Sabine Hurni über Harmonie im Säure-Basen-Haushalt

Das Verhältnis zwischen säurebildenden und basenüberschüssigen Lebensmitteln bildet einen wichtigen Schlüssel für den menschlichen Stoffwechsel und die körperliche Gesundheit. Der Körper ist zwar in der Lage, sich gegen ein Übermass an Säure zu verteidigen, doch wird das System konstant überreizt, kann dies den Stoffwechsel über die Jahre belasten. Basenüberschüssig sind all jene Lebensmittel, die viele Mineralstoffe enthalten. Säurebildend sind Produkte, die reich an Eiweissen sind, weil Proteine unter Abgabe von Säure abgebaut werden.

 

Es geht beim Säure-Basen-Gleichgewicht nicht darum, die Eiweisse zu verschmähen. Das Ziel soll vielmehr ein ausgewogenes Verhältnis sein: Nämlich 80 Prozent mineralstoffreiche und 20 Prozent eiweissreiche Lebensmittel. Die Säure-Basen-Balance hat grundsätzlich nichts mit Fasten zu tun. Es handelt sich vielmehr eine gesunde Ernährungsbasis, deren Fokus auf den mineralstoff- und vitaminreichen Gemüsesorten und Früchten basiert, während Fleisch, Käse, Eier und Getreide Beilagen sind. 

Als Säure bezeichnet man einen Stoff, der Wasserstoffionen (Protonen) abgibt. Eine Base hingegen ist jene Substanz, die Protonen aufnehmen kann. Je stärker eine Säure, desto tiefer ist der pH-Wert auf der Skala von 1 bis 14. 7 ist neutral, 1 ist stark sauer und 14 stark basisch. 

Jedes Organ im menschlichen Körper benötigt einen bestimmten pH-Wert, um seine Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Der Magen zum Beispiel benötigt ein saures Milieu, die Enzyme, der Dünndarm, die Bauchspeicheldrüse und die Leber ein schwach Basisches. Bereits sehr geringe Abweichungen der Säurekonzentration haben einen Einfluss auf die Stoffwechselaktivitäten. Deshalb weist das Blut eines gesunden Menschen einen pH-Wert von 7,4 auf. Um diesen Wert konstant zu halten, verfügt der Körper über Puffersysteme im Blut, der Niere, der Lunge, den Knochen, dem Bindegewebe und den Zellen. Weicht der pH-Wert aufgrund von Stress, Ernährungsfehlern oder Stoffwechselproblemen von der Norm ab, verschiebt der Körper die überschüssige Säure ins Bindegewebe, in die Gelenkknorpel, atmet sie aus oder versucht sie über die Nieren auszuscheiden. Gleichzeitig zieht er, wenn nötig, Mineralstoffe aus dem Knochengewebe, um diese an die freien Protonen zu binden und das saure Milieu auf diese Weise zu neutralisieren. Da mit zunehmendem Alter die Nierenleistung abnimmt, wird es für einen älteren Körper immer schwieriger, den Säure-Basen-Puffer richtig auszuführen. 

Mit zunehmendem Alter steigt deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass der Körper latent übersäuert ist. Das gilt auch für jüngere Menschen, die viel Stress haben, ambitioniert Sport treiben oder aufgrund einer Diät sehr eiweissreich essen. Eine Quelle für Säuren bilden die im Eiweiss enthaltenen Schwefelverbindungen. Zerlegt der Verdauungsapparat die Eiweisse in seine kleinsten Bausteine, wird Schwefelsäure freigesetzt und der Säurepegel steigt. Basisch wirken hingegen jene Speisen, die reichlich organisch gebundene Mineralstoffe enthalten, wie zum Beispiel Obst und Gemüse. Kombiniert man also wenig Fleisch mit viel Gemüse, stimmt die Balance und der Körper kommt mit der Säure gut zurecht. Im Gemüse, in Früchten, Rosinen und Kartoffeln befinden sich organische Mineralsalze wie zum Beispiel Citrate und Malate, die an Magnesium, Kalzium und Kalium gebunden sind. Diese sind in der Lage, Säure zu neutralisieren und unterstützen die körpereigenen Puffersysteme massgeblich. 

Auf der Webseite des deutschen Säure-Basen-Forums finden Sie eine umfassende Lebensmitteltabelle. Mindestens die Hälfte der täglichen Nahrung sollte mineralstoffreich sein. Dazu gehören Obst, Gemüse und Salate. Auch Zitronen, Orangen, Kiwis und Apfelessig enthalten viele Mineralstoffe und wirken auf den Körper basisch, obwohl sie sauer schmecken. Zu den Säurebildnern gehören alle Eiweisse. Nicht nur Fleisch und Wurst, sondern auch Käse, Quark, Nüsse und Getreide. Diese Lebensmittel müssen mit der entsprechenden Menge an Gemüse, Früchten, Trockenfrüchten oder Kartoffeln ausgeglichen werden. Generell hilft es, wenn Sie zu Ihrer Grillade Gemüse zubereiten statt Brot und Hörnlisalat. Ersetzen Sie das Fleisch mehrmals pro Woche durch Hülsenfrüchte und für den Hunger zwischendurch eignen sich Früchte, Beeren und Rosinen. Und sparen Sie nicht bei den frischen Kräutern. Sie sind wahre Mineralstoffbomben, vor allem wenn sie frisch vom Balkon auf den Teller kommen. 

Jetzt, im Sommer, wenn die Vielfalt an Früchten, Beeren, Gemüse und Salaten fast nicht zu überbieten ist, dürfen Sie Ihren Körper regelrecht mit dieser Basenkost fluten, um das Binde- und Knorpelgewebe von der Säurelast zu befreien – besonders dann, wenn Sie an Osteoporose, Muskelschmerzen, Gelenkproblemen oder Rheuma leiden.

 


Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda-Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Zurück zum Blog