Sabine Hurni über die Kraft der Reissuppe

Ein neues Rezept bereichert meinen Menüplan – die Reissuppe. Diese Art von Kraftbrühe stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und gilt als uraltes Heilmittel bei unterschiedlichsten Erkrankungen. 

Sie stärkt das Immunsystem, entlastet den Darm, befeuchtet den Körper und kann als entwässerndes Heilmittel eingesetzt werden. Offenbar soll sogar Buddha über die Reissuppe gesagt haben, dass sie uns zehn Dinge schenke: «Leben und Schönheit, Wohlgefühl und Kraft, sie vertreibt Hunger, Durst und Wind, sie reinigt die Blase und die Niere und stärkt die Verdauung. Wer sich um das leibliche Wohl sorgt, preist sie als Medizin.» In China wird diese stärkende Suppe zum Frühstück gegessen und ist die ideale Nahrung, um den Körper im Alter oder nach einer längeren Krankheit aufzubauen. 

Für mich ist die Suppe die Basis für einen Entlastungstag, den ich in der Regel einmal die Woche durchführe. Zum Frühstück kann man die Reissuppe mit gekochten Fruchtstückchen ergänzen, am Mittag mit Gemüse und abends je nach Präferenz gesüsst mit Datteln oder pikant gewürzt als Suppe geniessen. Für die Zubereitung kocht man einen Liter Wasser mit 100 Gramm Reis, am besten Vollkornreis, weil er die meisten Mineralstoffe enthält, es funktioniert aber auch mit jedem anderen Reis. Geben Sie die Reiskörner zuerst in ein Sieb und waschen Sie den Reis mit reichlich Wasser ab. So entfernen Sie Unreinheiten. Geben Sie den Reis dann in einen Topf mit kaltem Wasser, schliessen diesen mit dem Deckel und lassen das Wasser aufkochen. Danach die Temperatur reduzieren und zugedeckt bei schwacher Hitze mindestens eine Stunde köcheln lassen. Ab und zu umrühren, damit der Brei nicht anbrennt. Gemäss TCM heisst es, dass das lange Köcheln die Lebensenergie Qi stärkt – je länger, desto mehr. Je geschwächter Sie sich fühlen, desto länger lassen Sie die Suppe kochen. Das kann bis zu vier Stunden dauern. Am Schluss können Sie die fertig gekochte Suppe nach Belieben leicht salzen. 

Gekochter Reis ist nicht lange haltbar. Die Reissuppe sollte man deshalb maximal zwei Tage im Kühlschrank aufbewahren und als Grundlage für drei bis sechs Mahlzeiten verwenden. Als Kraftbrühe eignet sie sich auch zum Abfüllen in eine Thermosflasche. Während der Arbeit immer wieder eine Tasse davon trinken. Das versorgt den Körper und das Gehirn mit Energie, ohne die Verdauungsorgane zu stark zu belasten. Aus östlicher Sicht tut es dem Magen und Darm gut, wenn sie ab und zu eine Pause einlegen können. Dies nicht mit Hungern, sondern mit dem Verzehr von sehr leicht verdaubaren Speisen, die dem Körper Energie liefern, den Darm und die Verdauungsdrüsen jedoch nur minimal fordern.

Reis gehört zu den ältesten Nutzpflanzen und ernährt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt im asiatischen Raum bei 90 bis 150 Kilogramm im Jahr, bei uns sind es bescheidene 5 Kilogramm. Eine Reispflanze trägt bis zu 3000 Körner, die aus Keimling, Mehlkörper, Aleuronschicht, Samenschale und Fruchtwand bestehen. Die letzten drei Schichten bilden zusammen das Silberhäutchen, in dem sich alle wertvollen Mineralstoffe und Vitamine befinden. Beim weissen Reis wird das Silberhäutchen entfernt, weshalb er nicht mehr gleich viele Nährstoffe enthält wie der Naturreis. Eine Zwischenform ist der Parboiled-Reis: Er wird mittels eines Dampfverfahrens geschält, wobei ein Teil der wasserlöslichen Vitalstoffe aus der Randschicht ins Zentrum des Reiskorns verschoben werden. Parboiled-Reis hat mehr Nährstoffe als der weisse Reis, jedoch weniger als Naturreis. Generell ist gekochter Reis ein toller Proteinlieferant. Eine Portion Reis enthält ungefähr drei Gramm Eiweiss. Dieses Eiweiss kann vom Körper sehr gut aufgenommen werden und verfügt somit über eine hohe biologische Wertigkeit. Kombiniert man den Reis mit Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen, Bohnen oder Kichererbsen, kann der Körper noch mehr Eiweiss aus dem Gericht verwerten.

Haben Sie gewusst, dass es auch Schweizer Reis gibt? Seit 1997 wird im Tessin Reis angebaut. Im Jahr 2017 begannen im Mittelland erste Anbauversuche von Nassreis, also Reisanbau auf gewässerten Feldern. Das ist auch ein Gewinn für die Biodiversität. Untersuchungen von Agroscope zeigten, dass es in den Reisfeldern von Leben nur so wimmelt. Viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten pflanzen sich nachweislich in diesen Reisfeldern fort, wie etwa die Kreuzkröte, der Laubfrosch oder die Sumpf-Heidelibelle. In einem Reisfeld in Brugg AG entdeckten die Forschenden sogar stark gefährdete Pflanzenarten wie das Schwarzbraune Zypergras und die Eiförmige Sumpfbinse. Unter der Webseite: www.nassreis.ch finden Sie Angaben zu den Verkaufsstellen von Schweizer Reis aus dem Aargau, Bern und Fribourg. Der Verkauf der neuen Ernte startet im November. Unbedingt unterstützen!

 


Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda-Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

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