, ist das unbewusste Aufeinanderpressen oder Reiben der Zähne. Häufig passiert dies während des Schlafs, es kann aber auch tagsüber auftreten. Zähneknirschen ist ein Ausdruck von Stress, Angst oder Zahnfehlstellungen. Durch den grossen Druck auf die Zähne kann der Zahnschmelz beschädigt werden. Auch Kopfschmerzen können einen Zusammenhang mit Zähneknirschen haben. Die klassische Behandlung umfasst Stressmanagement und Zahnschienen.

Ehrgeiz, hohe Ansprüche und Perfektion fördern das Zähneknirschen. Meines Erachtens liegt hier das Grundproblem. Unsere Gesellschaft gibt uns hohe Massstäbe vor: Wir müssen perfekt aussehen, eine Top-Leistung im Job vollbringen, die ewig lächelnde Familie darstellen und locker-flockig gesund bleiben. Und das alles gleichzeitig. Die einzige Lösung, nachhaltig Druck aus dem Alltag und dem Kiefer zu nehmen, ist die regelmässige Mediationspraxis. Täglich fünf Minuten lang gut durchatmen, abends mit Ritualen zur Ruhe kommen und sich selbst und andere in diesem Leistungsdruck lieben, löst einen grossen Teil der Anspannung. Ob dies eine einfache Shine-Mediation ist, das heisst, die Achtsamkeit beim Atmen, oder eine tägliche Tiefenentspannung im Liegen, das muss jeder Mensch für sich selbst herausfinden. Wichtig ist nicht, WAS man macht, sondern DASS man es macht. Nicht einmal die Woche, sondern täglich eine kurze Einheit.

Ein Hinweis noch: Der Kiefer wird auch als kleines Becken bezeichnet. Um den Kiefer zu lösen, müssen wir bei der Beweglichkeit und der Öffnung der Hüfte ansetzen. Eine Übung wäre zum Beispiel, abends im Bett auf den Rücken zu liegen und die Fusssohlen aneinander zu legen, sodass die Knie nach aussen kippen. Mit jedem Ausatmen die Knie etwas schwerer werden lassen, sodass das Becken in eine entspannte Öffnung kommt. Auch im Yoga gibt es viele Übungen, um das Becken zu öffnen. Allenfalls hilft auch die professionelle Begleitung mittels Osteopathie oder Craniosacral- Therapie. Auch die Massage des Gesichtes ist empfehlenswert: lächeln und dabei die Wangen massieren, sanft über die Schläfen kreisen und das Kiefergelenk von aussen leicht lockern. So löst sich nach und nach die Muskulatur. Die Schiene schützt schlussendlich nur die Zähne, ändert aber nichts an der inneren Spannung. Wichtig ist, beide Wege zu beschreiten.

 

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