Die Wunderprodukte der fleissigen Bienen

Honig haben wohl schon die meisten Menschen gegessen. Doch es ist bei Weitem nicht das einzige Produkt, das uns die Bienen schenken. Ein Produkt ist gar königlich und deswegen entsprechend rar. Und die Bienenprodukte gelten als Heilmittel.

Samuel Krähenbühl


W
ussten Sie, dass Honig – mal abgesehen von Wasser – das einzige Lebensmittel ist, das bei richtiger Lagerung nie verdirbt? In Ägypten wurde unverdorbener Honig als Grabbeigabe aus der Zeit der Pharaonen gefunden, der also bereits mehrere Tausend Jahre alt war. Bis 2007 war es in der Schweiz nicht einmal vorgeschrieben, eine Mindesthaltbarkeit auf Honiggläsern zu deklarieren. Und weil Honig ein sehr lange haltbares Produkt ist, genügt es noch heute, einfach eine Jahreszahl anzugeben. Also «mindestens haltbar bis Ende 2024» zum Beispiel. Sie können aber auch wesentlich älteren Honig noch immer bedenkenlos geniessen, wenn er sauber verschlossen und trocken gelagert wurde und noch immer gut riecht.

Dass schon in der Antike der Honig als heilwirkende Nahrung bekannt war, geht aus alten Schriften hervor. Er stellt tatsächlich eines der besten Kohlenhydrate dar, das der Körper sehr leicht aufnehmen kann. Eine weitere, alte Erfahrungstatsache weist darauf hin, dass der Bienenhonig die Wirkung aller Naturmittel, die die Atmungsorgane beeinflussen sollen, erhöht. Bei Katharrhen etwa, für die Bronchien oder die Lunge wirken die Mittel mit Honig zusammen viel rascher und stärker. Auch in Heilsalben für Schürfungen oder kleine Wunden kann Honig heilend wirken. Besonders, wenn er mit Merretich kombiniert wird. Auch bei Arthritis und Gichtschmerzen wirkt Honig Wunder.

 

Gelée royale – der königliche Honig

So weit so gut: Honig kennen und schätzen wie bereits erwähnt viele Menschen. Doch Honig ist bei Weitem nicht das einzige für uns nutzbare Bienenprodukt (siehe dazu auch den Kasten mit der Auflistung der Bienenprodukte). Honigtau und Nektar allein machen noch keine Königin. Während Arbeiterinnenlarven mit Pollen versorgt werden, füttern die Ammenbienen die Königinnenlarven mit Gelée royale, dem reinen Sekret aus ihren Futtersaftdrüsen. Dieser besondere Saft bewirkt, dass sich aus der Larve nicht eine Arbeitsbiene, sondern eine Königin entwickelt. Gelée royale hat auch einen anderen, ins leicht säuerlich-bittere gehenden Geschmack und eine dünnflüssigere Konsistenz als gewöhnlicher Honig.

Königinnenfuttersaft oder Gelée royale zu gewinnen ist möglich, wenn die Betriebsweise darauf ausgerichtet wird. Der besondere Saft hat antibakterielle Eigenschaften und enthält bedeutende Mengen an bestimmten Vitaminen.

Bereits vor Jahrzehnten hat Dr. A. Vogel in seinem Buch «Der kleine Doktor» auf die vielfältigen positiven Auswirkungen von Gelée royale hingewiesen: «Aus weiteren Berichten können wir feststellen, dass Gelée royale nicht nur belebend und verjüngend wirkt, weil es die endokrinen Drüsen günstig beeinflusst, sondern auch bei Keuchhusten und Asthma, und zwar besonders im Kindesalter auffallend erfolgreich einsetzt. Auch bei schwächlichen Kindern stellte man fest, dass sie sich durch die Einnahme von Gelée royale rasch erholten und besseren Appetit erhielten.» Ebenso werde Bronchitis mit Erfolg beeinflusst, ja sogar Migräne, Magen- und Gallenleiden, Verdauungsstörungen, Nervenschwäche wie auch jene eigenartige Müdigkeit, die infolge schlechter Funktion endokriner Drüsen in Erscheinung treten kann. Auch auf die Haut übe es einen günstigen Einfluss aus, und zwar sowohl durch die innere Einnahme als auch durch das Einmassieren in die Haut, indem man den Honig etwas verdünnt und mit dem Honigwasser eine Massage durchführt. Nicht unterschlagen werden soll allerdings auch der Hinweis, dass Gelée royale bei empfindlichen Personen zu al­lergischen Reaktionen hervorrufen kann. Menschen mit Allergien auf Bienen oder Wespenstiche oder mit Asthma sollten deshalb auf den Verzehr verzichten.

 


Propolis: Der Baustoff der Bienen

Noch ein weiteres, spannendes Bienenprodukt soll an dieser Stelle ausführlicher beschrieben werden: Propolis. Die Bienen sammeln Harz von Rinden und Knospen der Bäume und verarbeiten es zu Propolis. Damit dichten sie ihren Bienenkasten gegen Luftzug ab. Der Mensch nutzt die Propolis in der Medizin als natürliches Arzneimittel. Propolis ist das stärkste natürliche Antibiotikum. Das Wort stammt aus dem Griechischen und steht für «Pro» (vor) «Polis» (Stadt), also «Vor der Stadt». Ein etwas merkwürdig scheinender Name, der aber beim zweiten Blick ganz gut passt. Denn Bienenstöcke sind ja in einem gewissen Sinne regelrechte Städte, da sie von Tausenden von Bienen bewohnt werden.

