Über die Wege des Heilens

Kategorie: Sabine Hurni


«Wer heilt, hat recht». Es ist ein Satz, der oft in Streitdiskussionen fällt, wenn es um die Wirksamkeit - oder eben die Unwirksamkeit - einer meist alternativen Heilmethode geht. Die Aussage «Wer heilt, hat recht», setzt allerdings voraus, dass jemand von etwas geheilt und die Heilung auf eine bestimmte Therapie zurückzuführen ist. Da es oft viele Wege sind, sein müssen, die schlussendlich zur gewünschten Heilung führen, ist es schwierig zu bestimmen, wer denn nun wirklich recht gehabt hat. Ist es doch immer auch der Betroffene selbst, der mit seinem System Heilung zulässt; oft beeinflusst er sogar massgeblich die heilende Wirkung einer Therapie oder eines Medikamentes mit der Kraft seiner Selbstheilungskräfte.



Viele Krankheiten und Beschwerdebilder sind eine Aufforderung an die Betroffenen, ihr Leben, ihre Lebensweise, ihr Umfeld, ihre Vergangenheit, ihre Ernährung und ihre Emotionen sehr genau zu reflektieren. Was notabene echt harte Arbeit ist! Niemand rollt gerne alte Verletzungen auf, verändert liebgewonnene Gewohnheiten oder verzeiht einem Menschen, der ihm grosses Leid angetan hat. Und doch – um Heilung zu erlangen braucht es oft diesen steinigen Weg.



Ein Heilungsmodell basierend auf der Entstehung von Krankheiten erarbeitete seinerzeit Paracelsus (1493-1494). Es hat heute noch seine Berechtigung. Der Schweizer Arzt, Naturphilosoph, Alchemist, Laientheologe und Sozialethiker ging davon aus, dass es für die Entstehung von Krankheiten fünf mögliche Ursachen gibt:

    • Die erste Ebene betrifft den Körper - die Erfüllung seiner Grundbedürfnisse, die Aufnahme von Nahrung und die Umwelteinflüsse, die auf unseren Körper einwirken.
    • Die zweite Ebene bezieht sich eher auf unseren Energiekörper - auf das Nervensystem und die elektrischen Leitsysteme wie zum Beispiel die Meridiane.
    • In die dritte Ebene gehören die Kraft der Gedanken, die Emotionen und die Glaubenssätze. Hier geht es um schädliche Negativ-Programmierungen, Ängste, ständige Sorgen, fehlende Selbstliebe und Traumata.
    • Die vierte Ebene befasst sich mit der Intuition, dem Unterbewusstsein und Wahrnehmungsebenen, die wir mit unseren herkömmlichen Sinnen und unserem Verstand nicht erklären können.
    • Die fünfte Ebene ist der Weg der Selbstheilung - das Geschehen lassen, das Geistige, der Glaube, das Gebet, die Energie der Engel, das Göttliche und die Rückverbindung mit dem Universum.

Nachhaltiges Gesundsein erfordert die gleichzeitige Arbeit auf allen fünf Ebenen. Es kann sein, dass sich Magenschmerzen mit einer reinen Ernährungsumstellung verbessern - doch was, wenn durch eine Wirbelfehlstellung der Energiefluss blockiert bleibt? Oder sich, etwa durch ständiges Herunterschlucken von Frust oder Stress, Wut im Magen ansammelt? Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass ihnen in der Kindheit eingetrichtert wurde, dass es sich für ein Mädchen nicht gehört, einen Wutausbruch zu haben. Oder dass Buben die


Wut zumindest zügeln müssen. Ein Säureblocker kann das Problem vielleicht vorübergehend beheben; doch die Blockade bleibt.

Wenn die Ursachenebene erst mal erkannt ist, kann die Behandlung entsprechend angepasst werden. Therapien für die erste Ebene finden sich ebenfalls in einer eher grobstofflichen Form. Heilpflanzenpräparate, Nährstoffe, Nahrungsergänzungsmittel, Ernährungsumstellungen oder auch homöopathische Präparate mit Niedrigpotenzen, die noch nahe bei der Heilpflanzenkunde sind. Insbesondere gute, abwechslungsreiche und naturbelassene Nahrung stärkt die erste Ebene.

Wer den Verdacht hat, dass die Energie nicht frei fliessen kann aufgrund einer Blockade oder eines elektromagnetischen Störfeldes, der muss seine Therapie auf der zweiten Heilungsebene ansetzen. Dazu zählen Akupunktur, Yoga und die Beseitigung von Elektrosmog oder Störfeldern im Schlafraum – diese Massnahmen beleben und reinigen das Energiesystem des Menschen.


Um die dritte Ebene der Heilung, die mentale Ebene, umzuprogrammieren, bedarf es oft der Hilfe eines Gegenübers. Das kann ein Familienmitglied sein, ein Freund oder eine professionelle Begleitperson, die hilft, den Glaubenssätzen auf die Schliche zu kommen. Man muss sein Hirn richtiggehend umprogrammieren, um längst überholte Denkmuster auszulöschen. Sagen Sie sich innerlich zehnmal: «Ich bin ein wertvoller Mensch». Schaffen Sie es? Oder kommt schon nach wenigen Wiederholungen ein Einwand aus der Denkabteilung? Nimm dich nicht so wichtig! Was glaubst du denn wer du bist? Was soll diese Selbsthuldigung?! Die Liste möglicher Einwände ist unendlich lang. Umso mehr müssen Sie üben: «Ich bin wertvoll!» Für die vierte Ebene des Unterbewusstseins können Familienstellen, Hypnose, Heilrituale oder auch die Meditation sehr heilsam sein. Es ist wichtig, dass wir unserer Intuition wieder vertrauen lernen (siehe «natürlich» 07/08). Sie ist der direkte Draht zum Unterbewusstsein. Wir sollten lernen, wieder viel öfter aus der Intuition heraus zu leben, herz- statt kopfgesteuert.


Höhere Wesen und Mächte sind für die fünfte Ebene zuständig. Wir wissen, dass Menschen durch Gesundbeten schneller genesen, dass es wundersame Spontanheilungen gibt. Viele Menschen stehen in engem Kontakt mit ihren unsichtbaren geistigen Helfern, die ihnen entweder Heilung oder einfach Unterstützung im Leben bieten, wenn sie darum bitten. Jeder Mensch ist energetisch mit dem grossen Ganzen, den kosmischen Gesetzen und der Natur verbunden. Es ist wichtig, diese Verbindung wieder zu fühlen, zu pflegen und hegen. Denn die Erfahrung zeigt, dass gerade die fünfte, die feinstofflichste und subtilste Ebene sämtliche andere Ebenen durchdringen kann: Je höher die Ebene ist, desto mehr wirkt sich eine Veränderung in ihr auch auf alle darunterliegenden Ebenen aus.


Mit dieser Betrachtungsweise wird der Satz «Wer heilt, hat recht» zu einem höchst spannenden philosophischen und auch spirituellen Gedanken. Denn Heilung passiert schlussendlich über alle fünf Ebenen hinweg – vom Jenseitskontakt bis zum Apfel, den wir täglich essen: Ist nicht in beidem ein Funke Göttlichkeit? Im Gedanken an einen Verstorbenen wie auch in der Frucht eines Baumes? Schlussendlich aber spielt es eh keine Rolle, wer recht hat. Wichtig ist nur, dass wir glücklich sind und frei von Leiden.



Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.

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