Sabine Hurni über eine Prise würzige Achtsamkeit

Gewürze und Kräuter sind die Juwelen der Küche. Sie sorgen für einen unvergleichlich guten Geschmack der Mahlzeiten und machen sie besser verdaubar. Gewürze regen die Verdauung an und unterstützen diese, damit die Nahrungsmittel vollständig verdaut werden. Unsere Grossmütter wussten das und gaben Wacholderbeeren in blähende Kohlgerichte. In vielen Bergregionen wird Fenchel, Kümmel und Anis in den Brotteig gemengt. Das scharfe Bohnenkraut macht die grünen Bohnen bekömmlicher. Besonders im Frühling, wenn der im Winter etwas träge gewordene Stoffwechsel angeregt werden soll, lohnt es sich, die Speisen etwas schärfer zu würzen. Das gilt insbesondere für Menschen, die den Stoffwechsel anregen wollen, um ein paar Kilos zu verbrennen. Die würzige Schärfe macht die Speisen leichter, hilft der Verdauung, liefert Energie und bringt den Stoffwechsel in Schwung.

Würziger Frühlingstrunk

Fühlen Sie sich im Frühling oft schlapp und müde? Auch hier helfen Gewürze, Ihren Körper wachzurütteln. Allen voran das Ingwerpulver, die Gelbwurz (Kurkuma) und der Pfeffer. Sie sind allesamt wichtig für das Immunsystem, die Leber und für eine gesunde Verdauungsfunktion. Die tägliche Einnahme von etwas Ingwerpulver mit der Nahrung oder im Tee hilft bei Erkältungskrankheiten, Blähungen, Husten und Gelenkentzündungen. Kurkuma zählt zu den wichtigsten Gewürzen für die Leber und den Stoffwechsel. Eine warme Milch oder ein Tee mit einer Messerspitze Kurkuma lindert Müdigkeit und liefert dem Körper neuen Schwung. Pfeffer regt die Verdauung an. Er hilft gegen Müdigkeit nach dem Essen und gegen Schweregefühl im Magen. Wer einen würzigen Energieschub braucht, kocht sich einen leicht scharfen Frühjahrstrunk aus den drei Gewürzen. Geben Sie je einen Teelöffel Gewürzpulver in einen Liter kochendes Wasser und lassen Sie den Trunk 20 Minuten kochen. Wer will, kann zusätzlich einen halben Liter Milch mitkochen. Sobald der Tee trinkwarm ist, darf man ihn mit etwas Waldhonig süssen.

Duftende Küche

Ich benutze oft Kreuzkümmel, Koriandersamen und schwarze Senfsamen zum Kochen. Sie verleihen einem Gericht ein würziges Aroma, ohne die einzelnen Zutaten zu übertönen. Wer es gerne schärfer mag, ergänzt die Grundmischung mit Pfeffer, Kurkuma und Ingwer oder Chili. Für die herbe, bittere Komponente gibt man am Ende des Kochvorganges eine Portion frischer Kräuter dazu. Und schon haben Sie Ihre eigene Würze, Ihr Masala, wie die Inder*innen zu sagen pflegen, zusammengestellt. Aus der indischen Küche sind Gewürzkombinationen, sogenannte Masalas, nicht wegzudenken. Jede Region und jede Familie in Indien verfügt über ihre eigenen Masala-Rezepte, die sie als gutgehütetes Geheimnis wahrt.

In Schweizer Küchen lassen sich ebenfalls hervorragende Gewürzmischungen herstellen! Was Sie dazu benötigen: 1. Platz im Gewürzschrank, 2. Einen robusten Mörser, 3. Kreative Experimentierlust. Weil der verdauungsfördernde Bestandteil vieler Gewürze flüchtige, ätherische Öle sind, muss man beim Einkauf, bei der Lagerung und beim Kochen ein paar Dinge beachten:

  • Kaufen Sie ganze Gewürze und mörsern Sie diese kurz vor dem Gebrauch. Gewürzpulver verduften sehr schnell und verlieren ihre Wirkung.
  • Lagern Sie Gewürze in Gläsern, nicht in Plastikgefässen oder Beuteln. Im Glas bleibt das Aroma länger konserviert.
  • Beginnen Sie beim Kochen mit den Gewürzen. Geben Sie die frisch zerstossenen Gewürze mit etwas Öl in die Pfanne bis sie duften. Danach kommen die Zwiebeln und der Knoblauch, die Gewürzpulver und festen Kräuter wie Rosmarin oder Thymian. Erst jetzt folgt das Gemüse, der Reis, das Fleisch oder der Rahm. Feine Blättchen wie Pfefferminze, Basilikum oder Petersilie erst am Schluss zum Gericht geben.
  • Kochen Sie mit geschlossenem Kochtopf, damit das Aroma in Topf bleibt und die ätherischen Öle nicht verdampfen.

Bei der Wahl der Gewürze orientieren Sie sich an Ihrem Geschmack oder lassen sich von bestehenden Rezepten inspirieren. Salzen Sie die Speisen mit sehr wenig Salz und würzen Sie am Schluss bei Bedarf nach.

Zum Kochen und Heilen

Viele Gewürze sind Pflanzensamen, aus denen neue Gewürzpflanzen wachsen. So zum Beispiel der Koriander, der Fenchel, der Pfeffer und der Anis. Andere Gewürze werden aus den Wurzeln einer Pflanze hergestellt wie Ingwer, Kurkuma oder Galgant. Es gibt Gewürze aus Blütenstempeln wie der Safran, aus Beeren wie zum Beispiel die Wacholderbeeren, aus Rinde (Zimt) oder Knospen (Nelken). Nicht zu vergessen die ganze Welt der aromatischen Kräuterpflanzen mit ihren würzigen Blättchen. Sie alle enthalten einen hohen Anteil an ätherischen Ölen und dienen als Basis für die Parfümindustrie oder die Aromatherapie. Anis, Fenchel und Kümmel wirken aufgrund ihrer Duftstoffe blähungswidrig und krampflösend. Die Pfefferminzblätter regen den Gallenfluss mit Hilfe ihrer ätherischen Öle an. Das Aroma des Thymians schmeckt fantastisch in Eintöpfen und Saucen und befreit als Heilmittel die Atemwege von zähem Schleim.

Das Wissen über den heilsamen Aspekt von Gewürzen ist in Vergessenheit geraten. Die Verantwortung für die Gesundheit des Körpers überlässt der moderne Mensch lieber der Pharmazie und der Medizin. Wie schade! Mit jedem Gewürz, das wir zum Kochen verwenden, geben wir dem Körper eine wirksame Information. Machen Sie Ihre Nahrung wieder lebendig, frisch und kraftvoll! Mit guten Zutaten, natürlichen Gewürzen und Kräutern und einer Prise Achtsamkeit. Lassen Sie die ureigene Körperintelligenz mitkochen.

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