Einige Sammelbienen haben die Aufgabe, Harz von Bäumen zu sammeln, um damit Propolis herzustellen. Im Bienenstock dient Propolis zum einen zur Isolation, dann aber auch zur Desinfektion. Da Propolis aus verschiedenen, oft auch zufällig gesammelten, Bestandteilen stammt, ist die Zusammensetzung nicht immer gleich. Es wurden bereits bis zu 200 verschiedene Substanzen in Propolis identifiziert. Deshalb ist es auch wichtig, dass Propolistinkturen qualitativ kontrolliert und standardisiert werden.

In biologischen Experimenten hat Propolis schon zahlreiche Wirkungen gezeigt. Unter anderem wirkt es gegen einige Bakterien, wirkt entzündungshemmend oder antiviral. Propolis kann allerdings auch Kontaktallergien auslösen. Propolis wird als Heilmittel gebraucht. Es gilt also die Heilmittelgesetzgebung. Zum Verzehr sind beispielsweise Honig-Propolis-Mischungen nicht erlaubt.

Ob sich die fleissigen Bienen überhaupt bewusst sind, welche bemerkenswerten Produkte sie hervorbringen? Wir Menschen können daran denken, wenn wir das nächste Mal eine der fleissigen Arbeiterinnen beobachten.

 

Spannende Fakten zum Honig

  • Der Name «Honig» kommt vom althochdeutschen «honag», was soviel wie «der Goldfarbene» heisst.
  • Honig besteht aus Blumennektar und Enzymen,
  • welche die Bienen beimischen.
  • Das perfekte Sechseck der Honigwabe ist die optimale Form, um mit möglichst wenig Material möglichst viel Volumen einzuschliessen.
  • Eine Bienenwabe mit einer Fläche von 10 cm2 wiegt nur
  • ca. 12 Gramm, bietet jedoch Platz für ganze 350 Gramm Honig.
  • Honig ist unverderblich, also ewig haltbar.
  • Honig ist das einzige Nahrungsmittel, das alle lebenserhaltenden Substanzen enthält: Enzyme, Vitamine, Minerale und Wasser.

 

Die Produkte der Bienen

Honig
Die Bienen suchen Nektar in Blüten und auch Honigtau an Bäumen. Daraus machen sie Honig. Da Nektar einen hohen Wasseranteil aufweist, ist er nicht haltbar und würde bald zu gären beginnen. Die Arbeiterinnen machen Honig aus konzentriertem Nektar, indem sie diesem Wasser entziehen und wichtige Enzyme hinzufügen.

Pollen
Pollen ist der Eiweisslieferant sowohl für die adulten Bienen, als auch und vor allem für die Bienenlarven. Er ist die einzige Quelle für Proteine, Aminosäuren, Fette und weitere lebenswichtige Stoffe. Die Entwicklung der Futtersaft- und Wachsdrüsen in Jungbienen und der Aufbau des Fettkörpers der Winterbienen hängt entscheidend von einer guten Pollenversorgung ab.

Wachs
Jungbienen produzieren Bienenwachs mit ihren Wachsdrüsen, wenn sie zwischen 12 und 18 Tage alt sind. In der Funktion als Baubienen sorgen sie für den Aufbau der Waben. Die Wachsproduktion ist aber stark abhängig vom Pollen- und Nektarangebot ausserhalb des Stocks. Wenn dieses Angebot nicht vorhanden ist, stellen die Bienen ihre Bautätigkeit ein.

Gelée royale
Ein königlicher Futtersaft! Mit diesem Stoff werden die Larven der Königinnen gefüttert. Tatsächlich ist dieses Gelée royale dafür verantwortlich, dass aus einer frisch geschlüpften weiblichen Bienenlarve auch tatsächlich eine Königin entsteht. Gelée royale enthält mehr Aminosäuren, Vitamine und Nukleotide als Futtersäfte für Arbeiterinnen oder Drohnen. Für deren Produktion benötigen die Bienen ein gutes Pollenangebot.

Bienengift
Die Bienen produzieren das Bienengift in speziellen Drüsen ihres Stechapparats. Die Giftproduktion beginnt bei drei Tage alten Bienen und erreicht ihren Höhepunkt bei zwei bis drei Wochen alten Arbeiterinnen. Selbstredend nutzen die Bienen das Gift für die Verteidigung gegen Eindringlinge in ihren Stock. Übrigens: Nur ein Stich gegen ein Säugetier mit seiner weichen, elastischen Haut bedeutet den Tod für die Biene. Bei der Verteidigung gegen andere Insekten entsteht ein kleines Loch im Panzer des Angreifers und die Biene kann den mit Widerhaken besetzten Stachel gefahrlos herausziehen.

Propolis
Ein natürliches Antibiotikum der Honigbiene! Bei warmen Temperaturen sammeln Arbeiterinnen Pflanzenharze und reichern diese mit Flavonoiden und Polyphenolen an. Diese Propolis wird dann genutzt, um die Behausung damit «auszukleiden» oder Ritzen auszufüllen, und schützt zudem die Bienen sowie deren Vorräte (insbesondere Pollen) vor Bakterien oder Pilzen.


 

Quellen:

Der kleine Doktor, Dr. A. Vogel, Verlag A. Vogel. Teufen 1977

Propolis, Stefan Bogdanov, Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung (Agroscope Liebefeld). Bern.

Apisuisse/bienen.ch

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