Sabine über Magenbrennen…

Kategorie: Sabine Hurni


VOLKSHEILMITTEL / Wer öfters unter Magenbrennen leidet, trinke morgens und abends je einen Deziliter rohen Kartoffelsaft.


Hatten Sie schon mal Magenbrennen? Es ist die unangenehme Folge von zu schwerem Essen, Genussmitteln, Stress oder starken Emotionen. Viele Leute greifen in diesem Fall zum Säureblocker. Die frei verkäuflichen Säureblocker aus der Apotheke oder der Drogerie wirken schnell, binden die überschüssige Säure und beruhigen dadurch den Magen für eine gewisse Zeit. Bei akuten Brennschmerzen kann das sehr hilfreich sein. Das Problem ist damit jedoch nicht behoben. Im Gegenteil: Es wird in gewissen Fällen sogar verstärkt. Insbesondere dann, wenn das Magenbrennen nicht durch ein zu viel, sondern durch ein zu wenig an -Magensäure ausgelöst wird. Ab 50 Jahren nimmt die Magensäureproduktion ab und die Eiweisse können nicht mehr so gut verdaut werden. Statt die Säure zu neutralisieren, müsste man jedoch eher einen Schuss Zitronensaft zum Essen geben und mit wärmenden Gewürzen die Magenaktivität anregen.


In der Magenschleimhaut werden Enzyme, Salzsäure und Schleim produziert. Das saure Milieu tötet unerwünschte Keime ab und zerlegt die Nahrung, insbesondere die Eiweisse, in kleinere Einheiten, die wir als Baustoffe für die Körperzellen benötigen. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, beeinflusst jedoch das Befinden des Magens. Zu üppige Mahlzeiten, fettes Essen, Süssigkeiten und Weissmehl zum Beispiel, stören die Funktion der Verdauungsenzyme, während Stress, Hektik beim Essen sowie Alkohol, Koffein und Nikotin zu einer Überhitzung des Magens führen können. Dadurch wird die Nahrung nicht mehr vollständig zersetzt und Magensaft gelangt in die Speiseröhre. Doch im Gegensatz zum Magen ist die Speiseröhre nicht mit einer schützenden Schicht überzogen. Die Magensäure greift unweigerlich die Eiweissstrukturen der Speiseröhrenschleimhaut an, was zu einem Brennen führt, das sich im Liegen, beim Bücken oder Heben verstärkt.

 

Bei Magenbrennen und Oberbauchschmerzen wird in der traditionellen europäischen Naturheilkunde oft roher Kartoffelsaft empfohlen. Die Therapie ist einfach: Man trinkt morgens und abends je einen Deziliter Kartoffelsaft. Bei starken Beschwerden darf es auch mehr sein. Bereits nach einer Woche sollten sich erste Verbesserungen einstellen.

 

Die ursprünglich aus Südamerika stammende Wurzelknolle enthält neben Stärke, Eiweiss und Ballaststoffen äusserst viele Mineralstoffe und Vitamine – Letztere gehen jedoch durch das Kochen und Lagern rasch verloren. Die ballaststoffreiche Kartoffel verzögert die Aufnahme von Kohlenhydraten aus dem Darm in die Blutbahn. Dadurch wird verhindert, dass der Blutzuckerspiegel allzu schnell in die Höhe schnellt. Und offenbar verfügen die Inhaltsstoffe der Kartoffel über magenschützende, probiotische Eigenschaften; sie haben ausserdem eine positive Wirkung auf den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel.


Kartoffelsaft kann man selbst zubereiten oder als Frischsaft kaufen. Für die Zubereitung zu Hause ist ein guter Entsafter empfehlenswert. Es funktioniert aber auch mit der Raffel: Die Kartoffel schälen, fein reiben, den Kartoffelbrei in ein Tuch geben und kräftig auspressen. Kartoffelsaft sollte man immer frisch zubereiten und sofort trinken.

 

Auch viele Gewürze wirken regulierend auf den Magen. Allen voran Kardamom. Die aromatischen Samenkapseln können pulverisiert in den Kaffee gestreut werden. Dabei entsteht ein Aroma, wie es für den türkischen oder griechischen Kaffee typisch ist. Kardamom bindet die Säure und macht den Kaffee bekömmlicher. Man kann die Samenkapseln auch nach einem schweren Essen im Mund zerkauen oder mit kochendem Wasser zu einem Tee aufgiessen. Durch die sanfte Schärfe regen sie das Verdauungsfeuer an, sodass die Nahrung besser verstoffwechselt wird.


Das hilft bei Sodbrennen

 

Kopf hoch beim Liegen

Das Kopfteil des Bettes um zehn Zentimeter erhöhen.


Essen Besonders problematisch ist schweres, -üppiges, eiweissreiches Essen kombiniert mit Alkohol und Kaffee. Insbesondere abends. Hier sind Alternativen gefragt. Viel bekömmlicher sind zum Beispiel bitteres Gemüse, grüne Kräuter und Kartoffeln.


Trinken Kohlensäurehaltige, gekühlte Süssgetränke begünstigen die Übersäuerung. Besser sind zimmerwarmes Wasser ohne Kohlensäure und Tee.


Weniger ist mehr Hilfreich ist zum Beispiel das Interwall-fasten, indem man an manchen Wochentagen das Abendessen ganz weglässt oder nach einem üppigen Abendessen -mindestens 15 Stunden wartet, bevor man wieder etwas isst.


Tinkturen von bitteren Heilpflanzen, wie Angelikawurzel, Enzian, Schafgarbe oder Wermut, bringen den Magen und sämtliche Verdauungsdrüsen ebenfalls ins Lot. Im Gegensatz zu künstlichen Säureblockern können solche natürlichen Verdauungshilfen über längere Zeit und ohne Bedenken bei Bedarf eingenommen werden. Für akute Probleme kann auch Hilfe aus dem Küchenschrank sehr effektiv sein: ein Esslöffel Haferflocken oder ein paar Mandeln zum Beispiel. Sowohl die Haferflocken wie auch die Mandeln müssen vor dem Herunterschlucken im Mund zu Brei zerkaut werden, damit der Magen von der besänftigenden Wirkung profitiert.


Und wenn wir schon beim Kauen sind: Essen Sie, um satt zu werden, oder essen Sie, weil Sie den Geschmack des Essens lieben und sich an den Lebensmitteln freuen, die Ihnen die Natur zur Verfügung gestellt hat? Wieso ich frage? Die Karotte, das Steak oder auch das Reiskorn haben einen langen, energieintensiven Weg hinter sich, bis sie gekocht auf dem Teller liegen. Wir sollten dieser Tatsache mehr Wertschätzung entgegenbringen – und das Essen entsprechend zelebrieren. //





Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.





Fotos: sebastiano bucca | istockphoto.com

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